Ottfried Fischer und das berühmte Reich-Ranicki-Zitat

Ein Mann im Smoking hält einen Preis in der Hand und wirkt überrascht.
Der Kabarettist wurde für sein Lebenswerk geehrt und bediente sich als Pointe bei Marcel Reich-Ranicki.

Ich nehme diesen Preis nicht an" - Mit diesen Worten betrat Kabarettist und Schauspieler Ottfried Fischer (59) am Mittwochabend die Bühne bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Für einen Augenblick herrschte betretene Stille unter den rund 1300 Gästen im Kölner Coloneum, bis Fischer nachschob: "Eine Pointe!" Vor fünf Jahren hatte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit dieser Bemerkung die Auszeichnung abgelehnt, weil ihm viele TV-Sendungen, die an jenem Abend prämiiert wurden, nicht passten.

Fischer jedoch, der vor fünf Jahren seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, nahm den Ehrenpreis der Stifter für sein Lebenswerk natürlich an. Er berichtete, dass er aus der Gegend von Passau stamme. Die Stadt habe mit dem Fernsehen gemeinsam, dass ihr häufiger das Wasser bis zum Hals stehe. Er erzählte noch ein paar Anekdoten aus der Heimat und trug ein Gedicht über Venedig vor. Das Publikum wird Fischer, dessen Freundin Simone Brandlmeier im Publikum saß, künftig missen müssen, zur Zeit dreht er den letzten Film in der Reihe Pfarrer Braun.

Eine Frau im Anzug hält eine Auszeichnung in ihren Händen und lächelt.
epa03893417 Actress Susanne Wolff holds her Best Actress Award onstage during the award ceremony of the German TV Prize in the Coloneum in Cologne, Germany, 02 October 2013. EPA/ROLF VENNENBERND
Desweiteren: Susanne Wolff ist Deutschlands Beste Schauspielerin, Matthias Brandt Deutschlands Bester Schauspieler. Wolff, Jahrgang 1973, wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis für ihre Leistung im ARD-Drama "Mobbing" geehrt. Wolff sagte nach der Laudatio von Schauspieler-Kollegen Henning Baum: "Mein Herz rast schon seit 3 Uhr heute. Es waren schöne drei Wochen, seitdem ich von der Nominierung weiß." Die gebürtige Bielefelderin siegte gegen die Konkurrentinnen Naja Uhl, Claudia Michelsen, Julia Jäger und Alice Dwyer.
Ein Mann im Anzug lächelt und hält eine Auszeichnung in der Hand.
epa03893413 Actor Matthias Brandt holds his Best Actor Award onstage during the award ceremony of the German TV Prize in the Coloneum in Cologne, Germany, 02 October 2013. EPA/ROLF VENNENBERND
Der 51-jährige Brandt erhielt die Auszeichnung für seine Leistungen in den TV-Filmen " Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen", " Polizeiruf 110: Fieber", "Eine mörderische Entscheidung" und "Verratene Freunde". Brandt setzte sich gegen die Kollegen Robert Atzorn, Volker Bruch, Tom Schilling, Lars Eidinger und Jan Josel Liefers durch. Brandt sagte, er nehme "einen Preis entgegen, den es eigentlich nicht gibt. In der Reihe dieser Nominierten schon gar nicht."

Das ARD-Drama "Operation Zucker" wurde zum besten Fernsehfilm gekrönt. Die Geschichte um die Zwangsprostitution rumänischer Kinder in Deutschland behauptete sich gegen "Der Fall Jakob von Metzler" ( ZDF) und "Der Minister" (Sat.1). "Ich freue mich, dass es den Mut gibt, solch radikale Filme zu machen", sagte Produzentin Gabriela Sperl. "Und ich hoffe, dass nach der Wahl die Politiker sich für Kinder und gegen Prostitution einzusetzen."

