Offiziell: Horst Pirker übernimmt die Verlagsgruppe News

Axel Bogocz verlässt das Unternehmen - Der ehemalige Styria-Chef übernimmt die Magazingruppe

Es ist offiziell: Horst Pirker (54) wird die Verlagsgruppe News führen. Die Personalie kursierte bereits seit Dezember, ab Donnerstagabend verdichteten sich die Spekulationen dann zu Tatsachen. Am Freitag bestätigte Mehrheitseigentümer Gruner + Jahr schließlich, dass der frühere Vorstandsvorsitzende der Styria Media Group Herausgeber und Vorsitzender der Geschäftsführung im News-Verlag wird. Voraussichtlicher Zeitpunkt laut Gruner + Jahr: Frühjahr 2014. Axel Bogocz, der Österreichs marktbeherrschende Magazingruppe zuletzt führte, wird das Unternehmen verlassen.

Pirker hielt sich mit programmatischen Ansagen zunächst zurück, sprach aber von einer "herausfordernden Aufgabe in der Verlagsgruppe News, dem überlegenen Marktführer im österreichischen Zeitschriftenmarkt", wie es in einer Aussendung hieß. "Ein so vielfältiges Medienportfolio zu führen und angesichts der Digitalisierung neu zu interpretieren, ist für mich ein Anspruch, dem ich mich einfach nicht entziehen kann."

Der gebürtige Kärntner kehrt damit nach einem Ausflug in die Abfallwirtschaft beim steirischen Recyclingkonzern Saubermacher wieder in die Medienbranche zurück, die er als Chef der Styria elf Jahre intensiv geprägt hatte. Begleitet wurde der Einstieg im News-Verlag mit Gerüchten, er werde die Restanteile der Familie Fellner an dem Magazinverlag übernehmen, was Wolfgang Fellner auf Anfrage des KURIER allerdings als "völligen Schwachsinn" bezeichnete. "Wir denken nicht daran, Anteile herzugeben", bekräftigte er. Pirkers Bestellung zum Verlagschef wollte er nicht beurteilen, er sei aber "sehr gespannt", so Fellner, der 18,7 Prozent an dem Unternehmen hält.

Schillernder Medienmanager

Pirker gilt als einer der schillerndsten Medienmanager des Landes, wiewohl er zuletzt bei einem branchenfremden Konzern, dem Recylingunternehmen Saubermacher tätig war. Von 1999 bis 2010 war er Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, die er zu einem modernen Medienkonzern mit Beteiligungen im In- und Ausland formte. Von 2004 bis 2010 war Pirker außerdem Präsident des österreichischen Zeitungsverbands (VÖZ). 2010 wurde er als Österreichs „Medienmanager des Jahres“ ausgezeichnet, verließ aber im selben Jahr die Styria.

Im März 2011 wurde Pirker mit der Aufgabe der Strategieentwicklung in die Geschäftsführung des Red Bull Media House in Salzburg beauftragt. Er verabschiedete sich nach einem dreiviertel Jahr aus dem Reich Dietrich Mateschitz'. Aus privaten Gründen ging er zurück in die Steiermark , wo er Anfang 2012 den Vorstandsvorsitz bei Saubermacher übernahm.

Gemeinsam mit dem früheren Presse-Geschäftsführer Reinhold Gmeinbauer betreibt Pirker außerdem die Medienholding Medecco, die Anteile an zahlreichen Magazinen hält. Das bekannteste ist die Monatszeitschrift Datum.

Der Start von News im Jahr 1992 markierte gleichzeitig die Geburtsstunde des dazugehörigen Verlags, der seit vergangenem Herbst unter VGN - Verlagsgruppe News firmiert. Anfang der 90er hielt der deutsche Springer-Verlag 50 Prozent, in den folgenden Jahren kauften die Fellners aber sukzessive die Anteile zurück, bevor 1998 Gruner+Jahr einstieg. Heute verfügt die Familie Fellner noch über eine Finanzbeteiligung von 18,7 Prozent, allerdings ohne Mitspracherecht. Gruner+Jahr hält mit 56 Prozent die Mehrheit, der Rest entfällt auf den KURIER.

Rasante Entwicklung

Bis diese Eigentumsverhältnisse zustande kamen, legte News eine ebenso rasante wie abwechslungsreiche Entwicklung hin. Von Anfang an wurde der inhaltliche Fokus gleichermaßen auf Politik- und Wirtschaftsthemen wie Lifestyle- und Society-Berichterstattung gelegt. Große Bildstrecken dominierten das optische Erscheinungsbild, während aus journalistischer Perspektive stark auf Exklusiv- und Aufdeckerstorys gesetzt wurde.

Der Verlag selbst legte über die Jahre an Umfang zu: Zuerst gesellten sich das Fernsehmagazin TV-Media sowie Format zum Angebot, bevor Anfang der 2000er-Jahre mit Profil und Trend zwei direkte Konkurrenten am Markt übernommen wurden. Später sollten noch Titel wie eMedia, Woman oder Gusto folgen.

Fellners Abschied

Der Einfluss der Familie Fellner schwand sukzessive im neuen Jahrtausend. Den Beginn der Umstrukturierung markierte Rudi Klausnitzers Einstieg als Vorsitzender der Geschäftsführung im Jahr 2001, Ende 2003 zog sich Wolfgang Fellner wiederum aus dem operativen Geschäft von News zurück. Klausnitzers Nachfolger Oliver Voigt blieb bis Ende 2010. Bedeutend kürzer war hingegen die Zeit von Matthias Schönwandt an der Spitze der Verlagsgruppe: Er stolperte nach nur drei Monaten über interne Compliance-Richtlinien, woraufhin eine einvernehmliche Trennung mit Gruner+Jahr zustande kam. Keine leichte Übernahme ergab sich für Axel Bogocz, der mit September 2011 CEO wurde. Nachdem die Verlagsgruppe mit der Österreichischen Auflagenkontrolle bereits zuvor auf Kriegsfuß gestanden ist und bei mehreren Erhebungswellen nicht teilnahm, musste Bogocz im Frühjahr 2012 einräumen, dass jahrelang zu hohe Verkaufszahlen ausgewiesen wurden. Im Schnitt sei die Auflage um elf Prozent niedriger als behauptet gewesen.

Reichweiten sanken

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Flaggschiff der Verlagsgruppe bereits mit einem empfindlichen Reichweitenrückgang zu kämpfen. Zuletzt war Ende vergangenen Jahres gar von einem neuen, 14-tägigen Veröffentlichungsrhythmus die Rede sowie empfindlichen Sparmaßnahmen in der Redaktion. Ersteres konnte zwar abgewandt werden, über die künftige personelle Aufstellung ist allerdings noch nichts näheres bekannt. Bogocz sprach zuletzt davon, Anfang 2014 ein neues Konzept präsentieren zu wollen. Diese Aufgabe fällt nun seinem Nachfolger Horst Pirker zu.

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