Neuer AT&S-Werk in Leoben stärkt Europas Mikroelektronik-Strategie

Ein Fußballfeld, auf dem zugleich gespielt und trainiert wird. So kann man sich das neue Kompetenzzentrum für Forschung und Entwicklung (F&E) und IC-Substrate-Produktion von AT&S im steirischen Leoben-Hinterberg vorstellen. Das in den vergangenen drei Jahren um 500 Mio. Euro errichtete, neue Gebäude wurde am Dienstag feierlich eröffnet. Der 11.000 m2 große Zubau soll nicht nur das Headquarter des steirischen Technologieunternehmens absichern, sondern auch Europas Mikroelektronikindustrie stärken.

„Es gibt einen globalen Kampf um Schlüsseltechnologien. Eine davon ist die Mikroelektronik und hier muss Europa gewinnen“, zeigte sich der neue AT&S-Vorstandsvorsitzender Michael Mertin im Gespräch mit dem KURIER selbstbewusst. Jetzt sei sehr viel von Aufrüstung die Rede, aber „Europa kann sich nicht nur mit Waffen verteidigen“.
Um den Wohlstand zu erhalten, brauche Europa Innovationen, um die Welt von heute und morgen zu beherrschen. Die Mikroelektronik sei eine davon. An die Politik richtete Mertin den Appell, noch mehr Mittel für die Mikroelektronik zur Verfügung zu stellen. Der Topf ihm Rahmen des „European Chips Act“ sei da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer griff den Ball auf und sicherte der heimischen Chipbranche rund um AT&S, NXP und Infineon weitere Fördermittel im Rahmen der nationalen Umsetzung des Chips Acts in Höhe von 400 Mio. Euro zu.
„Die Chip-Produktion ist Top-Priorität in Österreich, mit AT&S hat das Land einen globalen Hightech-Champion“, so der Minister.
Die Kombination aus einer Fertigung und F&E in einem Gebäude sei einzigartig in Europa, betonte F&E-Chef Hannes Voraberger. „Wir können hier produzieren und zugleich mit Highend-Geräten an der nächsten Generation arbeiten“.
AT&S, einer der Top-3-Hersteller im Bereich IC-Substrate, hat sich in dem Bereich nun breit aufgestellt. Während in Leoben vor allem geforscht und in Kleinserie für Europa gefertigt wird, erfolgt die Volumsproduktion seit heuer im Werk Kulim/Malaysia. In Chongqing/China wird für den lokalen chinesischen Markt produziert.

Wichtiger Bauteil
Ohne IC-Substrate, quasi die Weiterentwicklung von Leiterplatten, läuft in der digitalisierten Welt, in der Datenverarbeitung ein integraler Bestandteil ist, wenig. Die winzigen Verbindungsteile zwischen Hochleistungschip und allen elektronischen Funktionalitäten werden etwa in KI-Rechenzentren eingesetzt, um den wachsenden Stromverbrauch in Zaum zu halten. Andere Einsatzgebiete sind Kraftwerke, Smartphones oder Autos. In Smartphones braucht es IC-Substrate als Schnittstelle zu Datenspeicher und Stromversorgung. Abnehmer der IC-Substrate aus Leoben gibt es bereits, einen langjährigen Vertrag hat etwa Ampere abgeschlossen.
Das neue Kompetenzzentrum, in dem die Produktion gerade angelaufen ist, brachte auch neue Arbeitsplätze. 420 Mitarbeiter arbeiten derzeit im neuen Werk, je nach Auftragslage sollen es mehr als 500 werden. Der jüngste Jobabbau kann damit teilweise kompensiert werden.
Am Hauptstandort in Leoben sind 1.700 Mitarbeiter aus 63 Nationen beschäftigt, weitere 350 sind es in Fehring. Konzernweit gibt es 13.000 Mitarbeiter. Mertin, der erst seit April an der Spitze von AT&S steht, übernahm in einer schwierigen Phase. Das neue „Leuchtturmprojekt“ soll den Aufschwung bringen. „Das Unternehmen steht stabil da“, sagt er.
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