Interne Häme für künftigen "Spiegel"-Chef

Beim deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel herrscht weiter miese Stimmung. Diesmal richtet sie sich gegen den neuen Chefredakteur: Wolfgang Büchner, der derzeit noch die Redaktion der Deutschen Presse-Agentur (dpa) leitet, hat schon vor seinem Jobantritt mit Widerständen zu kämpfen. Wie deutsche Medien berichteten, hat er am Montag in der Redaktion des Nachrichtenmagazins eine programmatische Rede gehalten, in der er seine Vorhaben skizzierte. Unter anderem will Büchner den Spiegel wieder nachrichtlicher machen und beispielsweise von Medizinthemen am Cover weggehen. Diese würden sich am Kiosk zwar gut verkaufen, würden der Marke Spiegel aber schaden, argumentierte Büchner.
Die Reaktionen auf die Rede waren hämisch: Wohl kaum ein Kollege aus der Redaktion habe etwas dagegen, wenn sich der neue Chefredakteur Elternzeit nehme, sagte ein nicht näher genannter Redakteur gegenüber dem deutschen Branchenportal MEEDIA. Er spielte damit darauf an, dass sich Büchner vor seinem Jobantritt noch ein Monat Auszeit für seine Familie nehmen möchte. Ein künftiger Mitarbeiter fühlte sich gar bemüßigt, dies via Berliner Zeitung so zu kommentieren: „Wir sind doch nicht bei Frau im Spiegel.“
Twittern Vorschrift?
Schon bei seinem Vorstellungsbesuch im Mai waren die Kulturunterschiede zwischen dem Social Media-Advokaten Büchner und Teilen seiner künftigen Mannschaft deutlich geworden. So wurde er gefragt, ob denn jetzt alle Redakteure twittern müssten. Büchner (Twittername: @wbuechner) gilt als sehr aktiver User des Kurznachrichtendienstes und betont stets, dass Journalisten sich den Herausforderungen der neuen sozialen Medien stellen müssten.
Büchner fungierte seit Anfang 2010 als Chefredakteur der dpa. Der 46-Jährige folgt beim Spiegel den beiden Anfang April wegen "unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung" abberufenen Chefredakteuren Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron. Letzterer wird Digitalchef bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
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