Programm ist, was zählt
Dass US-Serien im europäischen Fernsehen gezeigt werden, ist alltäglich. Ein Serien-Export in die Gegenrichtung ist es nicht – doch es wird (siehe auch Info unten). Für Aufmerksamkeit sorgt deshalb auch eine Ankündigung von Beta-Film-Chef Jan Mojto bei der derzeit in Cannes stattfindenden weltgrößten Messe für TV-Programme, MIPTV.
"Es tut sich etwas bei europäischen Serien und das ist ausgelöst durch die hochwertig produzierten US-Serien der letzten Jahre", stellt der gebürtige Slowake mit österreichischem Pass fest. Dieser Nachzieh-Effekt trifft, so Mojto, auf "eine verstärkte Nachfrage nach Programmen, insbesondere Event-Programmen." Der Grund dafür: "Um auf dem immer enger werdenden TV-Markt bestehen zu können, braucht es Ware, die Sendern Profil und möglichst viel Exklusivität gibt. Diese Logik gilt für traditionelle Sender wie für neue Marktteilnehmer."
Ziel Deutschland
Die Neuen – Netflix, Hulu, Watchever und Co. – sind auch heuer ein großes Thema an der Côte d’Azur. "Wir Filmhändler bemerken sie ganz eindeutig. Es sind sehr interessante Kunden für uns, denn sie kaufen nicht nur bereits Fertiges. Sie sind auch sehr interessiert an Produktionen in einem frühem Stadium."
Und alle haben den deutschsprachigen Markt im Visier. "Von den Möglichkeiten her ist das einer der wichtigsten Märkte überhaupt. Alle wollen dort rein, alle suchen Wege. Doch die führen übers Programm. Herausragendes Programm ist heute so wichtig wie noch nie zuvor."
Davon hat Mojto, der einer der größten Film-Händler und TV-Produzenten außerhalb der USA ist, viel zu bieten. Das Spektrum reicht von einer neu besetzten neuen Staffel von "Kommissar Rex" über Franz von Assisi mit Peter Mullan und Benjamin Sadler bis hin zur spanischen Mantel- und Degenserie "Alatriste", die, in Budapest gedreht, auf ARTE und beim spanischen Sender Tele5 zu sehen sein wird.
Und dann gibt es noch Mojtos Leidenschaft, die klassische Musik. Seine Unitel produziert jährlich etwa 60 Programme. Diese Woche wird bei den Osterfestspielen Salzburg die Strauss-Oper "Arabella" produziert. Und auch im August ist man wieder in der Mozartstadt, "weil der ORF in diesem Bereich sehr stark engagiert ist, auch mit ORF III, und die Qualität des Gebotenen ihresgleichen sucht", sagt Mojto.
In den USA kaufen Produzenten, anders als bei "Gommora", Serien meist, um sie nachzudrehen. Beispiele sind "Shameless", im Original britisch, "Homeland" (aus Israel) oder das dänische "Bron" ("The Bridge"). Grund laut "Variety": Die Serien waren zuvor schon erfolgreich, und Hollywood kommt nicht mit der Entwicklung neuer Stoffe nach.
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