AUA-Mitarbeiter proben den Aufstand
Die Fluglinie Austrian Airlines (AUA) um Vorstandschefin Annette Mann kam gestern, Dienstag, in massive Turbulenzen. Kurz vor zehn Uhr Vormittag begann am Flughafen Wien eine mit Spannung erwartete Betriebsversammlung des AUA-Bordpersonals, an der 1.200 der 3.200 Flugbegleiter und Piloten teilnahmen. In der aufgeheizten Stimmung wurde von der Belegschaft einstimmig beschlossen, dass die Versammlung in einen Warnstreik übergeht. Um 14.30 Uhr war der Streik dann offiziell zu Ende. Mindestens 46 Flüge vorwiegend in Destinationen in Zentraleuropa fielen der Versammlung zum Opfer, rund 2.500 Passagiere waren betroffen.
Letztes Mittel
„Streik ist grundsätzlich das letzte Mittel, aber schließlich hat der AUA-Vorstand die Verhandlungen abgebrochen“, sagt Yvonne Heuber von der Gewerkschaft vida zum KURIER. „Wenn der AUA-Vorstand in den nächsten Tagen nicht gewillt ist, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, dann wird sich die Gewerkschaft vorbehalten, gemeinsam mit der Belegschaft zu entscheiden, den Arbeitskampf weiter voranzutreiben oder nicht.“
Im vorigen Herbst war ein Kollektivvertrag für das Bordpersonal ausverhandelt worden, der ab Mai 2023 eine siebenprozentige KV-Erhöhung vorsieht. Zuvor musste die Belegschaft Zugeständnisse machen. 2021/22 gab es Kurzarbeit und das Personal musste ein Sparpaket mit bis zu 15 Prozent Gehaltsverzicht schultern. „Die AUA-Führung hat dann bekannt gegeben, dass der staatlich besicherte Kredit vorzeitig zurückgezahlt werden soll“, sagt Heuber. „Diese Information hat das Management in den KV-Verhandlungen zurückgehalten.“ Die Belegschaft wollte kollektivvertragliche Verbesserungen mit der AUA-Führung nachverhandeln, doch nach zehn Runden sollen die Verhandlungen im Februar 2023 abgebrochen worden sein.“ Laut Vida fordert die Belegschaft die volle Inflationsabgeltung, die Teuerungsrate lag im Februar 2023 bei elf Prozent.
Reallohnverlust
„Mit Jahreswechsel ist der Gehaltsverzicht aus dem Sparprogramm zwar auf null gestellt worden, aber es ist kein Inflationsausgleich gewährt worden. Am Ende des Tages ist es sogar ein Reallohnverlust“, sagt Gewerkschafter Heuber. „Es muss aber ein Abschluss deutlich über der Inflation sein.“
Die Belegschaft endgültig auf die Palme gebracht hat die Ankündigung der AUA, dass das Boni-Programm „Lufthansa Success“ für Führungskräfte wieder aufgenommen werden soll – für das Sparprogrammjahr 2022.
Die AUA selbst sprach im dritten Quartal 2022 sogar von einem Rekordergebnis.
„Das sorgt in der Belegschaft für Unmut“, meint Heuber. „Sich als Unternehmen hinzustellen und zu sagen, wir waren so erfolgreich und die Führungskräfte kriegen wieder Boni, das geht sich irgendwie nicht aus.“ Die AUA hätte auch sagen können, sie nehme das Boni-Programm nicht in Anspruch.
AUA kalmiert
Indes bestreitet die AUA, dass ihre Führung die KV-Nachverhandlungen abgebrochen habe. „Die Verhandlungen sind ergebnislos auseinandergegangen“, sagt AUA-Sprecherin Anna Pachinger zum KURIER. „Seitens des Managements ist man bereit, die Verhandlungen jederzeit wieder aufzunehmen.“ Sollte es zu keiner Einigung kommen, drohen ein weiterer Streik und weitere Flugausfälle.
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