ATV und Puls4 streiten um Platz

ATV und Puls4 streiten um Platz
ATV sieht sich von der Puls4-Gruppe ausgebootet und macht Druck im Privatsenderverband.

Im Privatsenderverband hängt der Haussegen derzeit gewaltig schief. Der Grund: Bei derzeit rund 40.000 Haushalten, die Kunden des Anbieters HD Austria sind, verschwindet ATV von den Sendeplätzen, es sei denn, die Kunden schaffen es, den Sender manuell einzustellen. HD Austria wird von der niederländischen M7-Gruppe vertrieben und bietet für 7,90 Euro im Monat auch die sonst nicht frei verfügbaren privaten Sender in hochauflösendem Format. ATV-Chef Martin Gastinger sieht seinen Sender, der sonst gratis im HD-Signal zu empfangen ist, gravierend benachteiligt und ortet eine Art Komplott dahinter: Die Sendergruppe ProSiebenSat.1Puls4 habe sich mit M7 darauf verständigt, dass ATV aus den Geräten fliege. Gastinger und ATV-Eigner Herbert Kloiber haben dagegen im Privatsenderverband protestiert. Denn, so die Forderung von ATV: Sender, die in Österreich produzieren, müssten auf allen Plattformen zu sehen sein. Mit dem Anliegen sei man bis zu einer Aussprache in der Vorwoche allerdings wochenlang abgeblitzt, sagte Gastinger. „Es kann nicht sein, dass ein ausländischer Anbieter entscheidet, welcher Sender in Österreich zu sehen ist. Eine Sendergruppe versucht, einen anderen Sender zu verdrängen.“ Kloiber spricht von einer „Supersauerei“. ATV drängt darauf, dass der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) einen Gesetzesvorschlag ausarbeitet, „in dem Sender, die eine Wertschöpfung im Land haben und einen gewissen Anteil an Information und Kultur im Programm haben, bevorzugt werden“, so Gastinger. Eine solche „Must Carry“-Regelung gibt es für den ORF, der auf allen Plattformen gezeigt werden muss.

Konkurrent im Boot

Das Problem aus ATV-Sicht: Mit Puls4-Chef Markus Breitenecker sitzt der direkte Konkurrent im gemeinsamen Boot VÖP. Breitenecker, wie Gastinger stellvertretender Chef des Verbandes, habe kein Interesse daran, ATV in dieser Frage übermäßig zu helfen. „Herr Breitenecker sitzt mit zwei Hüten in dem Verband“, so Gastinger, der indirekt droht: “Wir haben derzeit kein Interesse an einem Austritt, müssen aber darauf achten, dass wir unsere Interessen ausreichend vertreten sehen.“

Nicht nachvollziehbar

Bernhard Albrecht, COO von ProSiebenSat.1Puls4 findet die Sichtweise „nicht nachvollziehbar“, da es die freie Entscheidung von ATV gewesen sei, nicht an diesem Projekt teilzunehmen „und daher auch offensichtlich kein Vertrag mit HD Austria besteht“. Allfällige Fragen seien aber direkt zwischen M7 und ATV zu klären. Man nehme selbst darauf keinen Einfluss, betonte er.

Die ATV-Forderung im VÖP sei derzeit noch Gegenstand einer Diskussion, „da sie zu weitreichend gestaltet waren, diskriminierenden Bestimmungen enthalten und zum offensichtlichen Vorteil von ATV formuliert sind“.

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