"Wegen Twitter rede ich mit Armin Wolf"

Der Neue: Rainer Hazivar übernimmt die Moderation von Freund.
Der neue ZIB-Moderator im Gespräch über journalistische Freiheiten und den typischen Zuseher der Fernsehnachrichten.

Rainer Hazivar, derzeit Innenpolitikreporter in der "ZiB2", wird nun doch die Moderation der "Zeit im Bild" übernehmen, wenn Eugen Freund das Unternehmen in Richtung Ruhestand verlässt. Das erfuhr der KURIER am Freitagabend aus ORF-Kreisen.

Hazivar war bereits seit Wochen Favorit für den Job, intern wurden allerdings Vorbehalte gegen seine Person kolportiert, die Generaldirektor Alexander Wrabetz hegen soll. Insgesamt stellten sich sieben Kandidaten umfangreichen Castings und Publikumsabtestungen. Am Ende fiel die Wahl nun offenbar doch auf Hazivar.

KURIER: Herr Hazivar, Sie sind als Innenpolitikreporter bekannt, zuletzt haben Sie im Wahlkampf als Faktenchecker reüssiert. Warum zieht es Sie an den Moderatorentisch?
Rainer Hazivar:
Ich arbeite seit 20 Jahren im ORF und habe immer schon journalistische Beiträge und Reportagen gestaltet. Aber: Ich habe aber auch immer schon moderiert. Die allerwenigsten werden sich daran erinnern können, aber ich habe bereits 1994 „Wien heute“ präsentiert. Ich bin daher immer schon auf zwei journalistischen Beine gestanden. Und jetzt belaste ich das andere eben ein bisschen mehr.

"Wegen Twitter rede ich mit Armin Wolf"
"Zeit im Bild", Nadja Bernhard und Eugen Freund moderieren erstmals am Samstag, dem 15. Dezember 2012, um 19.30 Uhr in ORF 2 gemeinsam die ?Zeit im Bild?.Im Bild: Eugen Freund, Nadja Bernhard. SENDUNG: ORF2 - SA - 15.12.2012 - 19:30 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: [M] ORF/Thomas Ramstorfer. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Die „Zeit im Bild“-Moderation ist formal ein recht enges Korsett. Welche journalistischen Freiheiten hat man da?
Ich glaube, was zählt, ist die Erwartungshaltung der Leute: Sie wollen um 19.30 Uhr wissen, ob die Welt sich noch weiterdreht und das gilt es zu vermitteln. Man hat jede Freiheit, aber vor allem die Pflicht, das gescheit rüberzubringen. Der Star ist die Sendung. Die „Zeit im Bild“ ist aus unserer Sicht immer noch die Hauptinformationsquelle des Landes. Da dabei zu sein, beeindruckt mich gerade sehr.

Die „Zeit im Bild“ ist immer noch das tägliche Flaggschiff des ORF, mit Zusehern über der Million. Wenn man auf diesem Tisch sitzt: Wie stellen Sie sich den typischen Zuseher vor?
Als ein Mittelding zwischen den Leuten, die man kennt und den Menschen, die man im Alltag sieht: Leute, die ich im Supermarkt sehe. Die Leute, die ich in der Straßenbahn mit der Zeitung beobachte. Und die Leute, die neben mir im Kaffeehaus sitzen, und den Laptop offen habe. Darüber freue ich mich immer noch: Dass Leute Zeitung lesen, ihren Laptop öffnen, interessiert hineinschauen und sich informieren.

Sie und Nadja Bernhard kennen einander bereits. Ab Jänner moderieren Sie gemeinsam. Wie wichtig ist die persönliche Chemie beim Moderatorenpaar?
Wie bei allen anderen Arbeiten auch ist das leicht, wenn die Kollegen nett sind, da habe ich, glaube ich, mit dem ganzen Sendungsteam Glück (lacht). Aber ich bin natürlich genauso gespannt wie Sie, weil ich ja bisher immer allein moderiert habe. Bei den Castings zur Sendung lief das Zusammenspiel jedenfalls schon sehr gut.

Der Zugriff der Parteien auf den ORF wird immer wieder beklagt. Die Redakteursräte kritisieren diesen immer sehr lautstark. Wie ist Ihre Wahrnehmung dazu?
Das, was der Redakteursrat in den letzten Jahren kritisiert hat, haben wir ja immer intern breit diskutiert. Und wenn es Anlass zu Ärgernissen gab, dann haben wir uns immer kräftig mitgeärgert. Versuche der politischen Einflussnahme sind eigentlich primär ärgerlich.

Um Ihre Bestellung gab es im Hintergrund offenbar ein wochenlanges Gezerre zwischen Generaldirektor Alexander Wrabetz und TV-Direktorin Kathrin Zechner. Wrabetz wollte Sie angeblich verhindern. Haben Sie eine Idee, warum?
Ich glaube, dass der ORF in den vergangenen Wochen – das konnte man ja auch in Ihrer Zeitung lesen – einige wirklich wichtige Fragen zu klären hatte. Und dann auch noch, wer „Zeit im Bild“-Moderator wird. Die Geschäftsführung hat die der Reihe nach abgearbeitet und hat das aus meiner Sicht knapp, aber noch rechtzeitig geklärt. Ich halte die angeblichen Vorbehalte für maßlos überschätzt. Die Aufregung darüber kam mir immer ein bisschen übertrieben vor.

Sie sind derzeit weder auf Twitter noch auf Facebook präsent. Ist es nicht als Nachrichten­-Aushängeschild künftig nicht auch eine Ihrer Aufgaben, da zumindest präsent zu sein? Gerade die junge Generation konsumiert auf sozialen Netzwerken zunehmend Ihre Nachrichten.
Bisher habe ich Twitter zum Recherchieren genutzt. Dass es jetzt auch in die andere Richtung gehen sollte, ist in Zeiten wie diesen wohl eine Selbstverständlichkeit. Wie man das anlegt, ist mir noch nicht klar. Ich werde einmal mit Armin Wolf reden.

Der 47-jährige Hazivar begann seine journalistische Laufbahn nach einigen Jahren Studium (Rechtswissenschaften- und Publizistik) zunächst bei der Tageszeitung Der Standard in der innenpolitischen Redaktion, ehe er Ende 1992 zum Aktuellen Dienst ins Landesstudio Wien (Radio und TV) wechselte.

Danach arbeitete Hazivar beim TV-Wochenmagazin "Report", ab 2001 war er in der Innenpolitik-Redaktion der ORF-Radios tätig. Im Oktober 2008 wechselte Hazivar vom Funkhaus auf den Küniglberg und verstärkt seitdem das Redaktionsteam der "ZiB 2". Seit Ende Jänner 2010 präsentiert er weiters die "ZiB"-Kurzausgaben.

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