Kronehit startet online mit Musik-TV
Kronehit ist nach wie vor das einzige Privatradiounternehmen in Österreich mit einer bundesweiten terrestrischen Hörfunkzulassung. Jüngst wurde die Sendelizenz bis 2024 verlängert. Kronehit-Chef Ernst Swoboda im atmedia.at-Interview über den bevorstehenden Start von Kronehit-TV, Digitalradio und die ORF-Konkurrenz.
atmedia.at: Kronehit hat nun wieder Planungssicherheit. Was steht als Nächstes auf dem Programm?
Ernst Swoboda: Es ist das Lizenzierungsverfahren unerwartet schnell und unkompliziert verlaufen. Aber natürlich war es so, dass wir in den letzten ein, zwei Jahren Investitionen zurückgehalten haben. Dieser Rückstau wird nun angegangen: Wir beginnen jetzt, unsere gesamte technische Infrastruktur zu erneuern. Im Zuge dessen werden auch Mehrgleisigkeiten im Workflow beseitigt. Wir investieren in ein zentrales Content-Management-System, von dem aus alle Internet-Kanäle, Kronehit Select und UKW bespielt werden. Außerdem werden die Studios nicht nur bewegtbild- sondern fernsehtauglich gemacht. Das zielt zunächst einmal darauf, dass Bilder auf der Homepage besser aussehen.
Gibt es darüber hinaus gehende TV-Pläne?
Wir werden im kommenden Jahr mit einem TV-Projekt beginnen: Wir werden im ersten Quartal 2015 Kronehit TV starten. Das hat den gleichen Ansatz, wie wir Radio machen. Es wird also Musik-Programm und Unterhaltung geben, es wird dort auch die gleiche Musik-Farbe dominieren. Zum Start ist es zunächst ein reines IP-TV, empfangbar über Apps, Chromcast etcetera. In den nächsten Jahren wird das aber nach und nach ausgebaut werden.
Was wird es bei Kronehit TV zu sehen geben?
Wir starten mit Musik-Videos und Text-Overlays. Später kommen dann redaktionelle Elemente bis hin zu Nachrichten aus dem Studio dazu. Unsere Vorgehensweise entspricht jener bei Kronehit – wir adaptieren Schritt für Schritt mit Rückkoppelung zu unseren Nutzern und deren Bedürfnissen.
Ö3-TV-Pläne
Liefern sie mit Kronehit-TV nicht eine Vorlage für den ORF und die Ö3-TV-Pläne? Warum sollte es man Ö3 versagen, wenn es die private Konkurrenz ja auch tut?
Das wird mit Sicherheit so vom ORF argumentiert werden. In meinen Augen ist in diesem Fall wie auch bei der Nutzung von Facebook und ähnlichem eine solche Argumentation nicht nur falsch sondern unzulässig. Denn der ORF wird mit jährlich 600 Millionen aus öffentlichen Geldern finanziert. Der ORF hat einen anderen Auftrag, den er zunächst überhaupt einmal erfüllen soll. Es ist zudem legitim, dass ein Marktteilnehmer, der dermaßen großzügig alimentiert wird, beschränkt wird, weil sonst der Markt in Schiefläge gerät. Was sonst sollte passieren, wenn alle das gleiche machen dürfen und einer hat jedes Jahr zusätzlich 600 Millionen Euro zur Verfügung? Am Ende steht dann ein de-facto-Monopol. Also, es wird dadurch, dass der ORF kein Musik-TV macht, das Programm um nichts schlechter. Es gibt bereits Musik-TV-Anbieter, es wird Kronehit-TV geben – es braucht den ORF auf diesem Teil-Markt nicht.
Wo liegt hier das strategische Ziel von Kronehit?
