Sidos Buße für den Bildungsauftrag

Viel Lärm um eine Watsch'n gibt es im Oktober. Der ORF beendet die Zusammenarbeit mit Sido, dem beliebten Juror bei "Die Große Chance". Der deutsche Rapper war nach Ende der Sendung mit "Chili"-Chef Dominic Heinzl aneinandergeraten. Der Bann hält allerdings nicht lange - nach einem Aushilfseinsatz des Kabarettisten Rudi Roubinek holt der ORF Sido wenige Tage später wieder zurück. Heinzls Societyformat "Chili" hingegen soll mit Jahresende von den ORF-Bildschirmen verschwinden. Ach ja: Die zweite Staffel der "Großen Chance" gewinnt ein Hund - und seine "Dog Dance"-Trainerin.
Mit viel Zeremoniell hieß der ORF Sido wieder als Juror – und als Quotenbringer – in seiner Talentshow willkommen.

Nein, er war nicht in Sackleinen gekleidet – aber für einen Rapper ist auch eine graue Kapuzenjacke ein adäquates Büßergewand . Als der Berliner Hip-Hop-Star Sido am Freitag in diesem Aufzug vor Publikum und Jury der ORF-Show „Die Große Chance“ trat, war der Höhepunkt einer Inszenierung erreicht, die wohl auch die politischen Attacken gegen die Rundfunkanstalt besänftigen sollte: Auf Sidos Attacke gegen Society-Reporter Dominic Heinzl, seine darauf folgende „Suspendierung“ und die Rehabilitation durch TV-Direktorin Kathrin Zechner hagelte es Kritik an Abweichungen vom öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF.

Sidos Bußgang am Freitag war hingegen fast Bildungsfernsehen: „Ich möchte nicht, dass das irgendjemand als Beispiel für sein Leben nimmt“, erklärte der 31-Jährige, der bekräftigte, dass ihm die Sympathiebekundungen seiner jungen Fans für die Attacke „große Sorgen“ gemacht hätten. „Es wurde kein Problem gelöst durch diese Schlägerei, es sind nur Probleme dazugekommen“, sagte Sido.

Rapp und Rapper

Strategisch klug platziert war auch die folgende Wortmeldung von Co-Juror Peter Rapp, der als dienstältester ORF-Moderator die im ORF-Gesetz verankerte „einwandfreie Unterhaltung“ wie kaum ein zweiter verkörpert. Ihn freue, dass sich Sido und Heinzl im Büro von ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm getroffen und per Handschlag versöhnt hätten, sagte Rapp: „So erledigen erwachsene Männer ihre Schwierigkeiten.“
Bei den Quoten brachte der Wiedereinsatz Sidos einen leichten Aufwind. Im Schnitt sahen 773.000 Zuschauer die Show (Marktanteil 29 %), die Entscheidung verfolgten 700.000 (MA 34 %): Ein Seher-Plus von 10 % gegenüber der Vorwoche, in der „Seyffenstein“ Rudi Roubinek als Juror einsprang, und die besten Quoten der zweiten Staffel. Dennoch liegen die Zahlen unter den Spitzenwerten der ersten Staffel im Herbst 2011.
Als Finalisten gingen das Duo Flo und Wisch, die Band Solid Tube und die Gruppe „Grabenlandbuam“ aus der Show hervor. Das Finale wird am 9. November (20.15 Uhr) live auf ORF eins übertragen.

Kommentare