"Bild"-Online bald kostenpflichtig

"Bild"-Online bald kostenpflichtig
Der Axel Springer Verlag will aus den an kostenlose Inhalte gewöhnte Internetnutzer zahlende Kunden machen.

Angesichts rapide wegbrechender Einnahmen aus Printwerbung wird der Axel-Springer-Verlag bei seiner Digital-Offensive experimentierfreudig. Nach der Welt, für die bald auch im Internet bezahlt werden muss, solle nächstes Jahr auch für den Online-Auftritt der Bild ein Obolus fällig werden, bekräftigte Konzernchef Mathias Döpfner am Mittwoch. Neu daran: Bei beiden Publikationen wird Springer unterschiedliche Modelle erproben, um aus den an kostenlose Inhalte gewöhnten Internetnutzern zahlende Kunden zu machen.

"Wir wollen verschiedene Wege testen", sagte Döpfner. Vorbild für die Welt sei das Online-Angebot der New York Times, bei der zunächst einige Artikel kostenlos sind und erst später gezahlt werden muss. "Das Modell der 'Bild' wird ein anderes", betonte er, ohne Details verraten zu wollen. Klar ist aber, dass der Verlagsriese auf der Bild-Seite dabei auf König Fußball setzt. Springer ersteigerte im Frühjahr die Rechte für Internet-Zusammenfassungen der Matches der Fußball-Bundesliga. Die Lizenz gilt ab der Saison 2013/14.

Schrumpfende Einnahmen

Der Konzern gibt auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern Gas, da das angestammte Printgeschäft immer schneller schwindet. Die gesamte Branche kämpft zwar seit Jahren mit schrumpfenden Einnahmen aus Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften. Die trüben Wirtschaftsaussichten sorgten jüngst jedoch dafür, dass Werbekunden noch zögerlicher buchen. In Deutschland brachen im dritten Quartal die Reklameeinahmen der Springer-Zeitungen beispielsweise um 12,2 Prozent ein.

"Die Print-Werbeerlöse im dritten Quartal lagen am unteren Ende unserer Erwartungen", sagte Döpfner. Das zog die Quartalsbilanz nach unten. Im Zeitraum Juli bis Ende September sank das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 4,4 Prozent auf 150,6 Mio. Euro, wie das Berliner Verlagshaus mitteilte. Der Umsatz ging um 0,7 Prozent auf 787 Mio. Euro zurück.

Im Gesamtjahr sollten jedoch die Zuwächse bei den digitalen Medien die Rückgange wettmachen. In den ersten neun Monaten nahm der Konzern bereits mehr mit Online- als mit Print-Reklame ein. Döpfner bekräftigte die Prognose für 2012: Die Konzernerlöse sollen im einstelligen Prozentbereich steigen und das Ebitda leicht höher ausfallen als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr fuhr das Unternehmen bei 3,2 Mrd. Euro Umsatz ein Ebitda von 593 Mio. Euro ein. Bei Anlegern kam die Bestätigung des Ausblicks gut an: Die im MDax notierten Aktien stiegen um drei Prozent.

Um das Digital-Geschäft noch schneller auszubauen, ist Springer seit Jahren auf Einkaufstour. Jüngster Zugang ist die belgische Immobilienseite Immoweb, die der Konzern für 128 Mio. Euro übernahm. Im Internet-Kleinanzeigengeschäft betreibt das Berliner Verlagshaus zusammen mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic ein Joint-Venture. Springer brachte seine Online-Töchter Seloger.com, Immonet und Stepstone in die Gemeinschaftsfirma ein.

Kommentare