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Zeitung "Heute": Mysteriös, gratis und teuer
Das Rechercheteam Dossier.at sieht Hinweise für eine Verbindung zwischen höchsten SPÖ-Kreisen und der Zeitung von Eva Dichand. Die Zeitung gibt Rätsel auf.
09/08/2014, 06:00 AM
Florian Skrabal, Chefredakteur von Dossier.at hat mit seinem Team mehrere hundert Stunden im Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek verbracht und Inserate gezählt. Es ging um die Einschaltungen, die im Gratisblatt Heute erschienen. Dabei hat Skrabal Bemerkenswertes festgestellt: In der Anfangszeit der Publikation von Eva Dichand, die am Donnerstag ihr pompöses 10-Jahres-Fest feierte, "haben zunächst nur öffentliche Hand und öffentliche Unternehmen geschalten". Handel und private Unternehmen warteten noch ab, was aus der Publikation werden sollte. Die Anfangszeit von Heute, die mittlerweile stärkste Boulevardzeitung Wien ist, beschäftigte Skrabal bei seinen jüngsten Recherchen, die in Teilen auf Dossier.at dieser Tage veröffentlicht werden: So ist für ihn nach wie vor ungeklärt, wer die Zeitung eigentlich gründete, weil im Jahr 2004 Treuhänder die Firmengründung vornahmen.

Zweifel
Skrabal äußert Zweifel an der Gründungsgeschichte, die Dichand erzählt. Demnach habe die Zeitung drei Millionen Euro bei der Bank Austria bekommen. Skrabal: "Das kann sein? Nur drei Millionen Euro für eine Gratiszeitung dieser Größe?"
Die Erhebung sämtlicher Anzeigen der Jahre 2004 bis 2014 in Heute habe jedenfalls gezeigt, dass die bis Ende 2010 von der SPÖ allein regierte Stadt Wien gemeinsam mit ihren Unternehmen größter Anzeigenkunde des Blattes sei. Demnach seien – ohne mögliche Rabatte – Anzeigen im Wert von rund 41,5 Millionen Euro in Heute geschaltet worden. Und insgesamt inserierten öffentliche Stellen bzw. Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren sogar rund 84 Millionen Euro in der Gratiszeitung, so Dossier. Fünf Millionen seien aus Ressorts und Firmen gekommen, für die Faymann letztverantwortlich gewesen sei. In Teil zwei der Recherchen beschäftigt sie die Frage, ob fleißige Inserenten in der Politikberichterstattung besser wegkämen. Offenbar: Ja.
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