"Ich bin kein Freund der Waffen"

Insgesamt will der ORF weniger in Österreichs Filmbranche investieren und sein Auftragsvolumen reduzieren. Das Film-/Fernsehabkommen soll allerdings unverändert weiterbestehen
Nikolaus Geyrhalter über seine Truppenübungsdoku und warum er nicht zur Abstimmung geht.

Nikolaus Geyrhalter, preisgekrönter Kinodokumentarist, porträtiert in seiner Dokumentation „Allentsteig – Alltag im Sperrgebiet“ (23.15, ORF 2) ein militärisch abgeriegeltes Gebiet und dessen Benutzung. Dort, im Waldviertel, spielt Österreich Krieg: Männer mit Gasmasken im Gesicht und Zweigen auf dem Helm schießen mit Platzpatronen, robben durch den Gatsch und schleppen scheinbar Verletzte durch den Wald. Die Kamera beschreibt den Alltag in der inszenierten Ausnahmesituation eines Sperrgebietes.

KURIER: Was sagen Sie zum Programmplatz? Ist Ihnen das recht oder unrecht, dass Sie indirekt in Verbindung mit der Abstimmung über die Wehrpflicht gebracht werden?
Nikolaus Geyrhalter: Die Volksbefragung wird dann bereits zu Ende sein. Ich finde das okay. Nicht einverstanden wäre ich gewesen, wenn der Film davor gelaufen wäre, auch wenn er nie dazu gedacht war, eine solche Frage zu beeinflussen. Der Film ist keine Stellungnahme für oder gegen das Bundesheer.

"Ich bin kein Freund der Waffen"
Wie empfinden Sie persönlich diese Kriegsspiele?
Wenn Sie es Kriegsspiele nennen, finde ich es lächerlich. Dieser Begriff spricht Seriosität ab. Das ist nicht so, wie ich das Bundesheer erlebt habe. Ich habe es während der Dreharbeiten wesentlich seriöser erlebt als während meiner eigenen Grundausbildung. Was soll ich sagen? Ich bin kein Freund der Waffen, aber ich verstehe, dass die Welt im Moment nicht ganz ohne funktioniert.

Wie schwierig war es, am Truppenübungsplatz zu drehen? Hat das Bundesheer Sie da so einfach filmen lassen?
Es war eine Grundsatzentscheidung. Das Bundesheer hat lange überlegt, diesen Film zuzulassen. Aber ab dem Zeitpunkt, wo die Entscheidung gefallen ist, waren sie extrem kooperativ.

Warum dieses Thema?
Ich fand das spannend.

Aber nicht alltäglich; ins SMZ-Ost, über das Sie auch einen Film gemacht haben, kommt man eher als nach Allentsteig.
Ich sehe keinen großen Unterschied. Beides sind Institutionen, deren Hintergründe einem Bürger, der nicht Wehrdiener oder Arzt ist, verschlossen bleiben.

Sie haben eine Meinung zur Abstimmung?
Nein. Ich bin außerdem bei Dreharbeiten in Italien.

Was drehen Sie?
Es geht um moderne Ruinen. Ist erst 2014 zu sehen.

Programminfo: Ab 16.55 Uhr berichtet ORF 2. Um 18.30 Uhr kommen erste Hochrechnung und Reaktionen. Für 19.00 Uhr wird das Endergebnis erwartet. Um 21.50 Uhr folgt „ZiB 2 spezial“, um 22.15 Uhr „Im Zentrum“. ATV berichtet ab 16.45 Uhr. Um 17.20 Uhr folgt „Am Punkt “ mit einer Diskussion der Klubchefs. Ab 18.30 Uhr analysieren Journalisten, u. a. Daniela Kittner vom KURIER.

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