Krone-Postler Jeannée machte Nazi-Anspielung: Gestrichen

Michael Jeannée
Mit „Endspielsieg“ hat Michael Jeannée die Gemüter erhitzt. Die Redaktion schaltete spät und strich die Passage in Teilen der Auflage.

Der provokante Krone-Postler Michael Jeannée hat am Dienstag mit NS-Anspielungen in seiner Kolumne für Empörung gesorgt. So sehr, dass der Text in Teilen der Ausgabe im Nachhinein gekürzt wurde – zu spät, wie sich herausstellte, denn in weiten Teilen des Landes war die Zeitung bereits gedruckt und unterwegs zu den Lesern.

In seinem Text über die deutsche Nationalmannschaft wandelte der streitbare Autor sowohl das SA-Kampflied "Es zittern die morschen Knochen" als auch die Nazi-Fantasie vom "Endsieg" ab. "Heute die Brasilianer und morgen die ganze Fußballwelt. Mit einem Endspielsieg in Rio", lautete der provokante Schluss seiner Kolumne.

Im SA-Kampflied heißt es: "Denn heute, da gehört uns Deutschland. Und morgen die ganze Welt".

Deutschlandlied

Darüber hinaus wandelte Jeannée auch die von den Nazis missbrauchte erste Strophe des Deutschlandlieds ab und schrieb "Jogi, Jogi über alles, über alles in der Welt". Der Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, Gerhard Baumgartner, ist "überrascht", wie er zum KURIER sagte. Witzelei mit NS-Diktion geschehe bewusst und "zeugt davon, dass man die Tragik und die Gefährlichkeit dieser Ideologie nicht verstanden hat oder nicht wahrhaben will".

In der Redaktion wurde der Text so abgesegnet und erschien so in weiten Teilen des Landes. Die letzten beiden Sätze wurden später hastig gestrichen, wie etwa in der Wiener Morgenausgabe zu sehen war: Die Zeilenabstände waren vergrößert worden, damit sich die Textlänge trotz der Kürzung ausgeht.

Beim Österreichischen Presserat ist bereits eine Lesermitteilung eingegangen. Einer der Senate werde sich mit der Causa beschäftigen, berichtete die APA. Krone-Chefredakteur Christoph Dichand reagierte auf eine Anfrage des KURIER nicht.

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