Investor für insolvente Weltbild-Verlagsgruppe gefunden

Die Zentrale des Weltbild-Verlages in Augsburg (Bayern)
Der Münchner Finanzinvestor Paragon steigt bei Verlagsgruppe Weltbild ein und will den Konzern als Ganzes fortführen.

Nach wochenlanger Suche ist ein Investor für den insolventen Weltbild-Konzern gefunden. Die Münchner Investment-Firma Paragon solle Mehrheitsgesellschafter der insolventen Verlagsgruppe werden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Sonntag aus Verhandlungskreisen. Ein entsprechender Vorvertrag sei bereits mit Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz unterzeichnet worden.

Ziel sei es, Weltbild mit sämtlichen Betriebsteilen als Ganzes fortzuführen - also auch mit dem Filialgeschäft sowie den Auslandsgesellschaften in der Schweiz und Österreich. Zusammen mit Insolvenzverwalter Geiwitz solle die Sanierung des Konzerns vorangebracht und Weltbild wieder auf einen stabilen Kurs zurückgeführt werden. Zuvor hatte bereits Manager Magazin Online über den bevorstehenden Deal berichtet.

Investmentgesellschaft

Paragon Partners GmbH ist eine private Investmentgesellschaft, die sich bei etablierten mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum engagiert. Das Unternehmen verwaltet laut der Süddeutschen Zeitung etwa 650 Millionen Euro Eigenkapital, unter anderem von Lebensversicherungen, Pensionskassen und Universitätsstiftungen sowie eigenes Kapital.

Der neue Weltbild-Investor ist eine inhabergeführte Investmentgesellschaft mit Sitz in München. Nach Angaben auf ihrer Webseite investiert die 2004 gegründete Firma vor allem in mittelständische Unternehmen. Zu den Geldgebern gehören demnach die drei Partner von Paragon - von denen zwei zuvor beim Finanzinvestor Triton tätig waren - sowie institutionelle Anleger. Im Portfolio finden sich den Angaben zufolge aktuell zum Beispiel der Motorradzubehör-Händler Polo mit etwa 100 Filialen sowie der Werkstattbedarf-Lieferant Europart.

Insolvenzverwalter Geiwitz wollte am Sonntag keine Stellungnahme zur neuen Entwicklung abgeben. Allerdings kündigte er für Montag eine Mitteilung an. Laut der SZ will Gleiwitz den 2.200 Mitarbeitern der Verlagsgruppe die Übernahme am Montag bei einer Betriebsversammlung verkünden.

Am Samstag hatte bereits die Augsburger Allgemeine von einem möglichen Investor für Weltbild berichtet. Dieser sei bereit, den Konzern als Ganzes samt Buchhandelskette zu übernehmen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise.

Die bisher der katholischen Kirche gehörende Verlagsgruppe Weltbild hatte im vergangenen Jänner Insolvenz angemeldet. Ende April war bekanntgeworden, dass das Unternehmen nun fast jede vierte seiner bisher 220 Filialen schließen wird. Insgesamt 293 der rund 1300 Mitarbeiter in den Buchhandlungen sollen dabei ihre Jobs verlieren. Die Filialen hatte der Konzern früher zusammen mit der Buchhandelskette Hugendubel in einer Holding betrieben.

Im Februar war diese Kooperation beendet worden. Die Filialgesellschaft wurde wieder direkt dem Weltbild-Konzern in Augsburg angegliedert und unter ein Schutzschirmverfahren gestellt. Dies ermöglicht die Sanierung eines Unternehmens mit den aus dem Insolvenzrecht bekannten Methoden, ohne direkt einen Insolvenzantrag zu stellen. Ende April war das Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung vom Amtsgericht offiziell eröffnet worden.

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