Kronehit soll sich zu einem multimedialen Entertainment-Unternehmen entwickeln. Wir haben in der ersten Lizenzperiode unsere Hörerzahlen exponential nach oben entwickelt. Vor zehn Jahren hatten wir 300.000 Hörer, heute liegen wir bei einer Million und versorgen diese über mehr als 130 Sendestationen. Dazu kommen noch unsere Digital-Kanäle, von denen es derzeit 18 gibt, die auch noch anlassbezogen um Themenkanäle ergänzt werden. Wir sind bei den jüngeren Hörern mit Ö3 auf Augenhöhe. Damit haben wir im Grunde unsere Flughöhe erreicht - die Reichweite könnten wir nur mehr dadurch ausbauen, dass wir unsere Programmfarbe ändern. Das wäre aber für unsere derzeitigen Hörer suboptimal und daher machen wir es auch nicht. Unser Ziel in der zweiten Lizenzperiode ist es deshalb, unser Gesamt-Angebot für unsere Hörer zu verbessern. Dazu gehört das TV-Projekt, dazu gehört aber auch unser nonlineares Angebot, das um zusätzliche Kanäle erweitert und eine höhere Funktionalität verbessert werden wird.
On-Demand-Kanäle
Aber auch im Internet gibt es Herausforderungen, Stichwort Identität.
Wir werden die digitalen Möglichkeiten nutzen, die zum Beispiel auch Streaming-Dienste haben. Wir wollen aber gleichzeitig Radio bleiben. Es wäre meines Erachtens ein Fehler die Devise auszugeben, wir wollen jetzt wie Google, YouTube und Spotify werden. Wir müssen die Stärken von Radio behalten und ausbauen und die emotionale Verbindung zu unseren Hörern noch stärker betonen. Technisch ist die Vision ein UKW-Radio, bei dem man trotzdem skippen kann. Radio wird ja heute vielfach auf mobilen Geräten wie Smartphones, Ipads usw. genutzt. Für diese Geräte muss man das Radio nicht neu erfinden, aber anpassen. Das heißt für mich: Radio muss Radio bleiben. Gleichzeitig muss es sich in seiner Funktionalität jener von Streaming-Diensten stellen, die früher oder später auch der Konsument haben will. Daran arbeiten wir, um es anbieten zu können, sollte es nachgefragt werden. So ähnlich ist auch Kronehit Select angelegt: Dieses On-Demand-Angebot machen wir ja nicht, weil wir uns auf dem gleichen Feld wie Spotify und Co bewegen und ebenfalls Millionen versenken wollen. Wir wollen unseren Hörern nur eine solche Möglichkeit anbieten. Wenn sie so etwas wollen, haben sie mit Kroneheit Select das nächstliegende Angebot unter unserer Marke, unter unserer Vorauswahl usw..
Wird On-Demand so stark nachgefragt, wie es die Berichterstattung darüber vermuten lässt?
Wir haben Nutzung, sie ist aber im Vergleich zum linearen Angebot sehr, sehr gering. Ich schließe daraus als positive Botschaft: Unsere Hörer hören lieber Radio. Das deckt sich auch mit der Marktforschung, die wir machen, wonach Streaming-Dienste eher von Altersgruppen genutzt werden, die nicht unsere Zielgruppe sind. Das wären beispielsweise 45-jährige Musikfreaks.
Ist auch digitales terrestrisches Radio für Sie ein Thema?
Da sind wir bei allen möglichen Versuchen dabei. Aber im Grunde kommt mir das so vor, als würde man unbedingt digitales Festnetz-Telefon forcieren wollen, obwohl zunehmend mobil telefoniert wird. Digitales terrestrisches Radio ist nicht die Zukunft – die Zukunft im Radio wird online sein. Und das werden wir forciert angehen.
Auseinandersetzungen
Wie steht es um die Auseinandersetzungen mit dem ORF?
Das Bundesverwaltungsgericht (Nachfolger des BKS) hat jüngst unserer Berufung statt gegeben gegen den Bescheid der KommAustria, wonach die ORF-Radios ausgewogenes Programm senden würden. Es ist davon auszugehen, dass der ORF in dieser Sache noch den Verwaltungsgerichtshof anrufen wird. Das Bundesverwaltungsgericht hat im wesentlichen nur eine einzige Sache entschieden: Für die Frage, ob die ORF-Radios ein ausgewogenes Programm senden, sei nicht nur der Wortanteil sondern auch die Musik relevant.
