Eisenbahnraub, reloaded

Zur ARTE-Sendung Die Gentlemen baten zur Kasse ­ Die wahre Geschichte des legendären Postraubs 15: Michael Donegan (Horst Tappert, re.) ist einer der Anführer der Posträuber in "Die Gentlemen bitten zur Kasse" (1966) © NDR Foto: ARTE Honorarfreie Verwendung nur im Zusammenhang mit genannter Sendung und bei folgender Nennung "Bild: Sendeanstalt/Copyright". Andere Verwendungen nur nach vorheriger Absprache: ARTE-Bildredaktion, Silke Wölk Tel.: +33 3 881 422 25, E-Mail: bildredaktion@arte.tv
50 Jahre Postraub um Ronnie Biggs: Arte zeigt eine neue und intime Aufarbeitung des legendären Coups.

Am Anfang war der Postraub: Am 8. August 1963 verübte Ronald Biggs gemeinsam mit einer mehrköpfigen Bande den legendärsten Coup der britischen Kriminalgeschichte. Ohne Waffengewalt und binnen kürzester Zeit räumten die Ganoven einen Geldwaggon der britischen Royal Mail leer. Eine Legende war geboren. Ronnie Biggs, der mittlerweile in seiner Heimat seine 30-jährige Haftstrafe verbüßte, bevor er nach einem Schlaganfall begnadigt wurde, ist nahezu ein Popstar: Ohne Waffengewalt mit Millionen ins Ausland abgesetzt? Die Sympathie im Volk war ihm sicher. Schon bald nach dem Raub wurde der Stoff verfilmt. „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ machte Horst Tappert 1966 zum Star.

Neu aufgearbeitet

Eisenbahnraub, reloaded
Zur ARTE-Sendung Die Gentlemen baten zur Kasse ­ Die wahre Geschichte des legendären Postraubs (2) 9: Fred Foreman (li.), Gangsterboss aus London, besucht zusammen mit seiner Frau Ronnie Biggs (re.) in Brasilien. Foreman hat die Flucht von Ronnie Biggs organisiert und über Bestechung die Freilassung von zwei Tatbeteiligten. © Privatbesitz Foto: ARTE Honorarfreie Verwendung nur im Zusammenhang mit genannter Sendung und bei folgender Nennung "Bild: Sendeanstalt/Copyright". Andere Verwendungen nur nach vorheriger Absprache: ARTE-Bildredaktion, Silke Wölk Tel.: +33 3 881 422 25, E-Mail: bildredaktion@arte.tv
Bis heute ist der Fall eine offene Wunde bei Scotland Yard, Einzelheiten wurden streng unter Verschluss gehalten. Nach 50 Jahren wurden die Archive geöffnet, was einen neuen Blick auf die damaligen Geschehnisse verspricht. Was dabei herauskam, zeigt Arte in der zweiteiligen Neuaufarbeitung des Falles, „Die Gentlemen baten zur Kasse“ (ab 20.15 Uhr).

Darin wird die Rolle des bisher eher im Schatten stehenden Masterminds des Raubzugs, Bruce Reynolds, in den Mittelpunkt gestellt. Er wirkte am Film mit und verstarb heuer während der Dreharbeiten.

Heraus kam ein Panorama rund um die gute alte Zeit der britischen Gangsterbosse, samt einschlägiger Gastauftritte: Fred Foreman, der legendäre „Godfather of British Crime“, gewährte dem Kamerateam etwa eine stilechte Audienz. Er hatte die Flucht von Ronald Biggs organisiert und traf ihn später gemütlich im Urlaub in Brasilien (siehe Bild).

Wie Gangster leben

Sehr anschaulich: Reynolds und dessen Sohn Nick gewährten den Filmemachern recht private Einblicke in das einstige Leben auf der Flucht quer durch Mexiko und die USA.

Dem Gangstergenre blieb der Sohnemann über Umwege verbunden, wenn auch rein künstlerisch: Als Musiker der Rockband „Alabama 3“ wirkte er am Titelsong der Mafia–Serie „Sopranos“ mit.

Polizei im Zwielicht

Der Film zeigt aber auch die Verirrungen der Ermittler: Die akribische und schwierige Fahndungsarbeit vermischte sich mit der Manipulation von Indizien und Beweisen – ein Unschuldiger musste schließlich mit einer Gefängnisstrafe für den Fehler bitter büßen.

Nicht zuletzt ist der Fall ein Stück Mediengeschichte: Die Boulevardzeitungen der damaligen Zeit waren voll mit reißerischen Storys und das noch neue Medium TV mischte ordentlich mit.

Der größte Eisenbahnraub aller Zeiten jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal. Im Dokudrama „Die Gentlemen baten zur Kasse“ wird die Geschichte von Bruce Reynolds, Ronnie Biggs & Co. neu aufgerollt, wobei unmittelbar Beteiligte von Planung, Durchführung und Flucht berichten. Auch die Rolle der Ermittler wird neu beleuchtet.

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