Die Wurstsemmel ist gestrichen

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Der Serienhund übersiedelt nach Südtirol und hat jetzt mit Juergen Maurer ein neues Herrl.

Wenn man von Meran den Berg hinauffährt, kommt man nach St. Pankraz. Von dort nach St. Walburg. Und von dort zu dem abgelegenen Bergbauernhof, in dem Kommissar Rex jetzt wohnt. Der hyperintelligente Superhund mit der Schwäche für fett- und kohlenhydrathaltige Weißbrotsnacks hat ein turbulentes Schicksal hinter sich. Von 1994 bis 2004 versetzte er die Wiener Verbrecherschaft in Angst und Schrecken. 2008 übersiedelte er nach Rom und ließ in weiteren sechs Staffeln, weitgehend unbemerkt vom österreichischen Publikum, seine Wunderkräfte wirken. Jetzt kehrt Rex zu seinen Wurzeln zurück. Oder zumindest in deren Nähe.

Derzeit wird in Südtirol ein 90-minütiger „Kommissar Rex“-Film gedreht – mit einem neuen, österreichischen Hauptdarsteller. Burgschauspieler Juergen Maurer spielt den nach dem Unfalltod seiner Frau vereinsamten Polizisten Andreas Mitterer, der von seinem neuen Partner aus der Depression geholt werden soll. Vor zehn Jahren wäre Maurer (46) fast Rex’ drittes Herrl geworden, doch dann bekam Alexander Pschill die Rolle. Jetzt soll er der Serie zu einem – realistischeren – Neustart verhelfen. In der italienischen Fassung konnte Rex Bomben entschärfen. Künftig soll „das Tier wieder als Tier behandelt werden“, sagt Maurer, „nicht als James Bond im Pelzmantel“.

Aki und Tokio

Die tierische Hauptrolle wird von zwei Hunden gespielt: Aki und Tokio. Aki ist der Feinmotoriker. Er kann Handys in der Gegend herumtragen, Türen öffnen … und Bussis geben. Wenn Hundetrainer Massimo dem zu Küssenden Thunfischpaste hinters Ohr schmiert und „Bacio, Bacio“ ruft.

Double Tokio – vom Team despektierlich "Schlaftablette“ genannt – kommt zum Einsatz, wenn etwas mehr Gemütlichkeit gefragt ist. In einer Szene trägt Mitterer den verletzten Hund einen Berghang hinunter – „Aki würde sich das nie gefallen lassen“, sagt Maurer. Tokio dagegen genoss den kleinen Ausflug so sehr, dass er für einen verletzten Hund fast zu zufrieden aussah.

Einig sind sich Aki und Tokio in ihren kulinarischen Vorlieben. Für jedes gelungene Kunststück werden die Hunde überschwänglich gelobt und mit Wurst-Stücken gefüttert. Maurer: „Ich rieche den ganzen Tag nach Frankfurtern“. Dafür ist die berühmte Wurstsemmel im Film gestrichen. Ein Opfer des neuen Realismus.

Werden die österreichischen Zuschauer vor den Kopf gestoßen sein?

„Der Hund ist eine derartige Marke, das steht außer Frage. Wir adaptieren die Geschichte neu, die Zusammenarbeit zwischen Mann und Hund entsteht erst. Wir stellen die Verbindung zwischen diesen beiden Charakteren auf null, so dass man wieder von vorne anfangen kann.“

Sprachverwirrung

Bei den Dreharbeiten, die noch bis Ende März dauern, herrscht fröhliche Sprachverwirrung. Hauptdarsteller Maurer, August Schmölzer, der in dem Film den Großvater eines entführten Buben spielt, und Gerichtsmedizinerin Marie Christine Friedrich sprechen deutsch. Regisseur Erhard Riedlsperger auch. Fast alle anderen Mitwirkenden italienisch. Gedreht wird zweisprachig. Riedlsperger wird beim Dreh von „Dialogue Coach“ Laura Vergelli unterstützt, die Stefan Brunners Buch auch ins Italienische übertragen hat.

Südtirol habe sich als Drehort aus zwei Gründen angeboten, sagt Riedlsperger: Erstens gibt es dort seit einigen Jahren ambitionierte Filmfördermodelle. Zweitens ist es „die perfekte kulturelle Schnittstelle zwischen Italien und Österreich“.

In „Eiszeit“, so der Name des Films, zeigt sich der Norden Italiens von seiner frostigen Seite. Ist der 90-Minüter bei seiner Ausstrahlung rund um Weihnachten ein Erfolg, könnte „Kommissar Rex“ wieder in Serie gehen – und vielleicht irgendwann auch Bilder von der berühmten Meraner Apfelblüte liefern.

Juergen Maurer, am 30. Jänner 1967 in Klagenfurt geboren, ist Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters – im Herbst läuft sein Vertrag aus. Er war in den letzten Jahren in TV-Produktionen wie „Das Wunder von Kärnten“, „Spuren des Bösen“, „Das Glück der Erde zu sehen“ und „Der Turm“ zu sehen.

Maurer ist Rex’ siebentes Herrl und wagt mit dem berühmten TV-Hund einen Neustart: weniger unrealistische Action, mehr Ecken und Kanten. Er nahm für die Rolle in wenigen Monaten zehn Kilo ab und will einen differenzierten Ermittler zeigen – kein 25-jähriger Six-Pack-Posterboy, sondern ein Mann, der nach dem Unfalltod seiner Frau erst wieder ins Leben zurückfinden muss.

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