AUA schrieb ersten Gewinn seit Pandemieausbruch
Die Austrian Airlines (AUA) wird auch heuer einen hohen Verlust schreiben. Trotz des ersten Quartalsgewinns seit Ausbruch der Pandemie steht nach neun Monaten Ende September ein Minus von 199 Mio. Euro zu Buche. AUA-Chef Alexis von Hoensbroech geht davon aus, dass sich der Jahresverlust mit dem vierten Quartal vergrößern wird. Gegenüber dem Verlust von 470 Mio. Euro im Jahr 2020 sei dies dennoch eine deutliche Verbesserung, wie Hoensbroech am Mittwoch vor Journalisten sagte.
AUA gut ein fünftel geschrumpft
Von der Coronakrise erholt hat sich die AUA allerdings noch lange nicht. Es gebe zwar einen klaren Trend, "das Glas ist halbvoll, aber eben nur halbvoll", so Hoensbroech. Der AUA-Chef rechnet wieder mit einem harten Winter, die Liquiditätspolster würden aber reichen. Die AUA dürfte nach der Coronakrise um gut ein Fünftel geschrumpft sein. Gegenüber September 2019 sank der Personalstand bereits um rund 1.100 bzw. 16 Prozent auf nunmehr knapp über 5.900 Mitarbeiter.
Die AUA hat im heurigen Sommerquartal erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren schwarze Zahlen geschrieben. Der operative Gewinn (Adjusted Ebit) im dritten Quartal betrug 2 Mio. Euro, wie die Lufthansa-Tochter Mittwochfrüh mitteilte. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2020 setzte es für die Airline einen Verlust von 106 Mio. Euro. 2019 stand im Sommerquartal ein Gewinn von 70 Mio. Euro zu Buche.
Guter Sommer
Der Umsatz hat sich in den Monaten Juli, August, September von 93 auf 304 Mio. Euro zwar verdreifacht, liegt aber noch immer um mehr als die Hälfte unter dem Niveau von 2019, als die AUA im Sommerquartal einem Umsatz von 639 Mio. Euro schrieb. Der aktuelle Flugangebot entspricht ungefähr der Hälfte jenes vor der Krise. Noch immer sind etliche Flieger stillgelegt und die AUA-Mitarbeiter mindestens bis März 2022 in Kurzarbeit. "Danach hoffen wir, dass der Markt stark genug ist, um unsere Mannschaft voll auszulasten", so Hoensbroech.
Laut AUA-Vorstand Michael Trestl gehen die Buchungszahlen seit dem Sommer nach oben. Nach der Rückkehr der Urlaubsflugreisen stiegen nun auch wieder mehr Geschäftsreisende in die Flieger. Mit den USA, Israel und Thailand würden immer mehr Länder ihre Grenzen wieder öffnen. Nach der Ankündigung der USA, geimpfte Europäer wieder ins Land zu lassen, hätten sich die Buchungseingänge vervierfacht, so Trestl.
Gab es in der Pandemie bisher vor allem kurzfristige Buchungen, würden nun allmählich auch längerfristige Buchungen wieder mehr. Probleme bereiten der AUA weiter die Flüge nach China. Derzeit erlaube China der AUA nur einen wöchentlichen Flug nach Shanghai unter strengen Voraussetzungen. Für Passagiere, die nach der Landung in China positiv auf das Coronavirus getestet werden, muss die Airline eine Strafe zahlen.
"Rückenwind für traditionell harte Wintermonate"
"Die positiven Zahlen geben uns Rückenwind für die traditionell harten Wintermonate und lassen uns optimistisch in das kommende Jahr blicken", erklärt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, dämpfte aber zugleich voreiligen Optimismus: "Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Beschränkungen werden uns dennoch länger beschäftigen als uns allen lieb ist."
Die AUA war 2020 in der Coronakrise vom Staat gerettet worden. Sie erhielt eine Finanzspritze von 150 Mio. Euro und einen Kredit über 300 Mio. Euro. Von diesem staatlich besicherten Kredit hat die AUA im Juli die ersten 30 Mio. Euro zurückgezahlt, die nächste Rate soll Ende des Jahres folgen.
Mutterkonzern
Für den AUA-Mutterkonzern Lufthansa geht es nach den herben Einschlägen durch die Coronakrise wieder aufwärts. Im Sommer flog der Konzern zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie wieder einen operativen Gewinn ein. Der Erfolg stimmt den Vorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr jetzt auch für das Gesamtjahr optimistischer. Er will den operativen Verlust im Vergleich zu 2020 jetzt mindestens halbieren. Für 2022 plant die Lufthansa einen weiteren Ausbau ihres Flugangebots.
