ORF

Ungewöhnliche Finanzierung für TV-Highlight

Katharina Schüttler spielt die Titelrolle der Wissenschaftlerin und Kriegsgegnerin Clara Immerwahr
Das Drama "Clara Immerwahr", am Mittwoch im ORF und in der ARD, ist ein deutscher Film aus Österreich. Produzent Auspitz im Gespräch.

Im Dezember 1900 schafft Clara Immerwahr als erste Frau an der Uni Breslau den Doktor der Chemie. Kurz darauf heiratet sie den späteren Nobelpreisträger Fritz Haber, der zum "Vater des Giftgases" werden sollte. Das Glück endet für die Kriegsgegnerin 1915 im Selbstmord, der auch ein Protest gegen die "Perversion der Wissenschaft" war, für die ihr Mann stand. Das ideologisch ungleiche Paar spielen Katharina Schüttler und Maximillian Brückner.

Ungewöhnlich an diesem "deutschen Film" ist sein Zustandekommen. "Er ist eine Eigenentwicklung der Wiener MR-Film, gemeinsam mit der heimischen Drehbuch-Autorin Susanne Freund. Sehr früh war auch klar, dass Harald Sicheritz beim Buch und als Regisseur dabei sein würde", erläutert Produzent Oliver Auspitz. Und so machte sich die österreichische Produktion mit einer deutschen Geschichte auf Geld-Suche.

Der ORF konnte beim "deutschen Stoff" zwar den Anstoß zur Produktion geben. Es folgte aber, was Auspitz "eine Odyssee" nennt.

Ungewöhnliche Finanzierung für TV-Highlight
Gregor Schmalix, Oliver Auspitz
Land in Sicht kam beim 2009 gestarteten Projekt, als Redakteure desSWRden Streifen in dieARDals gemeinsames Projekt anlässlich 100 Jahre Erster Weltkriegs einbrachten. "Sie wussten, dass Frauenpersönlichkeiten bei dem Thema unterrepräsentiert sind", so Auspitz. Als sich nochARD-Größen wie Volker Herres (Programmdirektor) und Jana Brandt (MDR-Programmdirektorin) für den Stoff begeisterten, "gingen die Tore in Deutschland auf." Auspitz: "Man muss auch bedenken, der Film wurde nur in Österreich gedreht, auch Karlsruhe, Berlin, Breslau. Wir konnten viele österreichische Schauspieler besetzen wie Steffi Dvorak, Elisabeth Orth, Peter Simonischek. Die ganze Wertschöpfung blieb in Österreich. Es ist das bei dieser deutschen Co-Produktion mehr, als bei manchen der sonst von Österreich ausgehenden Co-Produktionen."

Eigenes Geld

Im Nachspann – den man im TV nicht zeigt – stünde, dass es sich um eine SWR-, MDR-, ARD-Degeto-, ORF-, MR-Co-Produktion mit Unterstützung des Fernsehfonds Austria und des Wiener Filmförderungsfonds handelt. Den Löwenanteil trug der SWR mit 1,6 Mio. Euro, was über 50 Prozent der Herstellungskosten entspricht. "Die MR-Film ist mit eigenem Geld und miteingebrachten Förderungen zweitgrößter Co-Produktionspartner", sagt Auspitz. Vom Fernsehfonds Austria kamen allein 800.000 €.

Natürlich sei so ein Projekt ein Risiko. In diesem Fall wäre man auf Vorlauf-Kosten von 180.000 sitzen geblieben. "Produzent darf nicht sein, wer zu Sendern geht und meint, hier bin ich, gebt mir. Da muss mehr sein, da müssen Ideen gefördert, Stoffe entwickelt und Risiko eingegangen werden. Das ist unser Credo. Wozu sonst bräuchte es Produzenten?", so Auspitz.

Bei der MR-Film laufen indes neue Projekte: Mit Star-Produzent Oliver Berben soll in Nachfolge von "Das Adlon" der Zweiteiler "Das Sacher" umgesetzt werden. Mit Branchengröße Jan Mojto (Beta Film) arbeitet man am Dreiteiler "Maximillian I". Auspitz: "Martin Ambrosch schreibt am Buch, Regie führen soll Andreas Prohaska."

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