Der ORF befürchtet hier weitere Beschränkungen.
Der ORF fürchtet eine genauere Beschreibung seines Auftrages - da kann ich nur erneut auf die 600 Millionen aus Gebühren verweisen. Warum sollte es für diese Millionen im Gegenzug nicht Nischensendungen bei Ö3 geben? Der ORF könnte also aus gutem Grund mehr österreichische Musik spielen oder Jazz, das war zum Beispiel dort früher auch zu hören. Ö3 würde in dieser Stunde dann weniger Hörer haben, aber es wäre nicht existenzbedrohend, die Menschen wüssten immer noch was Ö3 ist und was dort sonst zu erwarten ist. Würde man uns ein Drittel der ORF-Gebühren geben, würden wir gern Nischensendungen platzieren.
Bei Ö3 argumentiert man, dass man kommerziell erfolgreich sein müsse.
Ich gehöre nicht zu jenen, die ein werbefreies ORF-Radio fordern, auch wenn es in Europa bei den Öffentlich-Rechtlichen in diese Richtung geht. Wobei schon zu bedenken ist: Der ORF hätte ohne Werbung ein Problem weniger und müsste nicht, was ja die Verurteilungen zeigen, aus Rücksicht auf Werbeeinnahmen auf die korrekte Erfüllung seines öffentlich-rechtlichen Auftrages verzichten. Es gibt da aber auch noch einen weiteren Gedanken: Ganz offensichtlich ist Ö3 eine Cashcow und damit werden die anderen für sich genommen defizitären Bereiche subventioniert. Ich meine, man sollte schon einmal darüber nachdenken, ob es wirklich notwendig ist, dass das öffentlich-rechtliche Radio so intensiv den Werbemarkt abgrasen muss zu Lasten der privaten Radiobetreiber, um die Löcher eines nicht kostendeckend arbeitenden Fernsehbereiches zu stopfen. Ob es da nicht sinnvoller wäre, den TV-Bereich des ORF so weit in Ordnung zu bringen, dass dort kostendeckend gearbeitet wird?
Eine Auseinandersetzung mit Ö3 betraf den Vorwurf, der ORF-Popsender würde seine Marktstellung ausnützen, um exklusive Vereinbarungen mit Konzertveranstaltern zu schließen. Was ist daraus geworden?
In dieser Sache ist es die Bundeswettbewerbsbehörde, die sich da sehr engagiert und nach einem Kompromiss sucht, um kein Verfahren gegen den ORF einleiten zu müssen. Spannend ist für uns, dass während dessen Veranstalter aus der liebevollen, aber beengenden Umarmung des ORF herauskommen. Wir konnten bereits einige Kooperationen umsetzen wie etwa jene mit Pharrell Williams und Justin Timberlake. Und wir werden auch im kommenden Jahr einiges bieten, worauf sich unsere Hörer schon freuen können.
Danke für das Gespräch.
Stichwort Kronehit
Kronehit, an dem KURIER und Krone mit je 50 Prozent beteiligt sind, betreibt das immer noch einzige österreichweite Privatradio. Es versorgt technisch über 90 Prozent der Bevölkerung mit einem 24-Stunden-Unterhaltungsprogramm. Mit täglich einer Million Hörern gehört Kronehit zu den reichweitenstärksten Medien und auch zu den wirtschaftlich erfolgreichsten. Das von Ernst Swoboda geführte Radio bietet zudem 18 webchannels, podcasts vieler Moderatoren und personalisiertes Radio (Kronehit select). Mit knapp 450.000 Fans auf Facebook ist Kronehit im social net klare Nummer 1 unter allen Radios im deutschsprachigen Raum. Zahlreiche Events in Wien und in den Landeshauptstädten runden das Angebot von Kronehit ab.
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