"Ich betrachte das Leben kritisch"

"Ich betrachte das Leben kritisch"
Joachim Fuchsberger beim Dreh zu seinem neuen TV-Film: Warum alte Schauspieler besser sind als junge.

Er ist nichts weniger als eine Legende. Joachim „Blacky“ Fuchsberger steht für deutsche Film- und Fernsehgeschichte: Er war Kinoheld („Edgar Wallace“), Fernsehstar, Showmaster. Der Beiname „Blacky“ stammt von seinem – seit über sechzig Jahren beendeten– Nahverhältnis zu Whiskey der Marke Black & White. Der 85-Jährige ist seit bald 59 Jahren mit Gundula verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Thomas starb vor zwei Jahren bei einem Unfall. Am Set des Drehs zu seinem neuen TV-Film „Der Himmel soll warten“ (u. a. mit Jan Josef Liefers, Bibiana Zeller) erfuhr der KURIER, warum der 85-Jährige seine Frau seine „Regierung“ nennt.

KURIER: Herr Fuchsberger, sind Sie ein gefährlicher Mann?
Joachim Fuchsberger:
Kommt drauf an ...

Als Sie vor Kurzem den „Bambi“ für Ihr Lebenswerk bekamen, zitierten Sie Peter Ustinov ...
... der gesagt hat: wir alten Männer sind gefährlich, weil wir keine Angst mehr vor der Zukunft haben. Wir können denken und sagen, was wir wollen. Insofern bin ich ein gefährlicher Mann, weil ich schonungslos sage, was ich denke. (Fuchsbergers Frau kommt herein. Ob er jetzt endlich etwas essen wolle. Nein, sagt er, erst das Interview. Dann sei aber die Pause vorbei und es werde weitergedreht, insistiert sie. Fuchsberger: „Meine Pause ist vorbei, wenn ich es sage“. „Eine Schinkensemmel wenigstens?!“) Sie sehen, meine Frau ist meine Regierung!

Seit bald 59 Jahren sind Sie verheiratet. Wie geht das?
Vier große V: Verstehen, Vertrauen, Verzeihen, Verzichten. Hört sich einfach an, aber leb mal danach.

Ganz und gar nicht dem Zeitgeist entsprechend.
Wird es aber irgendwann wieder. Wir erleben jetzt einen Tiefpunkt der Beziehungslosigkeit. Die erste physische Affinität muss ja bald ersetzt werden durch Verständnis, Respekt und die Erkenntnis, dass der andere ein eigener Mensch bleibt.

Diese Sehnsucht nach Werten sieht man auch daran, dass sich so viele Journalisten hier anstellen, um mit Ihnen zu reden. Warum? Sind Sie eine Legende?
Das ist der Altersbonus. Das Alter ist im Augenblick das Thema schlechthin. Jetzt wollen alle von mir wissen: wie macht der das? Ich schreibe grad an einem neuen Buch. Es fängt mit einem Gedicht über den Zerfall des menschlichen Körpers an. Das wichtigste ist das Hirn. Meines funktioniert Gott sei Dank noch. Weil ich es immer gefordert habe. Ich betrachte das Leben mit äußerst kritischen Augen.

Sie spielen hier mit einem Ensemble von Altersgenossen. Spielt man anders als mit Jüngeren?
Natürlich. Es gelten wieder die alten Kriterien. Die waren „gut“. Die neuen Kriterien sind „gut genug“. Aber „gut genug“ ist nicht „gut“.

Würden Sie heute wieder ins Showbiz gehen?
Ich denke ja, denn es war meine dreizehnte oder vierzehnte Entscheidung. Letztlich gefiel es mir. Man kann ja nur Erfolg haben, wenn man mag, was man tut. Die meisten Menschen haben dieses Privileg nicht. Sie haben ein Hobby.

Sie hatten immer Freude an Ihrem Beruf?
Auch das ist eine Erfahrungssache. Was soll man machen, wenn man als 15-Jähriger in den Krieg zieht und als 18-Jähriger aus der Gefangenschaft zurückkommt? Da macht man zunächst was, um Butter aufs Brot zu kriegen. Ich kann nicht sagen, dass mir meine Arbeit im Bergwerk Spaß gemacht hat. Aber dort hab’ ich Verantwortung gelernt. Und so hab’ ich mein Leben aufgebaut. Ich habe so lange gesucht, bis ich das fand, was mir Freude macht.

Kommentare