"Der Rücktritt" im TV: Wulffs Anfang vom Ende

"Der Rücktritt" im TV: Wulffs Anfang vom Ende
Sat.1 spielt am Dienstag (20.15 Uhr) den Weg zum Rücktritt des deutschen Ex- Bundespräsidenten Christian Wulff nach.

ARD und ZDF waren feige, Sat.1 dankt!", spottete Produzent Nico Hofmann bei der Kino-Premiere in Berlin. Nun bringt der Privatsender den fiktionalen Blick auf die 68 Tage des Bundespräsidenten Christian Wulff bis zu seinem Rücktritt am 17. Februar 2012. Da begannen die Ermittlungen gegen ihn.

Der Film kommt im letzten guten Moment: Zwei Tage danach ergeht das Urteil gegen den einstigen CDU-Ministerpräsidenten von Niedersachsen, das erste über ein deutsches (Ex-)Staatsoberhaupt. Die Anklage damaliger "Vorteilsannahme" von 750 Euro Spesen endet nach gigantischen Ermittlungen und halbjährigem Prozess wohl mit einem vorläufigen Freispruch. Wulffs Ehre wäre erstmal gerettet, das Amt und die zweite Ehefrau sind aber weg, es trösten 200.000 Euro Rente für 19 Monate an der Staatsspitze. Wulff will nun wieder als Anwalt bei einer großen Wirtschaftskanzlei arbeiten.
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Bilder: Die Affäre Wulff als TV-Event

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Wagenburg-Mentalität

Nun also die Vorgeschichte als "Dokudrama": Wie der öffentlich stets lächelnde Wulff auf die Recherchen des Boulevard-Blatts Bild reagiert. Wie im Schloss Bellevue und der Dienstvilla eine "Wagenburg-Mentalität" (der erfahrene Regisseur Thomas Schadt) entsteht, wie die immer mehr Verkrampfung erzeugt, die in seiner Drohung gegen Bild mit "Krieg" gipfelt.

Deren Aufdecken der von Wulff verschleierten Fremdfinanzierung seines Hauses treibt das "Eingeschlossenen-Drama" (Schadt) an, das seinen fatalen Hang zu Freunden mit Geld offenlegt. Um ihn wird es einsam, auch wegen Ehefrau Bettina, deren Dauerlächeln gefriert.

Der Film zeigt Schlüsselszenen von innen und setzt, sehr häufig, die realen TV-News dagegen. Aber auch die Fiktion bringt einem die Person Wulff nicht wirklich näher: Die Macher haben oder wagen keine Interpretation seines inneren Dramas, jedenfalls nicht mehr, als man sich das schon damals vorstellte. Stimmungen, die Fiktion besser als Dokus zeigen und produzieren könnte, schafft der Film so zu selten.

Was auch an den guten Hauptdarstellern liegt. Kai Wiesingers Mimik als Wulff ist versteinert, Anja Klings Bettina so zurückgenommen, dass kaum Mitleid oder Häme, ja nicht einmal Beklommenheit entsteht. Es herrscht Unverständnis.

Authentisch

Obwohl Mit-Drehbuchautor Jan Fleischhauer (Spiegel) das höchste Berliner Politmilieu authentisch zeichnet, am besten in den Nebenrollen, bleibt das Drama letztlich unerklärt. Dass dieser Bundespräsident an seiner Vergangenheit scheitert, die so unprofessionell gemanagt war wie sein Krisenmanagement dem Klammern am Amtsbonus, glaubte man schon vor diesen 90 Minuten zu wissen.

Vielleicht, weil der "Film näher an den Fakten ist als jeder bisherige von uns" (Hofmann). Vielleicht aber auch nur, weil der zeitliche Abstand zu gering ist: Dies ist eine ausgeschmückte, handwerklich sehr gut gemachte Chronik. Das perfekte Beispiel, wie Politik und Medien funktionieren, wie Macht entsteht und vergeht im Spiel mit den Medien, ist das nicht. Deutsches Unterhaltungs-TV reflektiert Realität in Krimis, Kitsch- und Sozialdramen durchaus gut. Polit-Fiktion machen andere besser.

Der mit ihr erfolgreichste deutsche Produzent will aber noch näher ans Heute, vorerst mit dem bayerischen Justiz-Opfer Gustl Mollath. Hofmann hat starke Konkurrenz: Stefan Aust, Ex-Spiegel-Chefredakteur und Dokumentarfilmer, bereitet sogar einen dreiteiligen Spielfilm über die Mordserie an Migranten durch die Neonazi-Bande NSU vor, deren überlebendes Mitglied Beate Zschäpe noch länger vor Gericht steht. Aust wagt es für die ARD.

INFO: "Der Rücktritt": Dienstag, 25. 2., 20.15 Uhr, Sat.1.

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