Keine gemeinsamen Fernsehduelle in Österreich

ATV bleibt mit seiner Haltung vorerst allein: Weder ORF noch Puls4 möchten künftig gemeinsame Kanzler-Duelle.

In Österreich wird es auch in Zukunft wohl keine gemeinsamen Fernsehduelle nach deutschem Vorbild geben. Nachdem ATV-Infochef Alexander Millecker im KURIER-Interview jüngst erklärt hatte, er würde es begrüßen, wenn auch die heimischen Fernsehsender gemeinsam ein solches Event ausrichten und ausstrahlen würden, kommt von den Kollegen die Absage: Weder ORF noch Puls4 möchten es ARD, ZDF, RTL und ProSieben gleichtun, die für die Konfrontation von Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück ihre Interviewer gemeinsam in den Ring geschickt hatten.

„Das deutsche Beispiel hat mich nicht überzeugt“, sagte etwa ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher auf Anfrage des KURIER: „Fragen ohne Nachfragen sind bei uns wie auch den österreichischen Privaten nicht denkbar.“ Er hält den Pluralismus hoch: „Ich halte es nicht für einen demokratiepolitischen Fortschritt, wenn die Konfrontationen monopolisiert in einer einzigen Sendung abgehandelt werden.“ Schließlich seien politische Sendungen auch so etwas wie eine Visitenkarte einer Fernsehanstalt. Auch Puls-4-Infodirektorin Corinna Milborn äußerte sich auf KURIER-Anfrage skeptisch: „Ich habe eher das Gefühl, dass es wichtig ist, dass man eigene Zugänge hat.“ In Deutschland werde beim Kanzlerduell außerdem von der Politik „diktiert, dass man nur einmal zur Verfügung steht.“ Dass vier Interviewer von vier Sendern den Kandidaten gegenüberstehen, habe außerdem den Effekt, dass es vier parallele Interviews gebe statt einer gemeinsamen Diskussion.

„Am Punkt“ liegt gut

Trotz des Wahl-TV-Überflusses gibt es jedenfalls noch keine Sehervertreibung. Auch die ATV-Sendung „Am Punkt“ hat bei ihrem Auftakt in die neue Saison am Mittwochabend trotz Wahlspecials mehr Seher als im Schnitt gehabt: 71.000 waren dabei. Das ist fast doppelt soviel wie die heurige Durchschnittsreichweite von 38.000 Zuschauern.

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