Aus für Pflege-Agentur VisiCare

Dienstleister hat rund sechs Millionen Euro Schulden - das Gros entfällt auf die Finanz.

Über das Vermögen des Pflege-Dienstleisters VisiCare GmbH, der "selbstständige Diplompfleger an Pflegeheime, Spitalsbetreiber und Sanatorien vermittelte", wurde ein Konkursverfahren beantragt. Laut dem Gläubigerschutzverband AKV sollen die Schulden rund sechs Millionen Euro betragen, Hauptgläubiger ist offenbar die Finanz. Wie der KURIER bereits im Dezember 2014 berichtete, ist bzw. war VisiCare mit rund 4000 selbstständigen Pflegekräften einer der größten Dienstleister im Kranken- und Pflegebereich in Österreich. Gesellschafter der VisiCare ist die Pflegegruppe Personaldienstleistungen GmbH.

"Die VisiCare GmbH dient der Vermittlung von Diplompflegepersonen, die nach den Bestimmungen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG) § 35 zur freiberuflichen Ausübung des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege berechtigt sind", heißt es auf der Firmen-Homepage. "Diese Freiberufler kompensieren Ihren Mangel an diplomierten Fachkräften und tragen somit zur Qualitätssicherung und zur Erfüllung des Pflegepersonalschlüssels bei." Nachsatz: "Ein erklärtes Ziel der VisiCare GmbH ist es, Ihre Institution rasch und in Zusammenarbeit mit qualifizierten freiberuflichen Pflegepersonen zu unterstützen."

Schein-Selbstständigkeit?

Laut KURIER-Informationen vermutete das Finanzamt bei den vermittelten freiberuflichen Pflegern eine versteckte Anstellung und stellte im Vorjahr Lohnsteuerbescheide in Höhe von 5,5 Millionen Euro aus. Das Unternehmen hätte das Personal nicht nur vermittelt, sondern soll eine Art Dienstverhältnis mit den Pflegekräften abgeschlossen haben. Die Pflege-Agentur hat gegen die Bescheide der Finanz Berufung eingelegt. Diese Rechtsmittel beim Bundesverwaltungsgericht dürften aber zu keinem Erfolg geführt haben. Die Geschäftsführung von VisiCare war am Freitagnachmittag nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.

VisiCare wird liquidiert

"Das Abgleiten in die Insolvenz wird auf Haftungsbeschiede des Finanzamts sowie auf Umsatzrückgänge und den daraus resultierenden Problemen zurückgeführt", weiß man beim AKV. "Das Unternehmen wird geschlossen und liquidiert werden." Nachsatz: "Eine Sanierung ist nicht geplant." Zum Masseverwalter wurde der ausgewiesene Sanierungsexperte Stephan Riel, Insolvenzverwalter der Alpin Bau, bestellt.

5,5 Millionen Bilanzverlust

Bereits in der Bilanz für das Jahr 2014 hat VisiCare rund 5,5 Millionen Euro Bilanzverlust ausgewiesen. Das negative Eigenkapital ist auf das gemeinsame Prüfungsergebnis der Lohn- und Sozialversicherungsabgaben durch Finanz und Gebietskrankenkasse zurückzuführen. "Es liegt eine für die Gesellschaft negative Entscheidung des Bundefinanzgerichts vor, die die Umgliederung notwendig gemacht hat", heißt es im Bilanz-Anhang 2014. "Die Entscheidung wurde beim Verwaltungsgericht bekämpft. Die Geschäftsführung geht aufgrund der Qualität der Entscheidung des Bundesfinanzgerichts davon aus, dass sich die Chancen auf ein endgültiges Obsiegen im Verfahren nicht wirklich verändert haben und durchaus realistisch sind." Aber genau das Gegenteil dürfte passiert sein.

Wer zahlt die Zeche?

Den Kunden von VisiCare, darunter sind Privat-Spitäler in Wien und Landeskrankenhäuser in Niederösterreich sowie Pflegeheime in ganz Österreich, könnten saftige Nachzahlungen drohen. Wenn die Vermittlung der Pflegekräfte als Arbeitskräfteüberlassung eingestuft wird, könnten womöglich die Kunden für die Abgabenschuld von VisiCare geradestehen müssen. Was die von VisiCare vermittelten Pflegekräfte betrifft, ist noch unklar, wie weit diese auch zum Handkuss kommen und auch Ihnen Nachzahlungen bevorstehen.

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