© Kurier / Gerhard Deutsch

Wirtschaft

AUA schrieb ersten Gewinn seit Pandemieausbruch

Operativer Gewinn von 2 Mio. Euro im Sommerquartal - Airline erwartet 200 Mio. Euro Verlust.

11/03/2021, 07:59 AM

Die Austrian Airlines (AUA) wird auch heuer einen hohen Verlust schreiben. Trotz des ersten Quartalsgewinns seit Ausbruch der Pandemie steht nach neun Monaten Ende September ein Minus von 199 Mio. Euro zu Buche. AUA-Chef Alexis von Hoensbroech geht davon aus, dass sich der Jahresverlust mit dem vierten Quartal vergrĂ¶ĂŸern wird. GegenĂŒber dem Verlust von 470 Mio. Euro im Jahr 2020 sei dies dennoch eine deutliche Verbesserung, wie Hoensbroech am Mittwoch vor Journalisten sagte.

AUA gut ein fĂŒnftel geschrumpft

Von der Coronakrise erholt hat sich die AUA allerdings noch lange nicht. Es gebe zwar einen klaren Trend, "das Glas ist halbvoll, aber eben nur halbvoll", so Hoensbroech. Der AUA-Chef rechnet wieder mit einem harten Winter, die LiquiditĂ€tspolster wĂŒrden aber reichen. Die AUA dĂŒrfte nach der Coronakrise um gut ein FĂŒnftel geschrumpft sein. GegenĂŒber September 2019 sank der Personalstand bereits um rund 1.100 bzw. 16 Prozent auf nunmehr knapp ĂŒber 5.900 Mitarbeiter.

Die AUA hat im heurigen Sommerquartal erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren schwarze Zahlen geschrieben. Der operative Gewinn (Adjusted Ebit) im dritten Quartal betrug 2 Mio. Euro, wie die Lufthansa-Tochter MittwochfrĂŒh mitteilte. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2020 setzte es fĂŒr die Airline einen Verlust von 106 Mio. Euro. 2019 stand im Sommerquartal ein Gewinn von 70 Mio. Euro zu Buche.

Guter Sommer

Der Umsatz hat sich in den Monaten Juli, August, September von 93 auf 304 Mio. Euro zwar verdreifacht, liegt aber noch immer um mehr als die HÀlfte unter dem Niveau von 2019, als die AUA im Sommerquartal einem Umsatz von 639 Mio. Euro schrieb. Der aktuelle Flugangebot entspricht ungefÀhr der HÀlfte jenes vor der Krise. Noch immer sind etliche Flieger stillgelegt und die AUA-Mitarbeiter mindestens bis MÀrz 2022 in Kurzarbeit. "Danach hoffen wir, dass der Markt stark genug ist, um unsere Mannschaft voll auszulasten", so Hoensbroech.

Laut AUA-Vorstand Michael Trestl gehen die Buchungszahlen seit dem Sommer nach oben. Nach der RĂŒckkehr der Urlaubsflugreisen stiegen nun auch wieder mehr GeschĂ€ftsreisende in die Flieger. Mit den USA, Israel und Thailand wĂŒrden immer mehr LĂ€nder ihre Grenzen wieder öffnen. Nach der AnkĂŒndigung der USA, geimpfte EuropĂ€er wieder ins Land zu lassen, hĂ€tten sich die BuchungseingĂ€nge vervierfacht, so Trestl.

Gab es in der Pandemie bisher vor allem kurzfristige Buchungen, wĂŒrden nun allmĂ€hlich auch lĂ€ngerfristige Buchungen wieder mehr. Probleme bereiten der AUA weiter die FlĂŒge nach China. Derzeit erlaube China der AUA nur einen wöchentlichen Flug nach Shanghai unter strengen Voraussetzungen. FĂŒr Passagiere, die nach der Landung in China positiv auf das Coronavirus getestet werden, muss die Airline eine Strafe zahlen.

"RĂŒckenwind fĂŒr traditionell harte Wintermonate"

"Die positiven Zahlen geben uns RĂŒckenwind fĂŒr die traditionell harten Wintermonate und lassen uns optimistisch in das kommende Jahr blicken", erklĂ€rt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, dĂ€mpfte aber zugleich voreiligen Optimismus: "Die Corona-Krise und die damit einhergehenden BeschrĂ€nkungen werden uns dennoch lĂ€nger beschĂ€ftigen als uns allen lieb ist."

Die AUA war 2020 in der Coronakrise vom Staat gerettet worden. Sie erhielt eine Finanzspritze von 150 Mio. Euro und einen Kredit ĂŒber 300 Mio. Euro. Von diesem staatlich besicherten Kredit hat die AUA im Juli die ersten 30 Mio. Euro zurĂŒckgezahlt, die nĂ€chste Rate soll Ende des Jahres folgen.

Mutterkonzern

FĂŒr den AUA-Mutterkonzern Lufthansa geht es nach den herben EinschlĂ€gen durch die Coronakrise wieder aufwĂ€rts. Im Sommer flog der Konzern zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie wieder einen operativen Gewinn ein. Der Erfolg stimmt den Vorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr jetzt auch fĂŒr das Gesamtjahr optimistischer. Er will den operativen Verlust im Vergleich zu 2020 jetzt mindestens halbieren. FĂŒr 2022 plant die Lufthansa einen weiteren Ausbau ihres Flugangebots.

