Austro-Fintech will "Amazon fresh" Europas bieten

Austro-Fintech will "Amazon fresh" Europas bieten
Handy-Zahlungsanbieter Bluecode will Supermarkteinkauf via App ermöglichen. Wichtig dafür: Kollaboration von Handel und Banken.

Sie gehen zu Spar, Billa oder Hofer. Scannen die Waren in ihrem Einkaufswagerl via Handyapp. Und bezahlen über diese App auch gleich – über Ihre eigene Hausbank. Dieses Zukunftsszenario zeichnet das österreichische Fintech Bluecode. Dieser Anbieter einer Smartphone-Bezahllösung will das technische Grundgerüst für den Zahlungsvorgang im Hintergrund für eine solche Plattform anbieten.

Ein System, das dem von Amazon fresh nicht unähnlich ist. Auch hier kann im Shop Ware gescannt und am Handy bezahlt werden. Die europäische Lösung soll daher eine Kollaboration von Banken und Händlern sein, so die Bluecode-Vision. Schwierig ist das, weil da alle Player zusammenarbeiten müssen, die ja Mitbewerber sind, sagt Bluecode-CEO Christian Pirkner.

Vor hat Bluecode das ja schon länger. Dahinter steckt der Wunsch nach einer unabhängigen, europäischen Lösung für Zahlungsvorgänge fern von Apple- oder Google- Pay. Die Corona-Krise könnte dem jetzt in die Hände spielen – das kontaktlose Bezahlen hat jetzt ja zugenommen, wie auch eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group zeigt.

Für das Vorhaben, ein europäisches Bezahl-System für den Handel aufzubauen, hat Bluecode zweimal eine Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro im Rahmen des EU-Programms „Horizon 2020“ erhalten.

Gerade in Österreich ist jedenfalls, was die Akzeptanz von neuen Zahlungssystemen angeht, noch einiges zu tun. Das ergab eine Umfrage der Vernetzungsplattform Pf19 gemeinsam mit Birgit Kraft-Kinz, Geschäftsführerin der Kraftkinz GmbH. Im Rahmen dieser wurden Experten aus den Bereichen Banken, Handel, Regulatoren und Start-ups zu ihrer Einschätzung, wo Österreich im internationalen Vergleich bei innovativen Zahlungssystemen steht, befragt. Knapp 83 Prozent der Befragten sehen Österreich 2020 hier im Mittelfeld. 85 Prozent halten aber wiederum ein „europäisches Payment Scheme“ für relevant.

Die Zeit drängt

Dass das alles jetzt schnell gehen muss, liegt auf der Hand. „Ich glaube nicht, dass wir als Europa fünf Jahre Zeit haben“, sagt auch Gerald Gruber, Business Development Leiter der Neobank bunq, bei der Präsentation der Umfrage. bunq sitzt in den Niederlanden, wo man deutlich weiter sei als in Österreich.

Gänzliches Zukunfts-Hexenwerk ist das selbstständige Scannen und Bezahlen der Ware im Handel via App übrigens nicht. Der Lebensmitteleinzelhändler Billa testet eine solche „Scan & Go“-App bereits in einer Filiale – allerdings funktioniert hier das Bezahlen über Mastercard oder Visa – also wieder die US-amerikanischen Anbieter.

  • Amazon fresh 
    ist eine Tochter des Internetgiganten Amazon. Unter anderem in den USA bietet er Lieferservice für Lebensmittel an und betreibt auch eigene Shops, in denen Zahlung via innovativer Systeme möglich ist
     
  • Bluecode
    ist ein Österreichisch-Schweizer Fintech, das einen Handybezahldienst anbietet. Bluecode kooperiert bereits seit gut einem Jahr mit Banken wie der BKS Bank und der Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich

Kommentare