Athen warnt vor Katastrophen-Jahr

Das Konzept sich aus einer Krise herauszusparen, ist unter Ökonomen stark umschritten. Das erste Mal, dass die Austeritätspolitik im großen Massstaß angewandt wurde, war in den Dreißigerjahren – als die großen Industrienationen nach dem Börsencrash 1929 insbesondere ihre Sozialausgaben massiv kürzten.
Kann der Staatsbankrott noch vermieden werden? Griechenlands Spitzenpolitik warnt, die verängstigte Bevölkerung bangt.

Mit schönfärberischen Reden hat Griechenlands greiser Staatspräsident Karolos Papoulias (82) nichts mehr am Hut. „2012 werden wir entweder Erfolg haben – oder endgültig scheitern“, brachte der Präsident die Lage im Pleitestaat in seiner Neujahrsansprache auf den Punkt.

Die Mehrheit der Griechen sieht dem neuen Jahr sogar mit noch mehr Pessimismus entgegen, die Wirtschaftsprognosen verheißen nichts Gutes: Auch heuer wird die Wirtschaft des Landes, das sechste Jahr in Folge, um mindestens drei Prozent schrumpfen. Das bedeutet: noch mehr Pleiten kleiner Geschäfte (heuer mindestens 60.000), noch mehr Arbeitslose (bereits über 18 Prozent), noch weniger Steuereinnahmen und daher noch mehr Steuer- und Abgabenerhöhungen. 7,5 Milliarden Euro sollen die Griechen allein heuer an neuen Steuern aufbringen.

Rettungspaket

Besonders kritisch, mahnte auch Übergangspremier Lucas Papademos in seiner düsteren Neujahrsansprache, seien die nächsten drei Monate. Griechenland muss seine Einsparungen im riesigen Beamtensektor auf den Weg bringen – nur dann wird Athen aus dem Rettungspaket der EU bis Ende März eine erste Kreditrate von knapp 90 Milliarden Euro überwiesen. Bleibt dieses Geld aus, so warnte Papademos, sei Griechenland spätestens zu Frühlingsbeginn zahlungsunfähig.

Schlimmstenfalls droht der Staatsbankrott und der Rauswurf aus der Euro-Zone – ein Szenario, das Griechenlands Notenbankchef Giorgos Provopoulos die kalten Schauer über den Rücken jagt: „Eine Rückkehr zur Drachme wäre wirklich die Hölle.“

Um genau dieses Szenario zu vermeiden, wurde erst vor wenigen Wochen der parteilose Spitzenbanker Lukas Papademos an die Spitze einer Übergangsregierung berufen. Doch dieser hat nur noch drei Monate Zeit, ehe offenbar noch Anfang April Neuwahlen stattfinden sollen. Und schon jetzt zeigt der konservative Oppositionschef Antonis Samaras wenig Bereitschaft, mit dem ungeliebten Übergangspolitiker Papademos zu kooperieren.

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