Aufsicht prüft Verbot für hochriskante Zockerpapiere

ESMA sieht Gefahr für Kleinanleger: Bei Differenzkontrakten und binären droht Totalverlust. Und darüber hinaus.

EU-Behörde. Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA mit Sitz in Paris prüft ein Verbot oder Beschränkungen für eine Reihe hochriskanter Finanzwette, die noch dazu oft aggressiv beworben werden. Anlass sind die neuen EU-Anlegerschutzregeln, welche Anfang 2018 in Kraft treten. Diese erlauben es der europäischen und nationalen Behörde einzugreifen, sollten Anleger oder die Stabilität des Finanzsystems erheblich gefährdet sein.

Konkret geht es um Zockerpapiere, die Differenzkontrakte (CFD), binäre Optionen und "Rolling Spot Forex" genannt werden. Eine vor zwei Jahren eingerichtete ESMA-Taskforce und verstärkte Warnungen über die hohen Risiken hätten die Verbreitung der Papiere nicht eingedämmt. Deshalb wird diskutiert, ob der Hebeleffekt und maximale Verlust für die Kunden begrenzt oder aber die Vermarktung und der Vertrieb solcher Produkte an Kleinanleger generell beschränkt werden sollen.

Mehr als Totalverlust

Worum geht es bei den Papieren? Bei einem Differenzkontrakt spekuliert der Anleger darauf, dass der Kurs einer Aktie, eines Rohstoffes oder einer Währung steigen oder fallen wird. Er kauft dazu aber nicht das Wertpapier oder den Rohstoff selbst, sondern hinterlegt nur einen Betrag als Sicherheit und wettet auf die Kursveränderung. So lässt sich ein gewaltiger Hebeleffekt – üblich ist das Fünfzigfache – erzielen. Liegt der Anleger richtig, erhält er die Differenz ausbezahlt. Liegt er falsch, ist nicht nur sein Einsatz total weg. Womöglich muss er sogar noch ein Vielfaches nachschießen.

Bei binären Optionen ist diese Konstruktion mit einer Terminwette verbunden: Der Anleger wettet, ob ein Wert zu einem Zeitpunkt in der Zukunft unter oder über einem Schwellenwert liegt. Tut er das nicht, ist sein Geld komplett weg. "Rolling Spot Forex"-Geschäfte sind ähnlich aufgebaut, allerdings wird auf die Entwicklung eines Währungspaares gewettet.

Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA hat wiederholt gewarnt, dass solche Papiere häufig undurchsichtig konstruiert und nur für Profis geeignet sind. Die Betrugsanfälligkeit ist hoch. Die deutsche Bafin hat bereits im Mai im Alleingang den Verkauf von Produkten mit Nachschusspflicht an Privatkunden unterbunden. Belgien hatte im Vorjahr den Vertrieb von komplexen Derivaten über Internet oder Telefonanrufe untersagt.

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