Der Entführer als "Erzieher"

„Tatort“: Gro Swantje Kohlhof als „Rebecca“ befreit sich von ihrem „Erzieher“ durch Abfackeln
Der österreichische Regisseur Umut Dağ verfilmte den vorletzten Bodensee-"Tatort" mit Eva Mattes: "Rebecca".

Es ist der vorletzte Fall von Klara Blum und Sebastian Perlmann. Wenn die Kommissare der Kripo Konstanz das Rätsel um das entführte Mädchen "Rebecca" (Sonntag, 20.15, ORF2) gelöst haben, bleibt nur noch ein Bodensee-"Tatort" übrig. Danach wird das Team Blum und Perlmann – gespielt von Eva Mattes und Sebastian Bezzel – aufgelöst. Und der Nachfolge-"Tatort" findet im Schwarzwald statt.

Richtig traurig sei die Stimmung während des Drehs aber nicht gewesen, erzählt der österreichische Filmregisseur Umut Dağ, der erstmals bei einem "Tatort" Regie geführt hat. Das Duo Blum-Perlmann löse sich ja in beidseitigem Einverständnis der Schauspieler auf. "Aber vielleicht wollte man doch auch noch einmal etwas Neues probieren ", sagt Dağ, der zuletzt mit seinem Rap-Spielfilm "Risse im Beton" reüssierte: "Blum und Perlmann haben ein ,zerrupftes‘ Verhältnis zueinander. Ihre Charaktere werden an die emotionale Grenze getrieben."

Der Entführer als "Erzieher"
Regisseur

Am Höhepunkt der Friktionen haut Klara Blum dem Kollegen Perlmann schließlich eine Watsche herunter. Denn der Fall "Rebecca" nimmt sie mit – "die Grenzen zwischen Kommissar und Mensch verschieben sich".

Gehirnwäsche

Bei "Rebecca" handelt es sich um ein junges Mädchen, das als Kind entführt wurde und nach jahrelanger Gefangenschaft wieder auftaucht. Natürlich fällt einem dazu sofort der Fall Kampusch ein. Doch Drehbuch-Autor Marco Wiersch hatte auch die Attentäter der Anschläge in New York im Sinn und die zerstörerische Macht sektenähnliche Verführer.

Wie auch immer: Rebecca, die Titelheldin, wird nicht nur entführt, sondern auch von ihrem "Erzieher", einem pseudo-religiösen Fanatiker, "programmiert". Das Mädchen verhält sich wie ferngesteuert: "Die Fallhöhe der Geschichte ist sehr groß und mir war klar: Wenn wir nicht die richtige Schauspielerin für Rebecca finden, der man die Gehirnwäsche glaubt, fliegt uns die Geschichte um die Ohren", erzählt der 33-jährige Regisseur über den ungewöhnlich langen Casting-Prozess für die Titelrolle. Zuletzt fand man die hingebungsvolle Gro Swantje Kohlhof: "Ich versuche, alles dem Schauspiel unterzuordnen. Es war von Anfang an klar, dass es eine bedrückende Geschichte wird. Aber das war die Herausforderung. Ich fand es spannend, sonst hätte ich es nicht gemacht."

Was denn für ihn den Reiz des Filmemachens im Fernsehen ausmache?

"Fremde Stoffe zu verfilmen und mit Leuten zu arbeiten, die man nicht kennt", sagt Umut Dağ: "Das eigene Handwerk zu justieren. Und aus Pfaden, über die man jahrelang gegangen ist, auszubrechen."

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