Ö3-Vizechef arbeitet für Firma, die den Sender berät

Ö3-Vizechef arbeitet für Firma, die den Sender berät
Die BCI berät den ORF-Sender lange Jahre und bietet Workshops mit dessen Vizechef an.

Seit rund 20 Jahren lässt sich Hitradio Ö3 von einer deutschen Consultingfirma beraten, die laut Senderchef Georg Spatt "Moderatorencoachings, strategische Coachings und internationale Programmbeobachtung" liefert. Wer auf die Homepage der Firma schaut, stößt nicht nur auf deren Leistungsportfolio, das Sender aus Österreich und Deutschland umfasst, sondern auch auf bekannte Namen aus Österreich: Niemand geringerer als Albert Malli, seit 1997 stellvertretender Ö3-Chef, ist auch für die BCI tätig.

Auf der Homepage liest sich das so: "Albert Malli ist seit 2002 Berater bei bci und für die Vorbereitung von Worst-Case-Szenarien im Radio, Station Operations und Themenmanagement im Formatradio verantwortlich", heißt es etwa bei der Beschreibung eines Workshops, den BCI mit Malli anbietet. Austragungsort: "Vor Ort im Sender."

Malli prägt den Sender als Vizechef seit Ende der Neunziger mit. Der KURIER befragte ihn zu seiner Nebenbeschäftigung bei einem der Auftragnehmer des Senders. Malli erklärte, dass er maximal einen Auftrag pro Jahr annehme, "oft auch keinen".

Keine Konkurrenz

Österreichische Konkurrenzsender habe er dabei nicht beraten: "Auch in meiner Nebenbeschäftigungsgenehmigung ist ausdrücklich festgehalten, dass ich keine unmittelbaren Mitbewerber beraten darf."

In der Branche regt sich unterdessen Unmut wegen des Consulting-Auftrages, wie jüngst news berichtete. Dort kritisierte Label-Betreiber Walter Gröbchen, warum man dieses Know-how nicht im Sender aufbaue, statt zwei Jahrzehnte eine Fremdfirma zu beauftragen. Malli: BCI kenne "die besten Radiosender in Europa, insbesondere im deutschsprachigen Raum". "BCI macht bei Ö3 etwa Air-Checks mit Moderatoren, da geht es um Fragen der Präsentation, der Ansprache. Da können sich auch die besten Sender verbessern und voneinander lernen." Es sei "eine Frage von Professionalität, sich diesem Blick von außen zu stellen".

Die KURIER-Story rief am Donnerstag die Politik auf den Plan: SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel kritisierte "die engen Verbindungen zwischen Ö3 und der deutschen Beraterfirma BCI". Darüber hinaus zeige sich auch, dass der ORF nach wie vor seinem gesetzlichen Auftrag, österreichische künstlerische und kreative Produktionen angemessen zu berücksichtigen, trotz der von Generaldirektor Wrabetz unterzeichneten Musikcharta nicht nachkomme. "Ich orte massiven Handlungsbedarf bei Ö3", meint Hakel, die auch Senderchef Georg Spatt kritisiert.

Einerseits erfülle Spatt offenbar den Auftrag des Generaldirektors nicht, den Anteil österreichischer Produktionen bis Ende Jahres in Ö3 auf 15 Prozent zu erhöhen, meint die SPÖ-Abgeordnete. Andererseits existieren offenbar mehr Verbindungen zu BCI als bisher bekannt. An sich sei es schon zu hinterfragen, warum Ö3 seit mehr als 20 Jahren diese Beratungstätigkeit in Anspruch nehme und nicht eigenes Know-how im Sender aufbaue, so Hakel. "Ich habe nichts gegen punktuelle Beratungen und halte es für durchaus sinnvoll, sich von Zeit zu Zeit einem Blick von außen zu stellen, aber hier scheint es weitergehende Verbindungen zu geben."

Verteidigung durch Ö3-Chef

Ö3-Chef Georg Spatt verteidigt seinen Vize Albert Malli. Dass dieser für die für Ö3 tätige Consultingfirma BCI Aufträge annehme, habe „keine schiefe Optik“, sagte Spatt zum KURIER. „Wenn Sie mich fragen, ob das ok ist: Ja.“ Die Nebenbeschäftigung sei auch in jedem Fall genehmigt worden.

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