Trotz des Erfolgs im Sommer bleibt der Konzern im Gesamtjahr weit von schwarzen Zahlen entfernt. Das Vorkrisenniveau dürfte jedoch auch 2022 außer Reichweite bleiben. Nach einem operativen Verlust von fast 5,5 Mrd. Euro im Coronajahr 2020 soll das Minus heuer nun maximal halb so hoch ausfallen - also unter etwa 2,7 Mrd. Euro bleiben. Analysten gingen im Schnitt zuletzt bereits von rund 2,35 Mrd. Euro aus.
Aktienplus
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Kurz nach Handelsstart legte die Lufthansa-Aktie um mehr als 4 Prozent auf 6,16 Euro zu und war damit zweitstärkster Titel im MDAX, dem deutschen Index der mittelgroßen Werte. Allerdings hatte das Papier angesichts der historischen Branchenkrise und zuletzt infolge einer Kapitalerhöhung deutlich Federn gelassen.
So hatte sich die Lufthansa im Oktober mit der Ausgabe neuer Aktien mehr als 2 Mrd. Euro frisches Geld besorgt, um dem deutschen Staat die milliardenschweren Finanzhilfen aus der Coronakrise zurückzuzahlen. Mit dem Geld hatte Deutschland den Konzern im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus bewahrt. Bis Jahresende will die Lufthansa auch die letzte Milliarde aus einer stillen Beteiligung des Staats zurückgezahlt haben.
Luftfracht
Im Sommer profitierte die Lufthansa erneut von einem starken Geschäft mit der Luftfracht. Zudem gelangen der Billigtochter Eurowings, der Wartungssparte Lufthansa Technik und der Catering-Tochter LSG Sky Chefs operativ die Rückkehr in die Gewinnzone. Die Netzwerk-Airlines des Konzerns - Lufthansa, Austrian, Swiss und Brussels - flogen unterm Strich erneut rote Zahlen ein, konnten ihr Minus im Jahresvergleich aber deutlich verringern. Die AUA schrieb operativ einen Quartalsgewinn von 2 Mio. Euro.
Dabei lässt sich die Erholung von der Coronakrise an den Zahlen des dritten Quartals deutlich ablesen. So konnte der Lufthansa-Konzern seinen Umsatz im Vergleich zum Coronasommer 2020 auf 5,2 Mrd. Euro nahezu verdoppeln.
Einsparungen
Trotz Belastungen etwa durch Abfertigungen im Zuge des Stellenabbaus erreichte der Konzern einen operativen Gewinn von 17 Mio. Euro, nach einem Verlust von fast 1,3 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten auch diesmal mit einem kleinen Minus gerechnet. Unter dem Strich verringerte die Lufthansa ihren Verlust von fast 2 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf nun 72 Mio. Euro.
Die erzielten Einsparungen lassen sich an einer anderen Kennzahl besser ablesen: Ohne die Aufwendungen für den Konzernumbau hätte die Lufthansa im dritten Quartal einen operativen Gewinn von 272 Mio. Euro erzielt. Unterdessen setzt das Management seinen Sparkurs fort: Mit den bisher umgesetzten Schritten seien Einsparungen von jährlich rund 2,5 Mrd. Euro verbunden, hieß es. Bis zum Jahr 2024 soll diese Summe wie geplant auf 3,5 Mrd. Euro steigen.
Stellenabbau
So schreitet der Stellenabbau weiter voran. Ende September beschäftigte der Lufthansa-Konzern den Angaben zufolge noch rund 107.000 Menschen. Allein in Deutschland hätten heuer bisher 4.000 Beschäftigte das Unternehmen verlassen, mit weiteren 3.000 sei man sich bereits über deren Ausscheiden einig. Nach Einschätzung des Managements hat die Lufthansa in Deutschland noch bis zu 3.000 Mitarbeiter zu viel. Allerdings wolle der Konzern weiterhin die langfristige Beschäftigung von mehr als 100.000 Menschen sicherstellen.
Unterdessen peilt der Vorstand einen weiteren Ausbau des Flugangebots an, das er wegen der Pandemie stark eingedampft hatte. So will der Konzern im laufenden Quartal etwa 60 Prozent der Vorkrisen-Kapazität anbieten. Im ersten Quartal 2022 soll es auf 65 Prozent und im Sommer und der zweiten Jahreshälfte 2022 auf 80 Prozent nach oben gehen. Insgesamt dürfte das Flugangebot des Konzerns im kommenden Jahr damit mehr als 70 Prozent des Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2019 erreichen, hieß es. Im laufenden Jahr dürften es weiterhin nur 40 Prozent werden.
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