Austro Control: Chef des Aufsichtsrates tritt zurück

In der Austro Control ist das Betriebsklima schon länger alles andere als harmonisch. Jetzt sorgt der Vorsitzende des Aufsichtsrates, der Anwalt Werner Walch, für eine Überraschung. Er kündigte an, mit Stichtag 31. Dezember 2019 sein Mandat zurückzulegen. Der Jurist gilt als FPÖ-nahe und kam schon unter der ersten schwarz-blauen Regierung in den Aufsichtsrat. Unter Norbert Hofer, heute FPÖ-Chef, stieg Walch im Vorjahr zum Vorsitzenden auf.
Walch, der für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, verabschiedet sich freiwillig. Über die Gründe wird nicht nur in der Austro Control viel spekuliert. Noch führt Andreas Reichhardt, zuvor Generalsekretär im Kabinett von Hofer, die Ministergeschäfte. Demnächst wird die Grüne Leonore Gewessler die Chefin des zum Super-Ressort für Klimaschutz aufgewerteten Verkehrsministeriums. Gut möglich, dass Walch als Vertrauter von Hofer einer Abberufung zuvorkommen will.
Spekuliert wird allerdings auch, ob sich Walch mit seinem Rücktritt vor dem parlamentarischen U-Ausschuss aus der Schusslinie nehmen will. Der Ausschuss wird nicht nur die Casinos Austria behandeln, sondern weitere Postenbesetzungen im staatlichen Bereich.
Der 70-jährige Top-Jurist, der viel für die ÖBB arbeitet, hat bei Personalia in der Austro Control immer stark mitgemischt. Nicht nur in der Geschäftsführung, auch im blau dominierten Aufsichtsrat.

Aufsichtsrätin Kathrin Glock
Im U-Ausschuss könnte etwa die Qualifikation von Kathrin Glock thematisiert werden. Die 39-jährige zweite Ehefrau des Waffenindustriellen Gaston Glock, 90, wurde von Hofer im Vorjahr in den Aufsichtsrat der Austro Control gehievt, soll dort aber nicht durch kompetente Wortmeldungen aufgefallen sein. Der flugaffine Ehemann kam einst unter Schwarz-Blau in den Aufsichtsrat, den er einige Jahre lang leitete. Die Neos brachten bereits eine parlamentarische Anfrage zur Entsendung von Kathrin Glock an Reichhardt ein.
Da Reichhardt keinen neuen Aufsichtsratschef mehr bestellen wird, soll Vize Günther Ofner (ÖVP), Flughafen-Vorstand, den Job interimistisch übernehmen.
In der Austro Control waren außerdem einige Postenbesetzungen durch FPÖ-Parteigänger geplant, die Jobs hätten durch Umstrukturierungen freigeschaufelt werden sollen. So wäre auch der Schwiegersohn von Aufsichtratschef Walch in die Managementebene unter dem Vorstand befördert worden. Was für großen Unmut in der Belegschaft sorgte. Als die Pläne im letzten Moment medial bekannt wurden, zog Reichhardt die Notbremse.

Kommentare