Der Schuh drückt beim Vertrauen

„Verbindlich im Ton, hart in der Sache“: „Sommergespräche“-Moderator Resetarits
Peter Resetarits will die ORF-Interviews mit den Parteichefs etwas bodenständiger anlegen.

KURIER: Die Sommergespräche pendeln zwischen den Extremen zwangsoriginell und langweilig. Womit werden Sie punkten?

Peter Resetarits: Bei der Frage, welche Kompetenzen ich mit einbringen kann, ist ziemlich rasch die Idee aufgetaucht, Publikum einzubinden. Da habe ich relativ große Erfahrungen, was die Bürger drückt. Das wird der Ausgangspunkt, und daraus sollen allgemein politische Fragen abgeleitet werden. Wir haben zur Atmosphäre auch Publikum im Studio.

Sie waren im Vorfeld in den Landeshauptstädten unterwegs und haben die Menschen befragt. Wo drückt denn die Wähler der Schuh?

Ein Problem ist der Vertrauensverlust. Der Glaube an die Problemlösungskompetenz ist sehr gering. Die Leute können sich die Mieten oft nicht leisten. Oder, was wir oft nicht wahrhaben wollen: Die Ausländerproblematik. Und Pensionen.

Politiker und Publikum im Saal sind immer eine schwierige Konstellation: Parteien versuchen gerne, Claqueure einzuschmuggeln, die ständig jubeln.

Wir haben einen Schlüssel gefunden, wo wir den Parteien sagen: "Ihr könnt ein paar Leute namhaft machen." Sodass zum Beispiel die Hälfte der etwa 80 Leute von den Parteien kommen. Und die anderen laden wir redaktionell ein.

Wieso geben Sie den Parteien das freiwillig in die Hand?

Wir haben uns das alles sehr lang überlegt, und man kommt oft in die Falle, warum jetzt gegen Kandidat X oder Y Stimmung im Saal war, und da oft Verschwörungstheorien entstehen. Ich hoffe, dass das keine Claqueure sind. Ich würde aber auch versuchen zu unterbinden, dass nach jeder Wortmeldung geklatscht wird.

Sie sind der erste Sommergespräch-Interviewer, der nicht selbst aus dem politischen Genre kommt.

Ich habe schon einmal Sommergespräche mitmoderiert. 1990 habe ich als dritter Moderator mitgewirkt. Ich habe zumindest eine ungefähre Ahnung, was in der Innenpolitik so läuft.

Was Sie aber ein bisschen begleitet: Eher der nette Onkel zu sein als der Pitbull-Interviewer. Werden Sie da gegensteuern?

"Onkel" trifft mich. Was "nett" angeht, sollten Sie vielleicht den einen oder anderen Rechtsanwalt oder Unternehmenssprecher befragen. Die finden mich sicher nicht nett. Meine Art ist durchaus verbindlich im Ton, in der Sache aber auch hart.

Auf wen sind Sie heuer besonders gespannt?

Der Schuh drückt beim Vertrauen
NEOS-Parteichef Matthias Strolz
Spannend sind natürlich die Regierungsparteien, weil die die Entscheidungen in der Hand haben. Strache und Glawischnig polarisieren eher. Zu Matthias Strolz oder Kathrin Nachbaur gibt es von den Sehern wiederum recht wenige Fragen.

Was ist Ihr Marker für Erfolg oder Misserfolg?

Quotenmäßig kann man es sicher nicht festmachen. Ich möchte versuchen, andere Fragen zu stellen als bisher. Innenpolitische Debatten werden manchmal auf einem Niveau geführt, wo 80 Prozent nicht mitkommen. Mein Ansatzpunkt ist: Sehr down to earth zu beginnen und daraus ein Gespräch zu entwickeln, das allgemeinere Gültigkeit hat.

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