Axel Springer: Ein Feindbild wäre 100

Vor 100 Jahren wurde Axel Springer geboren – der umstrittene Gründer des bis heute umstrittenen Medienkonzerns. Eine TV-Doku und Bücher erinnern an ihn.

Er war ein rücksichts­loser Verleger und Visionär der deutschen Wiedervereinigung. Ein Meinungsmacher und Menschenfreund, Egomane, geistiger Brandstifter und antikommunistischer Provokateur. Er war eine der prägendsten Verlegerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegszeit: Am 2. Mai wäre Axel Springer hundert Jahre alt geworden.

Und in Deutschland wird gefeiert. Der Springer Verlag organisiert zum Jubiläum einen großen Empfang für die Spitzen der Gesellschaft. Eine Sonderbriefmarke ist erschienen, neue Bücher setzen sich mit Springers widersprüchlicher Persönlichkeit auseinander.

Die Macht der "Springer-Presse"

Axel Springer: Ein Feindbild wäre 100

Axel Springer, 1912 in Hamburg geboren, Ver­legerssohn und gelernter Drucker und Setzer, hatte nach dem Krieg begonnen, sein Medienimperium aufzubauen. 1946 gründete er Hörzu, 1948 das Hamburger Abendblatt. Im Juni 1952 erschien die erste Ausgabe von Bild, 1953 erwarb Springer die Welt. Ende der 60er-Jahre wuchs die Kritik am mächtigen Verleger und kulminierte in den Studentenprotesten von 1968 und den Demonstrationen gegen die "Springer-Presse".

Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, einer seiner schärfsten Konkurrenten, meinte, dass "kein einzelner Mann in Deutschland vor Hitler und seit Hitler so viel Macht kumuliert" habe, "Bismarck und die beiden Kaiser ausgenommen".

Auseinandersetzungen

Axel Springer: Ein Feindbild wäre 100

Nach dem Selbstmord seines Sohnes Axel junior 1980 zog sich der überzeugte Antikommunist und Israel-Unterstützer aus dem Unternehmen zurück, am 22. September 1985 starb er 73-jährig in Berlin.

Die politischen Auseinandersetzungen der 60er-Jahre machten ihm bis zum Schluss zu schaffen. Der Journalist Tilman Jens analysiert ihre Folgen in seiner gerade erschienen Schrift "Axel Cäsar Springer – Ein deutsches Feindbild":

"Und doch, der Sieg, den der Meinungskonzern in der Schlacht mit seinen erbitterten Gegnern davontrug, hat auch beim Sieger seine Narben hinterlassen. Sie schmerzen, so wie es ausschaut, bis heute. Der Ruf bleibt ruiniert." Das "obsessiv gehegte Feindbild Springer" habe bis heute kaum an Wirkungskraft verloren.

Drei Bücher zum Gedenktag

Axel Springer: Ein Feindbild wäre 100

Der deutsche Wirtschaftstheoretiker Tim von Arnim nähert sich Springer in seiner Biografie "Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen" von der unternehmerischen Seite. Springer ist für Arnim "das Symbol eines visionärhaft handelnden Unternehmers, der nicht allein das große Geld machen will, sondern für seine Vision eine große Leidenschaft entwickelt und damit am Ende auch das große Geld erwirtschaftet".

Das persönlichste Buch, das zu Springers 100. Geburtstag erscheint, hat dessen Enkel Axel Sven Springer (46) – der Sohn von Springers Sohn Axel, der 1980 Selbstmord beging, – geschrieben.

Axel Springer: Ein Feindbild wäre 100

Er schildert darin den Erbstreit mit Springers fünfter Ehefrau und heutigen Verlegerin Friede Springer: Axel Springer hatte 1983 Friede 50 Prozent, seiner Tochter Barbara und seinem Enkel Axel Sven je 25 Prozent der Anteile zugesprochen. Nach seinem Tod wurde ein anderer Wille bekannt, wonach Friede 70 und Axel Sven nur fünf Prozent bekommen sollten. Obwohl das Gericht diese Verfügung für "nicht formgerecht" erklärte, weil darunter Springers Unterschrift fehlte, einigten sich die Erben auf diese Aufteilung. 2002 focht Axel Sven die Vereinbarung an, verlor den Prozess aber in letzter Instanz.

In seinem Buch erzählt Axel Sven Springer "von unseren gemeinsamen Stunden, von einem Axel Springer, wie ihn nur die wenig­sten gekannt haben dürften". Sein Großvater "einer der wohl untalentiertesten Familienmenschen, die man sich vorstellen kann", habe sich nach dem Selbstmord seine Sohnes aufrichtig bemüht, dem Enkel "eine liebevolle, männliche Stütze zu sein". Und Axel Sven beschreibt in "Das neue Testament" auch, wie er als 19-jähriger Internatsschüler in der Schweiz entführt wurde.

Nach einem 68-stündigen Martyrium "war ich frei und bin es doch, bis heute, nie mehr so ganz. Dass mir Leid geschah, nur weil ich sein Enkel war, hat mein Großvater nie verwunden. Neun Monate nach meiner Entführung starb er."

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