Der Blick zurück als Rezept für neue Serien
Die Rückkehr alter Serien und erfolgreiche Filmstoffe, die zu Serien verarbeitet werden, das sind zwei der wesentlichen Trends, die die jüngst zu Ende gegangenen L.A. Screenings gezeigt haben. Dort präsentieren alljährlich die großen US-Sender und Studios ihre Programme für die kommende TV-Saison. Und was es dort über wenige Folgen hinaus schafft, kommt in der Regel früher oder später auch in die deutschsprachigen Sender.
"Es gibt viel solide, zum Teil sehr hochwertig produzierte Programme, aber im Grunde kein echtes Highlight", resümiert Andrea Bogad-Radatz, die Film- und Serienchefin des ORF. Offenbar hätten die US-Produzenten und Sender derzeit Scheu, mehr ins Risiko zu gehen und Innovationen zuzulassen.
Was die "Akte X"-Stars heute machen
Revivals
Unter den Filmen, die nun als Serie umgesetzt werden, sticht "Rush Hour", eine Warner-Produktion für CBS, hervor. Die Ende der 90er-Jahre erfolgreiche Buddy-Cop-Comdey mit Jackie Chan und Chris Tucker ist auch als Serie "überraschend gelungen, humorvoll und mit einem guten Cast besetzt", meint Bogad-Radatz.
Dahinter steht Bill Lawrence, der Serienschöpfer von "Scrubs" oder "Cougar Town". Unter ORF-Beobachtung steht auch "Game of Silence" nach "Sleepers" (Brad Pitt, Robert De Niro).
Film-Prominenz
Weniger angetan ist die Film- und Serienchefin hingegen von Steven Spielbergs Serien-Umsetzung des "Minority Report" oder auch "Limitless". Letzteres sei nur ein "Abklatsch" des Films, auch wenn Film-Hauptdarsteller Bradley Cooper nun als Executive Producer dabei ist.
Prominente Namen finden sich aber auch vor der Kamera. "Der Trend, dass Filmstars in Serien mitspielen, hält weiter an", stellt Bogad-Radatz fest. Jennifer Lopez ("Shade of Blue"), Jamie Lee Curtis ("Scream Queens"), Wesley Snipes ("The Player"), Dennis Quaid (The Art of More"), Christian Slater ("Mr. Robot") oder Oscar-Preisträgerin Marcia Gay Harden ("Code Black").
"Wir beobachten jetzt, wie sich Serien in den nächsten Monaten entwickeln, um die bestmöglichen für unsere Seher einzukaufen", sagt Bogad-Radatz. Die Konkurrenz durch Netflix und Co ist für sie da kein Thema. "Im Vorjahr war die Aufregung auch bei Produzenten groß wegen des Markteintritts von Netflix im deutschsprachigen Raum. Die hat sich inzwischen allseits gelegt. Und was den viel beschworenen Tod des linearen Fernsehens betrifft, gilt auch hier: Totgesagte leben länger."
Wer auch bei seinem Fernsehkonsum Wert auf Äußerlichkeiten legt, schaut Serien: Damit ist man in, insbesondere, wenn man die dann auch noch auf dem Laptop on demand schaut und der Fernseher abgedreht bleibt. Serien sind das "neue Fernsehen", und Serienschauer die Hipster unter den TV-Konsumenten.
Das lässt man auch wissen: Da streut man mal ein Zitat aus dem Tatort ein, da raunt man einander via Social Media zu, was die heiß geliebte US-Serie für neue Entwicklungen nahm. Dass die Serienmacher aber jetzt schon beginnen, inhaltliche Ehrenrunden zu drehen, bremst den Coolheitsfaktor wieder ordentlich ein. "Akte X", "Muppets", "Full House" kommen zurück – und allerlei Filmstoffe werden als Serien neu aufgelegt. Wie altmodisch! Da kann man ja gleich in 90er-Jahre-Jeans und Grunge-Strickwesterl vor dem Fernseher sitzen. Höchste Zeit also für ein neues "neues Fernsehen". Immer mehr junge Menschen schauen übrigens anderen jungen Menschen beim Computerspielen zu. Und das ist überraschend toll.
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