"ZiB"-Moderator Eugen Freund wird gegen seinen Willen in Pension geschickt

"ZiB"-Moderator Eugen Freund wird gegen seinen Willen in Pension geschickt
Nach 40 Jahren im ORF wurde dem Moderator brieflich mitgeteilt, er möge nicht vergessen, seinen Ausweis zurückzugeben. Das persönliche Gespräch sucht der ORF erst jetzt.

Eugen Freund ist ein vornehmer Herr, so kennt man ihn vom Fernsehschirm, wo er derzeit gemeinsam mit Nadja Bernhard die "Zeit im Bild" auf ORF2 präsentiert. Wie der ORF mit ihm umsprang, findet er selbst wohl weniger galant, wie aus einem Interview mit TV-Media hervorgeht. Darin erzählt Freund, dass er vom Unternehmen ohne vorheriges Gespräch brieflich in Pension geschickt wurde. Am kommenden Sonntag, den 10. November, wird der 62-Jährige das letzte Mal in der "ZiB" zu sehen sein.

"Vergessen Sie nicht, Ihren Ausweis abzugeben."

"ZiB"-Moderator Eugen Freund wird gegen seinen Willen in Pension geschickt
Wie verabschiedet man sich imORF brieflich von seinen Mitarbeitern? "Vielen Dank. Und vergessen Sie nicht, Ihren Ausweis abzugeben", meint Freund knapp. Man habe ihm vor zwei Jahren, als ihm die Moderation der "Zeit im Bild" angeboten wurde, auch ein Schreiben unterbreitet, das seinen Ausstieg Ende 2013 vorsah. Dass er dieses unterschrieben hat, bereut er heute: "Ich habe mich da hineintreiben lassen. Damals hieß es noch, man werde sich schon einigen, falls eine der beiden Seiten weitermachen wolle", erzählt er heute. Und räumt ein: "Ich war zu naiv. Meine Frau hat damals schon beide Hände über dem Kopf zusammengeschlagen."

Opfer des Sparkurses

Den Grund dafür, dass man im ORF nicht mit ihm reden wollte, liege am aktuellen Kurs des Unternehmens, ist Freund überzeugt: "Ganz eindeutig: Ich bin ein Opfer das Sparpolitik des Hauses – und diese hat wieder mit der nicht verlängerten Gebührenrefundierung zu tun." Er selbst ist jedenfalls noch nicht bereit für die Pension, wie Freund versicherte: "Ich bin dafür noch nicht alt genug, habe noch nicht meine Jahre zusammen und kann nicht leben von dem, was mir laut ASVG zustehen würde."

Der Moderator findet die "Zeit im Bild" grundsätzlich reformbedürftig, glaubt aber, dass dies an der Medienpolitik scheitern würde: "Die Politik will möglichst wenige und junge Leute in der ORF-Information. Damit ja niemand zum Recherchieren echter Geschichten kommt. Das ist von der Politik beabsichtigt: keine Aufsicht über ihre Tätigkeit. Das ist ja der wahre Grund für den von der Politik forcierten Sparzwang. An der reinen Wiedergabe der politischen Meinungen des Landes soll sich nichts ändern."

Eines der "roten Gfrieser"

Er selbst habe im ORF als eines der „roten Gfrieser“ gegolten. „Aber nein, ich war nie Parteimitglied und wollte mit Parteien nie etwas zu tun haben.“ Freund, der erst vor kurzem unter die Krimiautoren gegangen ist, will jedenfalls weiter in den Medien arbeiten. „Ich werde mir jedes interessante Angebot - auch aus dem kommerziellen TV - ansehen.“ Wer Freunds Moderation in der „Zeit im Bild“ an der Seite von Nadja Bernhard künftig übernehmen wird, haben die ORF-Verantwortlichen offenbar noch nicht entschieden. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten Rainer Hazivar und Wolfgang Geier.

"ZiB"-Moderator Eugen Freund wird gegen seinen Willen in Pension geschickt
Nach der öffentlichen Kritik des langjährigen Mitarbeiters hat nun der ORF doch noch reagiert.ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will mit Freund über dessen Abschied vom Unternehmen jedenfalls noch reden, war am Dienstagnachmittag aus demORFzu hören. „Nachdem bis jetzt offenbar niemand ein Gespräch mit Herrn Freund geführt hat, wird Generaldirektor Wrabetz das gerne tun, und dann wird man alles Weitere sehen“, hieß es dazu aus dem Haus.

Mutmaßungen, wonach auch eine Verlängerung von Freunds Moderatorentätigkeit in der Hauptnachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Senders denkbar sei, wollte man jedoch nicht kommentieren, berichtete die APA.

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