ORF-"Geiselliste": Kultursender ORF III wird vorgeschickt

Der ORFIII-Chef (li.) muss nun ebenfalls um die Refundierung betteln, die der ORF-General (re.) forder.
Tauziehen: Es vergeht keine Woche, in der nicht die nächste ORF-Tochter erklärt, wie bitter das kommende Jahr würde.

Als ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Dezember des Vorjahres im Hinblick auf seine Wünsche an die Politik von einer „Geiselliste“ sprach, biss er sich sofort auf die Zunge und nahm den Sager zurück. Mittlerweile ist das verunglückte Sprachbild beinharte Realität geworden: Es vergeht keine Woche, in der nicht die nächste ORF-Tochter erklärt, wie bitter das kommende Jahr würde, wenn der Sender nicht die verlangten Zusatzmillionen aus der Gebührenrefundierung bekommt.

Die neueste Geisel, die öffentlich bedroht wird, ist der Kultur- und Informationsspartensender ORFIII. Wie Programmchef Peter Schöber in einem Interview mit der APA erklärte, muss er 2014 zehn bis 15 Prozent seines (ohnehin mickrigen, Anm.) Programmbudgets einsparen, wenn es nicht doch noch zu einer Verlängerung der Refundierung kommt. Die Message kommt zu einem symbolisch vielsagenden Zeitpunkt: Der viel gelobte Sender, der mit einem Minibudget von sechs bis sieben Millionen Euro und 26 Mitarbeitern beachtliche Leistungen vollbringt, feiert gerade seinen zweiten Geburtstag.

Statt mehr Geld zu bekommen, wird Schöber nun vorgeschickt, um zu verdeutlichen, wie ernst es dem ORF in seinem Drängen ist. Er argumentiert dies so: Die Gebührenrefundierung sei keine unstatthafte Forderung des ORF. Sie stehe dem Sender wegen der Befreiung aus sozialen Aspekten zu, so wie jeder Verkehrsbetrieb Freifahrten ersetzt bekomme. Und: „Das ist kein Bittstellen, sondern Geld, das dem öffentlich-rechtlichen Auftrag zugutekommt und mit dem man eben auch Programme auf ORFIII finanziert hat.“ Wöchentliche Formate wie der EU-Talk „Inside Brüssel“ oder der Parlaments-Talk „60 Minuten Politik“ kosteten eben Geld. Mit der Entwicklung des Senders sei man zufrieden.

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