Aufstand bei den Casinos Austria: Sorgen um Zerschlagung

Aufstand bei den Casinos Austria: Sorgen um Zerschlagung
Betriebsräte attackieren neuen Chef, Wirbel um Verkauf der Casinos International.

Bei den teilstaatlichen Casinos Austria (Casag) spielt es sich heftig ab. Zwischen dem im Vorjahr installierten neuen Generaldirektor Alexander Labak und den Belegschaftsvertretern fliegen die Fetzen. Der umstrittene Führungsstil von Labak, der als Vertrauensmann der tschechischen Sazka-Gruppe in den heimischen Glücksspielkonzern gesetzt wurde, lässt die Betriebsräte auf die Barrikaden gehen.

In einem Brief an Labak kritisiert Zentralbetriebsratsobmann Manfred Schönbauer den Chef massiv für dessen Verhalten gegenüber der Belegschaft und auch gegenüber den Führungskräften (siehe Faksimile). Das Schreiben wurde in der Folge an mehr als 100 Adressaten versandt und landete prompt auch in Regierungskreisen und bei der Gewerkschaftsspitze.

Aufstand bei den Casinos Austria: Sorgen um Zerschlagung
Kurier

Eine Management-Klausur am 30. Jänner dürfte eskaliert sein. Erfahrenen und engagierten Direktoren und deren Führungsteams würden jegliche Gestaltungsspielräume genommen, die für die Umsetzung der Zielvorgaben notwendig seien, "verbunden mit der versteckten Drohung, sonst nicht mehr Teil des Teams zu sein", schreibt Schönbauer.

Labak wird weiters vorgeworfen, die zentrale Überwachung mit Videokameras entgegen der Betriebsvereinbarung "missbräuchlich" verwendet zu haben. Der CasagChef ist derzeit in Australien und war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Abverkauf?

Für heftige Diskussionen im Aufsichtsrat und in Eigentümerkreisen sorgt der von Labak forcierte Verkauf der Casinos Austria International (CAI). Diese Tochter umfasst das internationale Geschäft mit 32 Casinos und 1600 Mitarbeitern. Nach langen Verlustjahren ist die CAI saniert, fährt operativ Gewinne ein und ist der einzige Unternehmensbereich mit größeren Wachstumsperspektiven.

Nicht nur die Casag-Aktionärin Novomatic, auch etliche weitere Gaming-Unternehmen haben ihr Interesse angemeldet. Auffallend sei, wie intensiv Labak, dem auch Kapitalvertreter nicht die besten CEO-Qualitäten attestieren, den Verkauf betreibe, berichten Insider. Sie sprechen dabei von "Management by Chaos". Zweimal bereits wurden Aufsichtsratssitzungen zum Thema äußerst kurzfristig wieder abgesagt.

Zuletzt wurde versucht, die Causa vom Aufsichtsrat an die Hauptversammlung weiter zu spielen. Dieser Coup, mit dem die Republik hätte überdribbelt werden sollen, gelang allerdings nicht. Der Hintergrund: In der Hauptversammlung haben die Vertreter der Republik nicht die Mehrheit. Die Staatsholding ÖBIB hält nur ein Drittel der Casag, größter Aktionär ist die Sazka der tschechischen Milliardäre Komarek und Smejc. Im Aufsichtsrat dagegen hat die Republik gemeinsam mit den Belegschaftsvertretern die Mehrheit gegenüber Sazka und Novomatic.

Der Buchwert der CAI soll zwischen 170 und 180 Millionen Euro liegen. Ein von der Casag in Auftrag gegebenes Wertgutachten kommt auf weit über 200 Millionen Euro. Darunter komme ein Verkauf, dessen Notwendigkeit von Seiten der Staatsholding grundsätzlich angezweifelt wird, schon gar nicht in Frage. Die Interessenten sollen mittlerweile deutlich nachgebessert haben.

In regierungsnahen Wirtschaftskreisen beobachtet man die Vorgänge sehr besorgt. Befürchtet wird eine Zerschlagung der Casag, man warnt vor der "Wertevernichtung von Volksvermögen". Die Aktionäre hätten die Strategie der Casag noch gar nicht zu Ende diskutiert, trotzdem arbeite Labak intensiv am Verkauf der CAI. Die nächste Aufsichtsratssitzung wurde auf Mitte März vorgezogen.

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