Netflix mit Problemen
Die Euphorie der Journalisten versuchten die Größen bei Netflix in den vergangenen Monaten vergeblich zu bremsen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum wurde das Streaming-Unternehmen in lichte Höhen geschrieben - das beflügelte auch den Aktienkurs.
Seit Mittwochabend ist Ernüchterung eingekehrt. Nach Vorlage der jüngsten Quartalszahlen ist der Kurs um ein Viertel auf bis unter 329 Dollar eingebrochen. Gründe sind ein Abonnenten-Wachstum, das unter den Erwartungen der Analysten lag und die Ankündigung neuer Konkurrenz.
Im letzten Quartal hatte die US-Online-Videothek weniger Abonnenten gewonnen, als von den Börsianern - und vom Unternehmen selbst - erwartet wurde. In den drei Monaten habe es weltweit einen Nettozuwachs von etwa 3 Millionen statt der geplanten 3,7 Millionen gegeben, teilte das Unternehmen nach Börsenschluss mit. Im größten Markt, den USA, seien nur etwa 980.000 neue Abonnenten geworben worden, nach 1,29 Millionen im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Ein Grund seien wohl die im Vergleich zum Vorjahr (von acht auf neun Dollar) etwas angehobenen Monatsgebühren.
Neue Konkurrenz
Einen weiteren Dämpfer besorgte eine Ankündigung: Der Pay-TV-Sender HBO (Game of Thrones, The Sopranos), der zum US-Medienriesen Time Warner gehört, kündigte bei einer Investorenkonferenz den Start eines Streamingservices für 2015 an. Dieses richtet sich zwar zunächst an die etwa zehn Millionen US-Kunden, die von Time Warner ihr Internet beziehen, aber kein Fernsehen. HBO-Chef Richard Plepler sprach in diesem Zusammenhang aber auch von internationalen Möglichkeiten, ohne dabei konkret zu werden.
Aber auch im deutschsprachigen Raum tut sich laut Handelsblatt einiges: Deutsche TV-Produzenten wie Brainpool („TV Total“, „Pastewka“) und Beta Film („Unsere Mütter, unsere Väter“, „Verbrechen“) planen demnach derzeit mit mindestens einer privatwirtschaftlichen Tochter eines öffentlich-rechtlichen Systems eine deutsche Online-Videoplattform. Dabei handelt es sich offenbar um die ARD. Über Umwege solle auch das ZDF dabei sein. Ein erster Versuch in diese Richtung, unter dem Arbeitstitel „Germany’s Gold“ eine deutsche Online-Videoplattform zu starten, war 2013 noch am Widerstand des Bundeskartellamts gescheitert. Dieses gilt seitdem als "Geburtshelfer für Netflix", wie es jüngst auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gegenüber atmedia.at formulierte.
Wenig beeindruckt von den eigenen schlechten Zahlen zeigten sich Co-Founder Reed Hastings. Er räumte zwar ein, dass man zu viel versprochen habe. Hastings meinte aber auch, dass Netflix schneller HBO werde, als HBO Netflix. Hastings Unternehmen ist auch nach dem Kurssturz immer noch mit gut 20 Milliarden Dollar bewertet.
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