Warum der Weltuntergang bei uns keine Chance hat

Warum der Weltuntergang bei uns keine Chance hat
In Österreich wird es der Weltuntergang nicht leicht haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Eine Satire von Guido Tartarotti.

In Wien hängt bei einer Baustelle vor einem Geschäft ein Zettel: "Trotz Umbau gestörter Verkauf". Sehen Sie: So funktioniert Österreich. Insofern war immer klar: Bei uns wird es der Weltuntergang nicht leicht haben. Wie sehen die allerletzten Tage bei uns in Österreich aus? Z. B. so: Die Zeitung Österreich erfindet ein Exklusivinterview mit dem Weltuntergang – „Seine Feinde, seine Frauen, sein Sex“ – und macht den Weltuntergang zum stellvertretenden Chefredakteur. News kontert sofort: „Weltuntergang – sein geheimes Tagebuch“. Heute zeigt das Foto einer jungen Dame und schreibt dazu: „Der Weltuntergang kommt Chantal ungelegen, schließlich wollte sie ihrem Freund ihren neuen Stringtanga vorführen.“

Warum der Weltuntergang bei uns keine Chance hat

Michael Jeannee schreibt in der Krone eine Kolumne, beginnend mit den Worten „Lieber Herr Weltuntergang, ich finde Sie widerlich.“ Der Weltuntergang schreibt zurück: „Ich Sie auch.“ Niki Lauda findet, der Weltuntergang ist unmoralisch und seinen Kindern nicht zumutbar. Alfons Haider wertet den Weltuntergang als persönliche Diskriminierung wegen seiner Homosexualität. Karina Sarkissova zieht sich aus. Rudi Dolezal sagt, als persönlich bester Freund der untergehenden Welt habe er zufällig gerade eine Filmbiografie über die Welt fertiggestellt, welche er der Öffentlichkeit nicht vorenthalten könne. Dem Weltuntergang wird schlecht. Karina Sarkissova ist beleidigt und zieht sich wieder an. Rudi Dolezal beginnt mit den Dreharbeiten für eine Filmbiografie über Sarkissovas Unterhose.

Frank Stronach sagt zum Weltuntergang: "Aha, Sie wollen also mit mir streiten?"

Eva Glawischnig sagt, der Weltuntergang sei durch die Einrichtung einer Tempo-30-Zone auf der Südosttangente noch abzuwenden. BZÖ-Chef Bucher erklärt das Gerede vom Weltuntergang für unglaubwürdig. Schließlich sei die Welt bereits am 11. Oktober 2008 untergegangen, als südlich von Klagenfurt die Sonne vom Himmel fiel. HC Strache fordert die sofortige Abschiebung von illegalen Weltuntergängen. Frank Stronach sagt zum Weltuntergang: „Sie wollen mit mir streiten?“ Die Einführung der Tempo-30-Zone auf der Südosttangente scheitert, da dort niemand so schnell Auto fahren kann.

Werner Faymann kündigt an, eine Expertengruppe unter dem Vorsitz von Laura Rudas werde einen Maßnahmenkatalog gegen den Weltuntergang erarbeiten. Michael Spindelegger äußert die Befürchtung, dies werde den Weltuntergang noch beschleunigen. Michael Häupl hat Durst. Erwin Pröll erklärt, in NÖ wird es keinen Weltuntergang geben. Und falls doch, wird er Tags darauf Himmel und Erde neu erschaffen. André Heller sagt, nein, das macht er auch diesmal lieber selbst.

Matthias Horx, Hademar Bankhofer und Hansi Hinterseers linker Moonboot veröffentlichen Bücher mit dem Titel „Weltuntergang als Chance“. Daniel Glattauer schreibt die eMail-Romane „Gut gegen Weltuntergang“, „Alle sieben Weltuntergänge“ sowie einen Einkaufszettel „Milch, Eier, Feuchtigkeitscreme“. Glattauers Werke stürmen die Bestsellerlisten. Auf Platz 1: Der Einkaufszettel. Woman titelt: „Weltuntergang – So nehmen Sie dabei zehn Kilo ab.“

Papst Benedikt der Letzte und Bischof Laun erklären, der Weltuntergang sei die Strafe Gottes dafür, dass kürzlich im Beichtstuhl der Pfarrkirche Gurkenbach ein Pornoheft gefunden worden sei. Mehrere katholische Geistliche fragen an, ob sie das Heft ausborgen dürfen. Bischof Laun lehnt ab.

Der Weltuntergang sagt sich selbst ab und gründet mit Ernst Strasser ein Detektivbüro

Der KURIER enthüllt: Der Weltuntergang ist in Wahrheit ein Österreicher namens Mayer. Deshalb sagt man ja auch: Der Mayer-Kalender. Der Weltuntergang beginnt sofort, die österreichische Sprache zu erlernen. Ein Dativ-Akkusativ-Kurs mit Herbert Prohaska zeigt schon dem einem oder andere Erfolg. Fritz Neugebauer sagt: Nein.

Der Weltuntergang sagt sich daraufhin selbst ab, gründet mit Ernst Strasser ein Detektivbüro, veröffentlicht mit Frau Conchita ein Duett namens „Alles hat eine Ende nur die Wurst nicht“, und fällt gemeinsam mit Kapitän Schettino in ein Rettungsboot Bischof Laun geht zur Polizei und meldet das Pornoheft als gestohlen. Fritz Neugebauer ist mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden. Für den Weltuntergang gilt die Unschuldsvermutung.

Dieser Text stammt aus Guido Tartarottis aktuellem Kabarettprogramm „Heini Hemmi“ und erschien vor einem Jahr in anderer Form in der KURIER-Freizeit.

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