ATX-Vorstände: Mehr Peter als Frauen

ATX-Vorstände: Mehr Peter als Frauen
Nur verpflichtende Quoten erhöhen den Frauenanteil in Führungspositionen, zeigen Studien

Mann mit Krawatte engagiert Mann mit Krawatte. Das Ergebnis: In den Vorständen der im Wiener Leitindex ATX notierten Börseunternehmen sind mehr Peter (7) vertreten als Frauen (4). Der Frauenanteil ging im Jahresvergleich sogar von 5,1 auf 4,9 Prozent zurück. „Der ewige Peter-Kreislauf“ nennt das Studienautorin Christina Wieser, die im Auftrag der Arbeiterkammer den Frauen-Management-Report erstellte.

„Mit steigender Hierarchiehöhe fallen objektive Auswahlkriterien zunehmend weg, vielmehr herrscht bei der Vorstandsrekrutierung vielfach Beliebigkeit“, fasst Wieser zusammen. Am häufigsten erfolge die Auswahl nach „dem Prinzip der Selbstähnlichkeit“, was Geschlecht, Alter und Herkunft betreffe. In männlichen „Monokulturen“ hätten Frauen daher wenig Chancen. Auch in den 200 umsatzstärksten Unternehmen ging laut Studie der Anteil der Geschäftsführerinnen von 8,4 auf 8,2 Prozent zurück.

Um eine Trendwende einzuläuten, fordert AK-Präsidentin Renate Anderl eine Ausweitung der gesetzlichen Geschlechterquote auf das Management. „Freiwilligkeit führt nicht zum Ziel. Ab drei Personen sollte ein Drittel der Vorstände weiblich sein müssen“, so Anderl. Die öffentliche Hand könnte mit gutem Beispiel vorangehen und eine Frauenquote in der Geschäftsführung staatsnaher Unternehmen vorgeben.

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Renate Anderl, AK-Präsidentin

AR-Quote wirkt

Dass verpflichtende Quoten wirken, zeigt die vor einem Jahr eingeführte 30-Prozent-Geschlechterquote für Aufsichtsräte börsenotierter Firmen sowie Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten. Wegen zusätzlicher Einschränkungen – Frauenanteil von 20 Prozent in der Belegschaft, sechs Kapitalvertreter – fallen zwar nur 70 bis 80 Unternehmen unter die Quotenpflicht. „Der Frauenanteil ist in einem Jahr aber zum Teil signifikant gestiegen“, so Wieser.

Die 20 ATX-Unternehmen liegen mit 27,7 Prozent Aufsichtsrätinnen um 6,6 Prozentpunkte über dem Vorjahr sowie deutlich über dem Durchschnitt aller Börsefirmen. Im Relation zum deutschen Leitindex DAX, wo die Aufsichtsrätinnen im Schnitt ein Drittel stellen, gibt es noch Luft nach oben. Von Quoten-Verhältnissen wie in Island und Frankreich ist Österreich weit entfernt (siehe Grafik). Annähernd mithalten kann hier nur die Post (41,7 Prozent) und die Vienna Insurance Group (40 Prozent). Insgesamt haben elf der 20 ATX-Firmen das Quotenthema erledigt. Die Juristin Edith Hlawati (Post, Telekom) und die Managerin Bettina Glatz-Kremsner (EVN, Flughafen) haben in jeweils zwei Aufsichtsräten den Vorsitz.

Männerhorte

Unter bzw. bei 20 Prozent Frauenanteil liegen nach wie vor die voestalpine, UNIQA, Immofinanz und Lenzing. Gar keine Frau im Aufsichtsrat hat der Caterer DO&CO. Die AK will eine Ausweitung der 30-Prozent-Quotenpflicht auf alle börsenotierten Unternehmen sowie auf alle Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten.

Mehr Theorie als Praxis

Wie schwer es für Frauen ist, in Führungspositionen zu kommen, zeigt auch eine Studie der Wirtschaftsberatung Deloitte. Demnach klaffen beim Thema Gleichstellung Theorie und Praxis weit auseinander. Laut Umfrage halten 84 Prozent der 442 Entscheidungsträger eine Erhöhung des Frauenanteils im Management für notwendig, aber nur 28 Prozent haben dafür messbare Ziele definiert.

"In vielen Unternehmen beschränkt sich Diversity noch immer auf Lippenbekenntnisse“, analysiert Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich. Ein Drittel der Befragten glaubt, dass Frauen nicht dieselben Chancen wie männliche Kollegen vorfinden. Größte Hürde: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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Gundi Wentner, Deloitte Österreich

Mehr als die Hälfte der Befragten knüpft Chancengleichheit an das Beschäftigungsausmaß. "Eine Vollzeitbeschäftigung ist die Grundvoraussetzung für gleiche Karrieremöglichkeiten“, sagt Elisa Aichinger, Senior Managerin bei Deloitte Österreich. „Frauen befinden sich oft in der Teilzeitfalle. Das liegt vor allem an ihrer Rolle innerhalb der Familie.“

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