Eine Frau mit roten Haaren weint, während eine andere Frau lächelt und eine Auszeichnung entgegennimmt.
epa03893449 Presenter Palina Rojinski (R) holds her Best Entertainment Show Award onstage during the award ceremony of the German TV Prize in the Coloneum in Cologne, Germany, 02 October 2013. EPA/ROLF VENNENBERND
Als Bester Mehrteiler gewann die ZDF-Produktion, "Unsere Mütter, unsere Väter" gegen den ARD-Zweiteiler "Der Turm", der leer ausging, und das ZDF-Epos "Das Adlon. Eine Familiensaga". Als Beste Show wurde die ProSiebenSat.1-Reihe "Got to Dance" gekürt. Dies blieb für den gastgebenden Sender Sat.1, für den das Komikergespann Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher moderierte, auch der einzige Preis am Abend.

Im Duell zweier umstrittener TV-Formate hat sich die ZDFneo-Reihe "Auf der Flucht" gegen die RTL-II-Dauershow "Berlin -Tag und Nacht" (BTN) durchgesetzt. Die ZDFneo-Sendung, in der Prominente sich auf die Spur von Flüchtlingen begeben, wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Unterhaltung Doku/Dokutainment ausgezeichnet. Internationale Hilfsorganisationen hatten die Reihe kritisiert. Auch BTN war gerügt worden: "Ein bewusst dilettantisches Schauspiel", nannte der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler, früher Leiter des Grimme-Instituts in Marl, das in einer Berliner WG angesiedelte Format. Es solle die Vermutung mobilisiert werden: "Was so schlecht gespielt ist, kann nur echt sein." Das Format sei "aggressive Anti-Kunst" und lebe nur von einem "Kult des Authentischen".

Der Deutsche Fernsehpreis 2013 wurde in zwölf Werkskategorien vergeben. Hinzu kommen die Förderpreise, ein Publikumspreis, Preise für Besondere Leistungen und der Ehrenpreis der Stifter fürs Lebenswerk an Schauspieler Ottfried Fischer. Die Preisträger im Einzelnen:

Bester Fernsehfilm - "Operation Zucker" ( ARD)

Bester Mehrteiler - "Unsere Mütter, unsere Väter" (ZDF)

Beste Serie - "Zeit der Helden" (SWR/Arte)

Bester Schauspieler - Matthias Brandt für " Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen" (ARD), " Polizeiruf 110: Fieber" (ARD), "Eine mörderische Entscheidung" (ARD), "Verratene Freunde" (ARD)

Beste Schauspielerin - Susanne Wolff für "Mobbing" (ARD)

Beste Dokumentation - "Hudekamp - Ein Heimatfilm" (NDR)

Beste Reportage - "Staatsgeheimnis Bankenrettung" (Arte/RBB)

Beste Information - "auslandsjournal XXL: Brasilien" (ZDF)

Beste Sportsendung - "sport inside" (WDR) - Kai Dittmann für den Kommentar zum UEFA-Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel Dortmund-Málaga

Beste Unterhaltung Show - "Got to Dance" (ProSieben/Sat.1)

Beste Unterhaltung Doku/Dokutainment - "Auf der Flucht - Das Experiment" (ZDFneo)

Beste Comedy - "Götter wie wir" (ZDFkultur)

Publikumspreis Beste Nachrichtensendung (Voting: 18.09.- 2.10.) - "heute journal" (ZDF)

Ehrenpreis der Stifter fürs Lebenswerk - Ottfried Fischer

Preise für Besondere Leistungen - die Filmemacher Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm für ihre Langzeitdokumentation "Berlin - Ecke Bundesplatz" (RBB Fernsehen) - der Autor und Philosoph Richard David Precht für seine Gesprächssendung "Precht" (ZDF) - der Regisseur und Autor Joachim A. Lang, der Schauspieler Götz George und der Dokumentarfilmer Jan George für das Dokudrama "George" (ARD)

Förderpreis - Leonard Carow für seine schauspielerische Leistung in "Tatort: Dinge, die noch zu tun sind" (ARD) und "Und alle haben geschwiegen" (ZDF)

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