Ottfried Fischer und das berühmte Reich-Ranicki-Zitat

Ich nehme diesen Preis nicht an" - Mit diesen Worten betrat Kabarettist und Schauspieler Ottfried Fischer (59) am Mittwochabend die Bühne bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Für einen Augenblick herrschte betretene Stille unter den rund 1300 Gästen im Kölner Coloneum, bis Fischer nachschob: "Eine Pointe!" Vor fünf Jahren hatte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit dieser Bemerkung die Auszeichnung abgelehnt, weil ihm viele TV-Sendungen, die an jenem Abend prämiiert wurden, nicht passten.
Fischer jedoch, der vor fünf Jahren seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, nahm den Ehrenpreis der Stifter für sein Lebenswerk natürlich an. Er berichtete, dass er aus der Gegend von Passau stamme. Die Stadt habe mit dem Fernsehen gemeinsam, dass ihr häufiger das Wasser bis zum Hals stehe. Er erzählte noch ein paar Anekdoten aus der Heimat und trug ein Gedicht über Venedig vor. Das Publikum wird Fischer, dessen Freundin Simone Brandlmeier im Publikum saß, künftig missen müssen, zur Zeit dreht er den letzten Film in der Reihe Pfarrer Braun.


Das ARD-Drama "Operation Zucker" wurde zum besten Fernsehfilm gekrönt. Die Geschichte um die Zwangsprostitution rumänischer Kinder in Deutschland behauptete sich gegen "Der Fall Jakob von Metzler" ( ZDF) und "Der Minister" (Sat.1). "Ich freue mich, dass es den Mut gibt, solch radikale Filme zu machen", sagte Produzentin Gabriela Sperl. "Und ich hoffe, dass nach der Wahl die Politiker sich für Kinder und gegen Prostitution einzusetzen."

Im Duell zweier umstrittener TV-Formate hat sich die ZDFneo-Reihe "Auf der Flucht" gegen die RTL-II-Dauershow "Berlin -Tag und Nacht" (BTN) durchgesetzt. Die ZDFneo-Sendung, in der Prominente sich auf die Spur von Flüchtlingen begeben, wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Unterhaltung Doku/Dokutainment ausgezeichnet. Internationale Hilfsorganisationen hatten die Reihe kritisiert. Auch BTN war gerügt worden: "Ein bewusst dilettantisches Schauspiel", nannte der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler, früher Leiter des Grimme-Instituts in Marl, das in einer Berliner WG angesiedelte Format. Es solle die Vermutung mobilisiert werden: "Was so schlecht gespielt ist, kann nur echt sein." Das Format sei "aggressive Anti-Kunst" und lebe nur von einem "Kult des Authentischen".
Der Deutsche Fernsehpreis 2013 wurde in zwölf Werkskategorien vergeben. Hinzu kommen die Förderpreise, ein Publikumspreis, Preise für Besondere Leistungen und der Ehrenpreis der Stifter fürs Lebenswerk an Schauspieler Ottfried Fischer. Die Preisträger im Einzelnen:
Bester Fernsehfilm - "Operation Zucker" ( ARD)
Bester Mehrteiler - "Unsere Mütter, unsere Väter" (ZDF)
Beste Serie - "Zeit der Helden" (SWR/Arte)
Bester Schauspieler - Matthias Brandt für " Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen" (ARD), " Polizeiruf 110: Fieber" (ARD), "Eine mörderische Entscheidung" (ARD), "Verratene Freunde" (ARD)
Beste Schauspielerin - Susanne Wolff für "Mobbing" (ARD)
Beste Dokumentation - "Hudekamp - Ein Heimatfilm" (NDR)
Beste Reportage - "Staatsgeheimnis Bankenrettung" (Arte/RBB)
Beste Information - "auslandsjournal XXL: Brasilien" (ZDF)
Beste Sportsendung - "sport inside" (WDR) - Kai Dittmann für den Kommentar zum UEFA-Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel Dortmund-Málaga
Beste Unterhaltung Show - "Got to Dance" (ProSieben/Sat.1)
Beste Unterhaltung Doku/Dokutainment - "Auf der Flucht - Das Experiment" (ZDFneo)
Beste Comedy - "Götter wie wir" (ZDFkultur)
Publikumspreis Beste Nachrichtensendung (Voting: 18.09.- 2.10.) - "heute journal" (ZDF)
Ehrenpreis der Stifter fürs Lebenswerk - Ottfried Fischer
Preise für Besondere Leistungen - die Filmemacher Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm für ihre Langzeitdokumentation "Berlin - Ecke Bundesplatz" (RBB Fernsehen) - der Autor und Philosoph Richard David Precht für seine Gesprächssendung "Precht" (ZDF) - der Regisseur und Autor Joachim A. Lang, der Schauspieler Götz George und der Dokumentarfilmer Jan George für das Dokudrama "George" (ARD)
Förderpreis - Leonard Carow für seine schauspielerische Leistung in "Tatort: Dinge, die noch zu tun sind" (ARD) und "Und alle haben geschwiegen" (ZDF)
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