Für den Spiegel-Chefredakteur wird es eng

Ein Mann unter Druck: Am Freitag tagen die Spiegel-Gesellschafter. Die Ablöse von Chefredakteur Büchner steht im Raum.
Die mächtige Mitarbeiter-KG dürfte am Freitag seine Ablöse fordern

Die Leiden des Wolfgang Büchner als Spiegel-Chefredakteur könnten schon bald ein Ende finden. Wie Handelsblatt und die deutsche Branchenzeitung Horizont berichten, soll die Mitarbeiter KG am Freitag geschlossen die Ablöse des glücklosen Reformers fordern. Büchner hatte sich seit seinem Antreten als Spiegel-Chef in bisher unauflösbare Machtkämpfe mit der mächtigen Magazinredaktion verstrickt. Nachdem ihm zuletzt der Betriebsrat die Gefolgschaft bei seinem Reformmodell versagt hatte, scheint sich auch die Mitarbeiter KG, die über 50 Prozent am Spiegel hält, von ihm zu distanzieren. Am Freitag tagen die Gesellschafter des Magazins.

Gruner + Jahr müsste erst zustimmen

Miteigentümer Gruner + Jahr muss der Ablösung allerdings zustimmen, wobei laut Handelsblatt strittig ist, ob der Verlag das tun wird. Dem Bericht zufolge besteht G+J darauf, dass ein Nachfolger bereit steht, bevor Büchner gehen muss. Als möglicher Nachfolger wird immer wieder Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ins Spiel gebracht. Zeit-Geschäftsführer Rainer Esser dementierte dies aber.

Büchner verliert im Haus weiter an Territorium. Erst der Vorwoche hatte der Betriebsrat einen offenen Brief veröffentlicht, der sich gegen den Chefredakteur wendet. Anlass war dessen Versuch, die beiden Print-Ressortleiter Armin Mahler und Lothar Gorris abzusetzen, die sich seinem Reformprojekt mit großem Eifer entgegengestellt hatten.

Erst im September 2013 angetreten

Büchner hatte seinen Job erst im September 2013 angetreten und gleich in den ersten Tagen die ehrwürdige Magazinmannschaft gegen sich aufgebracht. Er holte Nikolaus Blome von der Bild-Zeitung in die Chefredaktion. Seither versucht Büchner, der zuvor die deutsche Nachrichtenagentur dpa erfolgreich für das Internetzeitalter fit gemacht hatte, eine digitale Strategie für den Spiegel umzusetzen - bisher erfolglos.

Die Besonderheit im Spiegel ist die große Macht, die den eigenen Redakteuren aus der Printausgabe zukommt. Sie sind über die Mitarbeiter-KG am Heft beteiligt und können so Druck auf die Führung ausüben.

Personalentscheidungen nehmen die Gesellschafter des Spiegel vor: Das sind zu 50,5 Prozent die Mitarbeiter. Sie geben zwar den Ton an, müssen sich aber mit den Minderheitseignern, dem Verlag Gruner + Jahr und den Erben des Gründers Rudolf Augstein einigen. Grotesk: Gruner + Jahr, Europas größtes Verlagshaus, ist Herausgeber des Stern.

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