Trotz des Erfolgs im Sommer bleibt der Konzern im Gesamtjahr weit von schwarzen Zahlen entfernt. Das Vorkrisenniveau dĂŒrfte jedoch auch 2022 außer Reichweite bleiben. Nach einem operativen Verlust von fast 5,5 Mrd. Euro im Coronajahr 2020 soll das Minus heuer nun maximal halb so hoch ausfallen - also unter etwa 2,7 Mrd. Euro bleiben. Analysten gingen im Schnitt zuletzt bereits von rund 2,35 Mrd. Euro aus.

Aktienplus

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Kurz nach Handelsstart legte die Lufthansa-Aktie um mehr als 4 Prozent auf 6,16 Euro zu und war damit zweitstĂ€rkster Titel im MDAX, dem deutschen Index der mittelgroßen Werte. Allerdings hatte das Papier angesichts der historischen Branchenkrise und zuletzt infolge einer Kapitalerhöhung deutlich Federn gelassen.

So hatte sich die Lufthansa im Oktober mit der Ausgabe neuer Aktien mehr als 2 Mrd. Euro frisches Geld besorgt, um dem deutschen Staat die milliardenschweren Finanzhilfen aus der Coronakrise zurĂŒckzuzahlen. Mit dem Geld hatte Deutschland den Konzern im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus bewahrt. Bis Jahresende will die Lufthansa auch die letzte Milliarde aus einer stillen Beteiligung des Staats zurĂŒckgezahlt haben.

Luftfracht

Im Sommer profitierte die Lufthansa erneut von einem starken GeschĂ€ft mit der Luftfracht. Zudem gelangen der Billigtochter Eurowings, der Wartungssparte Lufthansa Technik und der Catering-Tochter LSG Sky Chefs operativ die RĂŒckkehr in die Gewinnzone. Die Netzwerk-Airlines des Konzerns - Lufthansa, Austrian, Swiss und Brussels - flogen unterm Strich erneut rote Zahlen ein, konnten ihr Minus im Jahresvergleich aber deutlich verringern. Die AUA schrieb operativ einen Quartalsgewinn von 2 Mio. Euro.

Dabei lÀsst sich die Erholung von der Coronakrise an den Zahlen des dritten Quartals deutlich ablesen. So konnte der Lufthansa-Konzern seinen Umsatz im Vergleich zum Coronasommer 2020 auf 5,2 Mrd. Euro nahezu verdoppeln.

Einsparungen

Trotz Belastungen etwa durch Abfertigungen im Zuge des Stellenabbaus erreichte der Konzern einen operativen Gewinn von 17 Mio. Euro, nach einem Verlust von fast 1,3 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten auch diesmal mit einem kleinen Minus gerechnet. Unter dem Strich verringerte die Lufthansa ihren Verlust von fast 2 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf nun 72 Mio. Euro.

Die erzielten Einsparungen lassen sich an einer anderen Kennzahl besser ablesen: Ohne die Aufwendungen fĂŒr den Konzernumbau hĂ€tte die Lufthansa im dritten Quartal einen operativen Gewinn von 272 Mio. Euro erzielt. Unterdessen setzt das Management seinen Sparkurs fort: Mit den bisher umgesetzten Schritten seien Einsparungen von jĂ€hrlich rund 2,5 Mrd. Euro verbunden, hieß es. Bis zum Jahr 2024 soll diese Summe wie geplant auf 3,5 Mrd. Euro steigen.

Stellenabbau

So schreitet der Stellenabbau weiter voran. Ende September beschĂ€ftigte der Lufthansa-Konzern den Angaben zufolge noch rund 107.000 Menschen. Allein in Deutschland hĂ€tten heuer bisher 4.000 BeschĂ€ftigte das Unternehmen verlassen, mit weiteren 3.000 sei man sich bereits ĂŒber deren Ausscheiden einig. Nach EinschĂ€tzung des Managements hat die Lufthansa in Deutschland noch bis zu 3.000 Mitarbeiter zu viel. Allerdings wolle der Konzern weiterhin die langfristige BeschĂ€ftigung von mehr als 100.000 Menschen sicherstellen.

Unterdessen peilt der Vorstand einen weiteren Ausbau des Flugangebots an, das er wegen der Pandemie stark eingedampft hatte. So will der Konzern im laufenden Quartal etwa 60 Prozent der Vorkrisen-KapazitĂ€t anbieten. Im ersten Quartal 2022 soll es auf 65 Prozent und im Sommer und der zweiten JahreshĂ€lfte 2022 auf 80 Prozent nach oben gehen. Insgesamt dĂŒrfte das Flugangebot des Konzerns im kommenden Jahr damit mehr als 70 Prozent des Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2019 erreichen, hieß es. Im laufenden Jahr dĂŒrften es weiterhin nur 40 Prozent werden.

Wir wĂŒrden hier gerne ein Login zeigen. Leider haben Sie uns hierfĂŒr keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte Piano Software Inc. zu.

Jederzeit und ĂŒberall top-informiert

UneingeschrÀnkten Zugang zu allen digitalen Inhalten von KURIER sichern: Plus Inhalte, ePaper, Online-Magazine und mehr. Jetzt KURIER Digital-Abo testen.

AUA schrieb ersten Gewinn seit Pandemieausbruch | kurier.atMotor.atKurier.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat