"Es gibt in diesem Land schwierige Patienten"

"Report", Im Bild: Susanne Schnabl. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Hans Leitner. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Das neue „Report“-Gesicht: Susanne Schnabl-Wunderlich über schwierige Interviews.

Die 32-jährige Kärntnerin war Innenpolitik-Redakteurin der „Zeit im Bild“ und Moderatorin der „Pressestunde“. Davor arbeitete sie in der Radio-Innenpolitik-Redaktion.

KURIER: Wie bereiten Sie sich auf besonders unangenehme Interviewpartner vor?
Susanne Schnabl-Wunderlich: Akribisch. Man weiß, es gibt in diesem Land ein paar schwierige Patienten. Das hat natürlich nicht nur mit Inhalten zu tun. Man muss wissen, wie man miteinander spricht.

Wie reagieren Sie, wenn jemand einen Auftritt hinlegt wie Frank Stronach in der ZIB 2?
Schwer zu sagen, auf so etwas kann man sich kaum vorbereiten. Es gibt journalistische Herausforderungen, die sich auf einer ganz anderen Diskursebene bewegen, die wir Journalisten nicht gewöhnt sind.

Da wäre eine Mediatorenausbildung gut.
Ja, das darf man nicht unterschätzen. Da kann man sich inhaltlich noch so gut vorbereiten: Wenn man nicht spontan ist, kann man schlecht aussteigen.

Wenn man sich im Internet die Postings zu Ihrer Nominierung anschaut, dann fällt auf: Viele Kommentare zu Ihrem Look und ebenso viele zu eventuellen politischen Punzierungen. Was nervt mehr?
Erstaunlich, wie schnell sich Menschen eine Meinung bilden. In einem Affentempo, beeindruckend!

Die politische Punzierung gehört offenbar dazu.
Klar, in diesem Land hält sich nach wie vor das Schubladendenken, damit war ich schon als Redakteurin konfrontiert. Ich kann nur appellieren, mich über meine Arbeit zu bewerten, und die lässt keinerlei Schlaglicht zu.

Warum tut man sich so schwer, nicht in Schubladen zu denken?
Weil die Vergangenheit uns das gelehrt hat. Eines ist aber auch klar: Es gibt natürlich Leute, die bewusst politisch punzieren, um Leute in ein Eck zu stellen. Es ist für manche Pressesprecher einfacher, die Leute einzuordnen. Sie werden damit leben müssen, dass sie einem Innenpolitik-Journalisten diesen Stempel heute nicht mehr aufdrücken können. Es sollte ausschließlich um inhaltliche Qualifikation gehen.

Gerade deshalb gibt es nun bei den Innenpolitik-Redakteuren vom Radio einen Aufstand: Können Sie deren Aufregung nachvollziehen?
Unabhängigkeit ist das höchste Gut, das wir haben. Nicht nur im ORF, sondern auch bei den Printmedien. Wenn Glaubwürdigkeit beschädigt wird, hat nicht nur das Unternehmen, sondern die Branche ein Problem.

Werden Sie im „Report“ weiterhin Beiträge gestalten?
Ich möchte auf jeden Fall wieder Beträge selber machen. Ich täte mir als Journalistin schwer, reine Schreibtischtäterin zu sein. Das ist nicht meine Job-Description. Wenn man da das Gefühl oder die Lust am Recherchieren verliert, dann sollte man sich neu orientieren.

Kommentare