Der Mittwochabend auf ORFeins schwächelt

Der Mittwochabend auf ORFeins schwächelt
Junge Seher und Reichweiten kommen dem ORF in der Wochenmitte zusehends abhanden.

Krisenzone Wochenmitte: Dem jungen Sender ORFeins kommen am Mittwochabend die Seher abhanden. In absoluten Zahlen und in wichtigen Segmenten, nämlich den jungen Sehern. Zeitleisten, die dem KURIER vorliegen (siehe Grafik) zeigen eine Halbierung des Hauptabends (von 20.00 Uhr bis 23.00 Uhr) im Vergleichszeitraum Jahresbeginn bis Ende Oktober.

So konnte der ORFeins-Hauptabend vor zehn Jahren noch locker eine halbe Million an sich binden. 2014 waren es im Schnitt (bis Ende Oktober) nur mehr 235.000. Zu einem wesentlichen Teil ist der Verfall auf die Digitalisierung des Fernsehens zurückzuführen: Seit Mitte des Jahrzehnts ist die Zahl der digital verfügbaren Sender via Kabel und Satellit in die Höhe geschossen und kostet den ORF regelmäßig Marktanteile.

Seherpotenzial

Der Verfall des Mittwochabend ist aber dennoch drastisch, was der Vergleich der letzten fünf Jahre zeigt: 2009 waren noch 336.000 Seher im ORFeins-Mittwochabend vertreten, heuer waren es im Vergleichszeitraum nur mehr 235.000. Ganze 101.000 ließ der ORF damit an Seherpotenzial liegen.

Was besonders schmerzen dürfte: Die jungen Seher, für die ORFeins ja die öffentlich-rechtliche Anlaufstelle sein sollte, verabschiedeten sich ebenfalls: 2009 waren es noch 21 Prozent, 2014 sahen nur mehr 14 Prozent der 12- bis 49-Jährigen am Mittwochabend zu.

Ein Trend, der an anderen Sendeplätzen in dieser Drastik nicht zu sehen ist. So hat die Dienstag-Serie "SOKO Donau" eine treue Seherschaft mit stabilen Marktanteilen: Staffel eins hatte 596.000 Seher, Staffel neun hatte 633.000.

Die Abkehr vom Mittwoch hat mehrere Gründe: Einer davon ist das mangelnde Profil des Wochentages. Montag ist Serientag, Dienstag bringt Comedy. Donnerstag Sport, Freitag saisonales Eventfernsehen. Aber Mittwoch? US-Serien wechseln sich dort mit Sport und sporadischen Eigenproduktionen ab. Die neue ORF-Serie "Die Detektive" könnte ein Anker sein: 396.000 sahen hier in der Vorwoche zu. Auch andere Eigenproduktionen in der Information bergen Hoffnung: "Dokeins" und "Talkeins" am 29. Oktober fuhren ab 22.45 Uhr fast die gleichen Marktanteile ein (9 Prozent) wie das Fußball-Cupspiel davor.

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