Andere Umlaufbahn

Stephan Thurm: Paid Content kann nicht Geschäft der Zukunft tragen
Funke-Digital-Chef Stephan Thurm im Interview.

Die Übernahme von Zeitungen und Zeitschriften von Axel Springer durch die Funke Mediengruppe für 920 Millionen Euro stellt auch für dessen neu geschaffenen Digital-Bereich eine Herausforderung dar. Stephan Thurm, zuvor viele Jahre CEO von Russmedia Digital in Vorarlberg, leitet diesen nun gemeinsam mit Jochen Herrlich. "Der Springer-Deal hat die Funke-Gruppe in eine andere Umlaufbahn katapultiert. Da wollen wir auch digital einen entsprechenden Footprint hinterlassen", erklärt Thurm im Interview.

In Österreich, wo Funke an Krone und KURIER beteiligt ist, will man sich aber nicht einbringen. "Ich besuche Wien zum Gedanken-Austausch. Es ist nicht daran gedacht, dass wir eine operative Rolle spielen."

Bei Funke ist man derzeit dabei, die neue Digital-Unit in Berlin aufzubauen. "Unser Credo ist: Wir müssen auf zwei Beinen stehen. Es ist jedem hier klar, dass das Geschäft sowohl eine Print- als auch eine digitale Säule hat", erläutert Thurm.

Weltmeister

Bei Print sei man Weltmeister, bei Digital nicht. "Wir wollen das Feld aber nicht nur Springer überlassen." Man verfolge jedoch eine andere Strategie: "Wir sehen uns vor allem als regionaler Anbieter, das ist auch mein Background, den ich etwa durch die Zeit im Vorarlberger Medienhaus (jetzt Russmedia, Anm.) habe." Die Investitionen ins Digitalgeschäft änderten nichts an der Überzeugung, "dass Funke am Printgeschäft noch viel länger Freude haben wird, als manch andere glauben. "

Der 47-Jährige sieht erhebliche Veränderungen auf das Nachrichtengeschäft, wie es Zeitungen betreiben, zukommen. "Man wird sich lösen müssen von traditionellen Strukturen, vom Denken in Büchern und Rubriken. Das wird auch die Produktionsweise und den Umgang mit Ressourcen betreffen."

Trotz entsprechenden Bedarf werde der Nachrichten-Bereich nicht einfach zu finanzieren sein. Thurm gibt dazu zu bedenken, dass sich die gedruckte Zeitung im Grunde bisher auch nicht durch die News refinanziert habe. "Da hatten beispielsweise Rubriken eine ganz große Bedeutung. Insofern gibt es durchaus Parallelen zwischen Print und Digital, die man nur sehen muss."

Dass der Digital-Bereich einmal den Abfluss der Werbegelder aus Print ersetzen wird können, "damit rechnet kein Medienhaus der Welt ernsthaft. Da aber sein Bestes zu geben, ist die Pflicht. Die Kür daneben ist, etwas Neues aufzubauen", sagt Thurm. Dazu zählt er die Erschließung neuer Zielgruppen durch neue Marken oder aus bestehenden heraus. "Da ist der KURIER mit freizeit.at, events.at, film.at et cetera ein schönes Beispiel."

Viel wird von Zeitungsmachern über Paid Content, also Bezahlschranken im Internet geredet. Da sei auch bei der Funke-Gruppe ein Thema, räumt Thurm ein. "Da werden wir eine sehr differenzierte Strategie fahren, je nach regionaler Marktlage. Wir glauben aber nicht, dass Paid Content das Geschäft der Zukunft komplett tragen wird", erklärt der Funke-Digital-Chef.

Info: Das komplette Interview finden Sie auf atmedia.at

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