Fressen und gefressen werden

Fressen und gefressen werden
Kannibalismus sah man im Fernsehen bisher nur in Filmen wie "Hannibal". Nun auch in einer TV-Show, die am Mittwoch in den Niederlanden zu sehen war.

In den Niederlanden ticken die Uhren oft anders. Eine liberale Gesetzgebung machte das Land zum Mekka aller Drogen- und Sexliebhaber und auch die TV-Shows sind anders als hierzulande. Provozierender, ekliger und vielleicht auch entbehrlicher. Das bestätigte sich einmal mehr am Mittwochabend. In der Sendung "Proefkonijnen" ("Versuchskaninchen") auf dem Sender BNN beantworten wöchentlich zwei junge Männer Fragen, die laut Sendungskonzept von betrunkenen Menschen auf ihrer Homepage gestellt wurden. Dieses Mal drehte sich alles um das Rätsel: "Wie schmeckt Menschenfleisch?"

Dieser Frage widmeten sich die beiden Protagonisten Valerio Zeno und Dennis Storm im gegenseitigen Selbstversuch. Zuerst geht es zum Schlachter, wer könnte denn mehr über die besten Stücke Fleisch an einem menschlichen Körper bescheid wissen? Eben. Dieser markiert die entsprechenden Stellen und schickt die Beiden weiter zum Chirurgen, der nur verpixelt gezeigt wird. Kein Wunder, denn ihm könnten für das Herausschneiden des gesunden menschlichen Fleisches bis zu vier Jahre Haft blühen.

Auch die "OP" wird quotengerecht in voller Länge, inklusive Nahaufnahme und dementsprechendem Ekelfaktor gezeigt. Man will den voyeuristischen Zusehern ja nichts vorenthalten.

Menschenfleisch, mit Karotte und Spargel garniert

Unter lautem Gelächter der beiden wird Zeno ein Stück Fleisch aus der Hüftgegend und Storm aus dem Hintern entnommen. Auch wenn die Moderatoren ein wenig blass um die Nase sind, haben sie ihren Humor anschließend noch immer nicht verloren. Mit ihren Fleischteilen in der Hand diskutieren sie darüber, als welchen Gang sie die fünf fingernagelgroßen Stückchen verspeisen sollen. "Als Nachtisch wäre es doch gut, immerhin ist das der leckerste Gang!" Schlussendlich entscheidet aber der Chefkoch Lex. "Wie wär‘s mit ein bisschen Trüffelmayonnaise dazu?"
Scharf angebraten landen die Stückchen, garniert mit einer Karotte und Spargel, auf den Tellern.

Zeno muss als erster ran. Er riecht, er schmeckt, er schiebt sich das Stückchen in den Mund und kaut. Kaut und kaut. "Es schmeckt echt nach Fleisch, ein bisschen wie ein Ribeye-Steak." Wem nach der OP-Szene noch nicht schlecht war, verliert spätestens jetzt den Appetit. Nicht aber Storm, der als nächster dran ist. Selbes Spiel. Riechen, schmecken, kauen. Storm findet das Stück aus Zenos Hüfte aber gar nicht lecker. Egal, im Studio bricht trotzdem Jubel aus, als auch er das Fleisch geschluckt hat. Alles ziemlich makaber.

Schwindel oder pseudowissenschaftliches Experiment?

Irgendwie erinnert dieses seltsame Experiment an eine Extremversion von "Jackass". Nur, dass hier eine Grenze überschritten wurde, auf die selbst Grenzgänger wie Johnny Knoxville und Steve O Rücksicht genommen hätten.

Obskure Shows sind in den Niederlanden und beim Sender BNN nicht unüblich. Immerhin schockierte der Sender vor vier Jahren mit einer Show, bei der Kandidaten um eine Spenderniere kämpften. Damals war es ein Schwindel und sollte auf die mangelnden Organspenden aufmerksam machen. Dieses Mal sei alles echt, Zeno und Storm sollen tatsächlich von einander gekostet haben, bestätigt der Sprecher von BNN. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass es sich um einen Schwindel handeln könnte, bestehen. Denn ein wirklicher Erkenntnisgewinn des pseudowissenschaftlichen Experiments gibt es nicht – außer für Zeno und Storm vielleicht. Und: Hoffentlich kommt niemand auf die hirnverbrannte Idee, das Experiment zuhause zu wiederholen. Denn auf den Hinweis "Don`t try this at home" wurde verzichtet.

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