Seifenoper in der Krise

Einstellungsgerüchte: Die "Lindenstraße" soll vor dem Aus stehen.

Sie ist der Inbegriff der deutschen Seifenoper und geht bald in ihr dreißigstes Jahr. Sie zeigte den ersten Kuss zweier Männer in einer deutschen Serie und thematisierte erfolgreich die Aufs und Abs im Leben deutscher Bürger. Nun soll aber auch hinter den Kulissen der „Lindenstraße“ der Haussegen schief hängen. Laut Bild-Zeitung steht ein Aus für die Serie im Raum. Erstmals sei die Produktion der Serie nur für ein Jahr statt wie bisher für drei Jahre verlängert worden. Erfinder Hans W. Geißendörfer (72) soll sogar zwei Folgen aus eigener Tasche zahlen -– angeblich, weil er nicht sparen will.

Dementi

Beim Westdeutschen Rundfunk (WDR), der die Serie produziert, spielt man die Gerüchte herunter: „Niemand muss sich Sorgen um die „Lindenstraße“ machen, die Fortführung der Serie steht nicht infrage“, versicherte WDR-Sprecherin Kristina Bausch am Freitag in Köln.

„Der aktuelle Vertrag läuft bis einschließlich 2014 – zu gegebener Zeit werden Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt werden. Alles weitere ist Spekulation.“ Entkräftet werden die kolportierten Einstellungspläne damit allerdings nicht: Auf eine Vertragsverlängerung nach 2014 geht der Sender nämlich nicht explizit ein.

Tendenz nach unten

Die Macher sehen sich schon seit Jahren mit einem Abwärtstrend konfrontiert, wobei die „Lindenstraße“ eigentlich immer noch respektabel liegt: Am vergangenen Sonntag hatte die Sendung in Deutschland 2,84 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 13,1 Prozent. DerARD-Schnitt liegt gegenwärtig bei 12,1 Prozent. Die gloriosen Zeiten liegen jedoch weit in der Vergangenheit: Von Zuschauerzahlen in zweistelliger Millionenhöhe wie in den Anfängen, als es noch weniger Konkurrenz am Fernsehmarkt gab, ist die „Lindenstraße“ weit entfernt.

Die Serie wird vom WDR in Zusammenarbeit mit der Film- und Fernsehproduktion ihres Erfinders im Auftrag der ARD produziert. Auch weiterhin: „Das galt und gilt für alle Folgen der Serie“, sagte die WDR-Sprecherin im Hinblick auf das Gerücht, Geißendörfer müsse kommendes Jahr zwei Episoden sogar aus eigener Tasche finanzieren, weil er sich dem Spardiktat nicht unterordnen wolle. Der Vorhang ist also noch nicht gefallen.

Unsere kleine Straße

Dauerbrenner Als die „Lindenstraße“ am 8. Dezember 1985 das erste Mal über deutsche und österreichische Fernseher lief, war von Kult noch keine Rede. Im Laufe der Jahre sorgte die Sendung mit kontroversiellen Inhalten (ein Kuss zweier Männer, Rechtsextremismus) für Aufsehen. Ihre besten Zeiten mit zweistelligen Millionenquoten sind allerdings vorbei. Nun soll der WDR die Einstellung erwägen.

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