"Herzzerreißend, wie sprachlos sie sind"

In "Spuren des Bösen" spielt Sabrina Reiter die Polizistin Petra Brock
Sabrina Reiter über Andreas Prochaskas neuen Film "Spuren des Bösen – Schande", (20.15 Uhr, ORF 2).

ROMY, deutscher Krimipreis, dazu etliche Schauspielerpreise: Die vielfach ausgezeichnete TV-Krimi-Serie "Spuren des Bösen" von Andreas Prochaska (Regie) und Martin Ambrosch (Drehbuch) ist genau jenes Qualitätsfernsehen, von dem alle reden, das man aber tatsächlich selten zu sehen bekommt. Es sind atmosphärisch dichte, dunkelgraue Wien-Geschichten, in denen der traurige Kriminalpsychologe Richard Brock (Heino Ferch) seiner Tochter (Sabrina Reiter) nicht sagen kann, wie sehr er sie liebt. Ein seelisch angeschlagener Ermittler, der seine Tristesse zwischen knarzenden Altbauwohnungen und dem schönsten heruntergekommenen Kaffeehaus Wiens (Drehort ist das wunderbare "Kaffee Urania") auslebt und dem hin und wieder ein Joint oder eine Affaire und fallweise sogar das Herz dazwischenkommt.

Neben den stimmigen Schauplätzen – so fungierte im ersten Film die ehemalige Metaller-Zentrale in der Plösslgasse als versifftes Kommissariat – zeichnen sich Prochaskas Krimis durch tollen Cast und psychologische Tiefe aus: Das "Whodunnit", also die eigentliche Auflösung, ist nachrangig. Es geht um die menschlichen Untiefen.

So wie im heutigen, vierten Teil "Schande", wo ein brillanter Fritz Karl in der Rolle des merkwürdigen Herrn Pliem wie ein Wiedergänger von Wolfgang Priklopil wirkt. Pliem erpresst Brock, denn er weiß von dessen Affäre mit seiner Nachbarin und nötigt ihn, ihn zu therapieren. Und Brock selbst wirkt als verkorkster Vater therapiebedürftiger denn je.

KURIER: Frau Reiter, das Verhältnis zwischen Petra Brock und ihrem Vater wirkt schwieriger, als es Vater-Tochter-Beziehungen normalerweise sind.

Sabrina Reiter: Ja, zwischen den beiden steht viel Unausgesprochenes.

Der Tod der Mutter.

Die Tatsache, dass Brock seine kleine Tochter nach dem Tod der Mutter bei den Großeltern zurückgelassen hat. Sie fühlt sich nach wie vor als verlassenes Kind und versucht, den Vater mit beruflichem Erfolg zu beeindrucken.

Sie sind selbst Mutter. Verstehen Sie auch die Elternseite? Die des Vaters, der aus Sorge alles täte, um seine Tochter aus dem Polizeialltag herauszuhalten? Der nicht imstande ist, seine Gefühle zu zeigen?

Natürlich. Es ist herzzerreißend mitanzusehen, wie sprachlos beide sind. Man möchte sie beide umarmen.

Sie haben vier "Spuren des Bösen"-Filme mit Andreas Prochaska gedreht. Er hat Sie 2005 für den Kinofilm "In 3 Tagen bist du tot" entdeckt. Ist er eine Art Mentor für Sie?

Nein, das nicht. Aber Andreas hat mich entdeckt und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Die Schauspielerin Susi Stach coacht mich immer wieder für Rollen, von ihr hab ich bestimmt am meisten gelernt.

Was unterscheidet die "Spuren des Bösen"-Filme von anderen TV-Krimis?

Sie tragen die Handschrift von Andreas Prochaska und David Slama. Die Kombination macht die Filme zu etwas Besonderem. Es sind straight erzählte Genrefilme, die zwischen Handlungsorientierung und starken Charakteren vermitteln.

Sie sind knapp über dreißig und seit neun Jahren im Geschäft: Wohin wollen Sie beruflich?

Auch, wenn das jetzt nicht spektakulär klingt: Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen, ist eine große Herausforderung. Wenn mir das gelingt, bin ich sehr glücklich.

Ihre nächste berufliche Etappe?

Ich arbeite gemeinsam mit Thomas Christian Eichtinger an einem Drehbuch, dessen Verfilmung wir bald umsetzen möchten.

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