Oliver Stone erzählt die Geschichte neu
Es beginnt dramatisch: mit der Entwicklung der Atombombe in der Wüste von New Mexico und dem späteren Abwurf der Bombe über Hiroshima und Nagasaki. Die offizielle Lesart dieses brutalen Akts der USA ist, dass der Atomangriff nötig war, um Japan zur Kapitulation zu zwingen und damit vielen Amerikanern das Leben zu retten. Für Oliver Stone ist eine andere Version plausibler: US-Präsident Truman habe die Bomben damals abwerfen lassen, um seinem Gegenspieler Stalin zu zeigen, dass die USA vor keiner Grausamkeit zurückschrecken.
„The Untold History of the United States“ heißt die Serie des linken Starregisseurs, die seit Wochen in Amerika für Diskussionen sorgt. Stone, der in seinen Filmen nie vor heißen Eisen zurückschreckt (zuletzt in „Savages“ über die Brutalität mexikanischer Drogenkartelle), korrigiert darin alte und aus seiner Sicht inkorrekte Dogmen der US-Geschichte: Gemeinsam mit Peter Kuznick, einem Historiker an der University of Washington, deckt er etwa die gezielte Kollaboration amerikanischer Industriekonzerne wie Ford, General Motors oder IBM mit den Nazis auf. Für die beiden die erste Stufe zu dem, was man heute den militärisch-industriellen Komplex nennt.
Linke Sicht der Dinge
Auch am Geschichtsunterricht in den USA lassen Stone und Kuznick kein gutes Haar: Den Schülern werde erklärt, im Vietnamkrieg („Ein kostspieliges Desaster“) seien rund 100.000 Vietnamesen umgekommen. Tatsächlich waren es aber 3,8 Millionen.
Die eindeutig linke Schlagseite der zehnteiligen Serie, die auf dem Kanal Showtime läuft, hat natürlich auch viele Kritiker auf den Plan gerufen: Die Los Angeles Times bezeichnete Stones Geschichtsstunde als „alternative Mythologie statt gründlicher Analyse.“ Die New York Times befand die Serie als „zu stalinfreundlich“. Stone ficht das nicht an: „Man sagt, meine Mittel seien nicht subtil. Aber ich will ja genau das: wachrütteln.“
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