Pioniergeist und Spardruck

Matthias Settele: „Trash wollen die Slowaken nicht“
Der Österreicher Matthias Settele ist seit Oktober 2013 Chef des slowakischen TV-Konzerns Markiza.

Das war auch für den viel gereisten Manager ungewöhnlich: Ein Paparazzo schoss Matthias Settele vor dem Konzerngebäude von Markiza TV in Bratislava ab. Haargenau wurde dann in einer Zeitschrift erklärt, wann der neue Generaldirektor aus dem Auto stieg, es wurde seine Kleidung auf dem Bild erläutert, und festgestellt, dass er Jeans und Wasserflasche in der einen Hand sowie Laptop und Tasche in der anderen hielt. Settele muss etwas über diese Episode schmunzeln. Sie zeigt, dass es auch in der Slowakei nicht egal ist, wer den Marktführer leitet.

Das nämlich ist der TV-Konzern Markiza, dessen Chef Settele (47) seit Oktober ist (siehe Geschichte rechts): „Markiza ist ähnlich strukturiert wie RTL in Deutschland und die Mitarbeiter hier haben Pioniergeist. Dazu kommt die Nähe zu Wien. Deshalb habe ich mich für Markiza entschieden.“ Setteles Ziele dort: „Fortschreiben der Erfolgsstory der Sendergruppe. Bessere Programmplanung und -abstimmung zwischen den Channels. Deutliche Verbesserung der Beziehungen zu den Werbekunden. Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Professionalisierung auf allen Ebenen, wobei Markiza schon sehr gute Leute hat.“

Einschnitte

Um das zu erreichen hat er schon in den ersten Wochen Maßnahmen gesetzt: Ein Comedy-Channel, Anfang 2013 gestartet, wurde wieder gestoppt, ein Personalpaket aufgelegt, die Programme der Sender Markiza, Doma und Dajto werden nach und nach umgebaut. „Diese Schritte waren schmerzhaft, aber angesichts des rückläufigen Werbemarktes notwendig. Es kann nicht sein, dass der klare Marktführer Verluste schreibt“, stellt Settele fest.

Denn das Geld wird fürs Programm gebraucht. Dabei ist aus österreichischer Sicht erstaunlich, wie viel damit selbst produziert wird: Markiza hat zum Beispiel zwei tägliche Serien, wobei die Weinbauern-Soap „Búrlivé víno“ mit über 40 Prozent Marktanteil im Hauptabend ein Hit ist. Eigenproduziert werden auch Realities („The Farm“), Magazine und Frühstücks-TV. Settele: „Natürlich sind wir als Privatsender kommerziell orientiert, aber es muss alles Niveau haben. Trash wollen die Slowaken nicht.“

Dazu kommt täglich eine gefragte eineinhalbstündige Info-Sendung im Vorabend, „mit der wir in der Slowakei quasi den Status wie der ORF in Österreich haben“, sagt Settele. Nach dem Ende des Kommunismus vertraue man staatlichen Medien nicht. „Als Teil eines internationalen Konzerns sind wir extrem unabhängig gegenüber politischen Begehrlichkeiten.“

Auf Settele kommen nun spannende Zeiten zu: Gemeinsam mit einem tschechischen Sender setzt Markiza im Frühjahr „The Voice“ mit Kandidaten und Juroren aus beiden Ländern um.

Wichtiger ist zunächst aber noch Olympia in Sotschi. Markiza überträgt den Nationalsport Eishockey. „One Team. One Passion.“, lautet der Slogan des Konzerns dafür, den auch schon Settele verinnerlicht hat, denn „ich wünsche mir ein Viertelfinale gegen Österreich und ein Finale gegen Tschechien, das die Slowakei gewinnt.“

Seit Oktober 2013 ist Matthias Settele Generaldirektor des größten slowakischen Fernseh-Konzerns, Markiza. Zu diesem gehören nunmehr drei Sender: Markiza TV, Doma, Dejto sowie die Internet-Plattform Voyo. Markiza ist Teil des internationalen Medienkonzern CME (Central European Media Enterprises), den der Ex-US-Botschafter in Wien, Ronald Lauder, gegründet hat. Maßgeblich beteiligt ist der US-Medienkonzern Time Warner. CME ist in mehreren osteuropäischen Ländern mit TV-Stationen vertreten.

Matthias Settele wurde 1966 in Steyr (OÖ) geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte wurde er ORF-Journalist. 1996 avancierte er zum Bürochef des ORF-Generalintendanten und in der Folge des RTL-Geschäftsführers Gerhard Zeiler. Ab 1999 leitete er bei RTL die Abteilung Business Affairs Programm und Information. Ab 2007 arbeitete Settele selbstständig als Berater, Coach und Manager auf Zeit bei Sendern in über 20 Ländern, zuletzt für Zeilers Turner Broadcasting International im Baltikum und in Skandinavien als Country-Manager.

Kommentare