AT&S will mit KI-Boom kräftig wachsen
Zusammenfassung
- AT&S profitiert vom KI-Boom, plant Wachstum bei Rechenzentren-Komponenten und Einstieg ins Rüstungsgeschäft.
- Umsatz stieg im Halbjahr um 6 Prozent, operativ positiv trotz roter Zahlen, Kostensenkungsprogramm läuft weiter.
- Konzernchef Mertin kritisiert europäische Industriepolitik und strebt langfristig weiteres Wachstum und Profitabilität an.
Der steirische Leiterplatten- und Substrathersteller AT&S profitiert von Komponenten für Rechenzentren und Server für Künstliche Intelligenz (KI) und will in dem Bereich in den nächsten Jahren kräftig zulegen.
Auch ins Rüstungsgeschäft will der Konzern einsteigen, wie der seit Mai amtierende neue Konzernchef Michael Mertin bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse am Dienstag sagte.
Keine KI-Blase
Von einer KI-Blase will Mertin nichts wissen. Anders als bei der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre gebe es nicht nur hypothetische Geschäftsmodelle. Die Technologie zeitige reale Ergebnisse. Langfristig werde es darum gehen, die Energie- und Softwareeffizienz zu steigern, sagte Mertin.
Dazu will auch AT&S mit seinen IC-Substraten beitragen. Die Verbindungselemente zwischen Leiterplatten und Chips werden in den neuen Werken in Kulim in Malaysien und in Leoben Hinterberg produziert. Zu den Kunden zählen Branchengrößen wie AMD. Auch bei Leiterplatten will man künftig verstärkt bei KI-Rechenzentren mitmischen. Davon könnte auch das Werk in Fehring profitieren, sagte Mertin.
Umsatzplus, aber rote Zahlen
Insgesamt legten der Umsatz von AT&S im ersten Halbjahr um knapp 6 Prozent von 800 auf 846 Mio. Euro zu. Unter dem Strich schrieb man mit einem Minus von 63,5 Mio. Euro nach 62,7 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum zwar noch rote Zahlen. Operativ sei man bereits positiv, sagte Merten unter Verweis auf einen positiven Cashflow von 125 Mio. Euro (nach minus 345 Mio Euro im Vorjahreszeitraum). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 11 Prozent auf 174,7 Mio. Euro zu.
Ohne Belastungen durch die Wechselkurse - AT&S fakturiert in US-Dollar, die zuletzt deutlich gesunken sind - wäre das Wachstum weit höher ausgefallen, so der Konzernchef.
Seit Mai im Amt: Der neue AT&S-Chef Michael Mertin.
Das Marktumfeld bleibe wegen der US-Handelspolitik unsicher. Die Stimmung habe sich aber geändert und sei sehr positiv, sagte der AT&S-Chef. Die Kundenbasis will der AT&S-Chef verbreitern, die Beziehungen zu den Kunden vertiefen. Anstatt auf Zuruf zu produzieren, werden gemeinsame Entwicklungen und Innovationspartnerschaften angestrebt. Bei IC-Substraten gibt es für das kommende Geschäftsjahr bereits Verträge mit 15 Unternehmen. Bei Leiterplatten soll die Kundenzahl mehr als verdoppelt werden.
Vor Einstieg ins Rüstungsgeschäft
Die Fühler streckt AT&S auch ins Rüstungsgeschäft aus. Rechtliche Rahmenbedingungen wurden geklärt, Prozesse auf Schiene gebracht. Der Defense-Bereich werde zwar nicht das Kerngeschäft werden. Mittelfristig wolle man Umsätze im mittleren zweistelligen Millionenbereich erzielen, sagte Mertin.
Fortgeführt wird das Kostensenkungsprogramm. Heuer will man 150 Mio. Euro einsparen. Auch im nächsten Jahr soll es ein dreistelliger Millionenbetrag werden. Dabei setzt man weitgehend auf Effizienzsteigerungen. Auch der Einkauf wurde weltweit zentralisiert.
Abhängig vom Wachstum im nächsten Jahr, könnten sich Engpässe bei T-Glas, einem Grundmaterial für Leiterplatten ergeben, sagte Mertin. Dem versuche man mit dem Aufbau alternativer Lieferanten vorzubeugen.
Kritik an Industriepolitik
Mit der Industriepolitik in Europa geht Mertin scharf ins Gericht. Künstlich verteuerte Energiepreise, Regulierungen, die sonst niemand mache und steigende Staatsquoten würden dafür sorgen, dass man im Wettbewerb mit den USA und China zurückfalle. "Wenn wir so weitermachen, entziehen wir uns den Boden jeden Wirtschaftens", kritisierte Mertin.
Für den eigenen Konzern ist Mertin weit optimistischer gestimmt. Im Gesamtjahr rechnet der AT&S-Chef mit einem Umsatz von 1,7 Mrd. Euro und einem deutlich positiven Betriebsergebnis. Im Geschäftsjahr 2027/28 wird ein Umsatz von 2,1 bis 2,4 Mrd. Euro angestrebt. Man wolle weiter wachsen. Der Fokus liege dabei auf Profitabilität, sagte Mertin.
160 Prozent Plus bei Aktie seit Jahresbeginn
Für den eigenen Konzern ist der AT&S-Chef weiter optimistischer. Im Gesamtjahr rechnet Mertin mit einem Umsatz von 1,7 Mrd. Euro und einem deutlich positiven Betriebsergebnis. Im Geschäftsjahr 2027/28 wird ein Umsatz von 2,1 bis 2,4 Mrd. Euro angestrebt.
Der Kurs der AT&S-Aktie hat auf Jahressicht rund 110 Prozent zugelegt. Nach der Präsentation der Zahlen gaben die Papiere bis zum späten Dienstagnachmittag an der Wiener Börse um mehr als 5 Prozent auf knapp 33 Euro nach.
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