Über das totale Witz- und Wuchtelverbot

Es sind Geschichten von Dingen, über die man nicht gern spricht. Schirche Kinder („Des wachst sich bestimmt aus!“), Klopapiervorteilspackungen („Duftnote Spekulatius“) und über den Verdacht, dass der Nachbar die Zeitungen stiehlt.

Die „Schlawiner“ gehen am Dienstag (22.55, ORFeins) in die zweite Saison (die erste Staffel gibt’s auf DVD).

Ein Haufen egozentrischer Fortysomethings, die einander kennen, aber nicht wissen, woher. Die über Alltag zwischen Grießnockerlsuppe und Gackerl-Sackerl reden. Vorsichtig komisch. Passend dazu die leicht melancholische Titelmelodie.

Da ist das Zwänglerpaar Basti (Alexander Jagsch) und Gundi (Suse Lichtenberger)‚ das Namensschilder in die Kleidung näht. Dinge wie „In diesem Sinne“ sagt. Oder Schnorrer Engelbert (Gregor Seberg), der bei Zwangsneurotiker Walter (Gerald Votava) den Experten für eh alles gibt. In Szenen, ähnlich therapeutischen Sitzungen, wird Erlebtes reflektiert. Manu (Michael Ostrowski) zu Maja (Angelika Niedetzky): „Beziehung heißt gemeinsam lügen.“

Paul Harather: Es geht um Kleinigkeiten des Alltags, über die man nicht gern spricht.

Wie viel ist improvisiert?
50 Prozent.

Müssen Sie manche Schauspieler einbremsen?
Es gibt ein totales Witz- und Wuchtelverbot. Sobald jemand versucht, sich auf Pointen draufzusetzen, schreite ich ein. Die erste Fassung ist trocken, erst im Schnitt kommt der Witz. Er entsteht aus den knappen Szenen und Übergängen. Aus dem Weglassen. Deshalb ist der Schnitt aufwendig. Sechs Wochen pro Folge.

Ziemlich sozial daneben geht’s bei den Schlawinern zu: Sie erfinden Lügen, um Freunden nicht helfen zu müssen.
Es ist nie böse gemeint, die haben eben Freundschaften, wo der eine glaubt, der andere versteht das.

Schöne Freunde ...
In diesem Kosmos gibt es keine anderen. Jeder Einzelne sucht seinen eigenen Vorteil, aber meist mit viel zu hohen Unkosten.

Geld spielt kaum eine Rolle?
Weder sprechen sie über Geld, noch haben sie Geld.

Die Serie erinnert manchmal an Jerry Seinfeld und Larry David.
Ich kenne das aus meiner Zeit in L. A. Auch die Machart, ich wollte das mitnehmen.

Ex-Programmchef Wolfgang Lorenz war Fan der Serie. Was sagt Kathrin Zechner dazu?
Ich habe dazu kein Statement.

Die erste Staffel hatte tolle Quoten, trotz schlechtem Sendeplatz. Jetzt kommen zehn Folgen. Gibt es eine weitere Staffel?
Vielleicht werden’s auch zwölf. All diese Entscheidungen liegen beim ORF.

Vor genau 20 Jahren entstand Ihr Spielfilm „Indien“. Begehen Sie dieses Jubiläum bewusst?
Ja, ich überlege, ob ich nach Indien fahre.