Digital-Radio startet mit Geburtsfehlern
Wenn heute, Donnerstag, in Wien der Testbetrieb für das Digitalradio DAB+ (siehe unten) startet, fehlen der ORF und große Private wie das österreichweite Kronehit, an dem der KURIER beteiligt ist. "Dieser Testbetriebe hat Geburtsfehler", stellt Kronehit-Chef Ernst Swoboda fest. Der Entscheidende: "Die Betreiber sind zu einem Elektronik-Industrie-Verein geworden. Sie wollen vor allem neue Geräte verkaufen. Es ist egal, wie es Radios und Radiohörern damit geht", meint Swoboda. Deshalb sei das Marketing gegen UKW-Radios gerichtet. Dazu zählt Swoboda Überlegungen über einen frühen UKW-Abschalttermin in Österreich. "Ein baldiges Aus für UKW wäre hirnrissig. Es käme einer Bestrafung der Radiohörer gleich und wäre eine massiven Beschädigung der Gattung Radio."
Hersteller gefordert
Wenn schon DAB+, dann sollten die Hersteller zuerst einmal für möglichst viele Empfangsgeräte im Markt sorgen, die auch für Digital-Radio ausgelegt sind. Swoboda: "Denn kein Privatsender kann Kosten von mehreren Hunderttausend über Jahre argumentieren, wenn es gar keine Hörer gibt."
Ein Turbo für DAB+ könnte etwa sein, wenn (fast) werbefreie ORF-Radioprogramme wie Ö1 oder FM4 nur noch via DAB+ verbreitet würden, meint Swoboda. "Deren Klientel wären wohl zu solchen privaten Investitionen bereit, und die Werbeverluste durch zunächst geringere Hörerzahlen hielten sich im Rahmen. Die dann freien Frequenzen könnten neue österreichweite Private bespielen. Das brächte noch mehr Hörfunk-Vielfalt und wäre gut, auch wenn das mehr Konkurrenz für uns bedeuten würde."
Online-Zukunft
Der Kronehit-Chef sieht die Zukunft von Digitalradio allerdings nicht via Antenne bei DAB+, sondern im Web. "Immer mehr Menschen konsumieren Radio online – vom Mobiltelefon bis zum PC. Entsprechend stellen wir uns auf." Kronehit verfügt derzeit über 17 Webchannels. Das Spektrum reicht von den US-Charts über Dance bis hin zu Kronehit Select, bei dem Titel einzeln gewählt werden können. "Das werden wir deutlich ausbauen in Richtung Themen und Stimmungen. Am Ende gibt es ein Komplettangebot für User."
Um die Auffindbarkeit der Online-Radios möglichst einfach zu gestalten, haben sich heimische Privatsender mit UKW-Lizenz im "Radioplayer" zusammengefunden. Der ORF wurde ebenfalls eingeladen. Über diese App soll deren gesamtes Online-Radio-Angebot verfügbar werden. "Es geht um den Direkt-Kontakt zu den Hörern im Online-Bereich und um Werbeeinnnahmen. Jetzt bündeln andere unsere Inhalte und verdienen damit." Es geht aber auch schon um Plätze auf Medienkonsolen künftiger Autogenerationen. "Sonst verschwindet man im Nirgendwo", meint Swoboda. Den Radioplayer, eine BBC-Entwicklung, gibt es in sechs Ländern Europas, darunter ist Deutschland, wo der Start bevorsteht. Über eine europaweite Verbreitung der Radioplayer-Angebote wird auch schon gesprochen.
Diesen Donnerstag startet mit 15 Sendern die Verbreitung von Radiosignalen via DAB+ in Wien. Für den Empfang sind eigene Geräte notwendig. Dieser Test läuft parallel zum UKW-Betrieb.
ProgrammeNeben Arabella, NRJ oder Lounge FM gibt es neue Anbieter: Herold startet z. B. ein Soft Rock & Pop-Format, Now Radio bringt christliche Musik, der ARBÖ ein Verkehrsinforadio, SoundTrax – Karl Habsburgs Radioprojekt – liefert Filmmusik, und Arabella bietet noch ein Rock-Radio. Infos: www.digitalradio-oesterreich.com
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